Handball:Besser als gedacht

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Volltreffer: Für den TuS ist Max Horner ein prägender Spieler, gegen Saarlouis traf er sechsmal. (Foto: Günther Reger)

Fürstenfeldbrucks Handballer düpieren auch Zweitligaabsteiger Saarlouis - und gelten nun plötzlich selbst als Ligafavorit. Nach einigen Veränderungen.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Absteiger starten per se mit der Hypothek in eine Saison, dass man ihnen die Absicht zur schnellen Rückkehr unterstellt. Das ist bei der HSG Konstanz und der HG Saarlouis nicht anders. Beide Teams sind in der vergangenen Saison aus der zweiten Handball-Bundesliga gefallen, beide zählen folglich zu den Favoriten. Und der Zufall wollte, dass der TuS Fürstenfeldbruck an den ersten beiden Spieltagen der dritten Liga Süd gegen die beiden Absteiger anzutreten hat. Die Brucker haben in den vergangenen vier Spielzeiten den Ruf gefestigt, eine absolut ligataugliche Auswahl zu stellen, die allerdings in der aktuellen Saison ihr Gesicht weitaus umfangreicher verändert hat, als es dem Trainer lieb war. Denn es handelte sich dabei nicht um namhafte Neuverpflichtungen, folglich war Bruck in besagten beiden Spielen: der Außenseiter. Doch nach dem überraschenden und glücklichen 24:23-Erfolg gegen den ambitionierten Gegner vom Bodensee vor Wochenfrist gelang den Bruckern im Saarland die Bestätigung dieses Ergebnisses mit einem 24:22-Triumph gegen Saarlouis.

Torhüter Luderschmid bringt die Saarländer zur Verzweiflung

"Ein Stück weit", so sagte Trainer Martin Wild, sei er schon überrascht ob des famosen Starts in die Saison. Und ja, "damit war nicht unbedingt zu rechnen". Nicht unbedingt zu rechnen? Eine Handvoll Stammspieler muss der TuS bis auf Weiteres ersetzen, zuletzt gingen Wild in Abwehrchef Korbinian Lex und Haupttorschütze Sebastian Meinzer zwei der wichtigsten Akteure verlustig. Die Eindrücke der famosen Vorbereitungsphase indes hätten ihm Mut gegeben, so Wild, zudem wusste er, dass Rückkehrer Falk Kolodziej nicht nur seine Optionen signifikant verbessert, sondern auch, dass der torgefährliche Regisseur "sofort eine Führungsrolle übernehmen kann". Was er seither tut, in Saarlouis lenkte der 25-Jährige nicht nur das Spiel, sonder war mit sechs Treffern neben Max Horner bester TuS-Schütze. Womit man beim zweiten Volltreffer der Brucker Personalplanung wäre. Horner ist gerade 20 Jahre alt geworden, kommt aus der Bayernliga und spielt "rotzfrech" auf, wie Wild findet, der Linkshänder ist prägendes Element im Spiel. "Ich kannte sein Potenzial, deshalb wollte ich ihn ja unbedingt", erklärt der Coach. Überraschender sei hingegen, wie selbstverständlich die Kreisläufer Ole Schwagerus und Benno Gnan die Lücken füllen. Schwagerus entstammt der zweiten Mannschaft und spielte vorwiegend Landesliga, Gnan kam aus der Bezirksoberliga. Auch Matthias Hild habe in der vergangenen Drittligasaison, seiner ersten, schon angedeutet, dass er den Part des Defensiv-Kommandeurs irgendwann werde übernehmen können. Doch dass dies schon so hervorragend klappt, war ebenfalls nicht vorhersehbar, wie Wild dann doch zugibt. Um die Klasse seines Keepers wusste Wild. In einer ausgeglichenen Partie - zum Seitenwechsel stand es 13:13-Unentschieden - war es vor allem der Brucker Torhüter, der den entscheidenden Impuls zu geben wusste. "Er hat in den letzten 15 Minuten nur drei Tore zugelassen", so Wild, Michael Luderschmid hatte eine fabelhafte Quote von 50 Prozent, viele seiner Paraden gelangen gegen völlig freie Werfer. "Er hat ihnen den Zahn gezogen", so Wild, was umso bemerkenswerter ist, wenn man auf das Personal der Saarländer blickt. Nach dem Abstieg wurde es zwar weitgehend ausgetauscht, auf Qualität aber erneut geachtet: Im Rückraum agieren ein lettischer Nationalspieler, ein Kroate, der erst vor ein paar Tagen aus der ersten bosnischen Liga verpflichtet wurde, sowie ein Franzose, der in der Akademie des französischen Verbandes in Paris ausgebildet wurde und nun in Deutschland Fuß fassen will. "Man hat gemerkt, dass noch nicht alle Rädchen ineinandergreifen", sagte Wild, auch das hatte er zumindest erhofft.

Nun erinnert er aber daran, dass erst zwei Partien gespielt sind, der Start sei zweifellos prächtig gelungen - mehr aber auch nicht. Der Saarländische Rundfunk adelte den TuS für seinen starken Auftritt vor etwa 1000 Zuschauern in einem Beitrag für die Sportsendung Sportarena am Sonntagabend, als "effektiv, abgeklärt, im Stile einer Spitzenmannschaft". Wie man es eben von einem "großen Aufstiegsfavoriten" erwarten dürfe. Das überraschte sogar Martin Wild.

© SZ vom 05.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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