Handball:Auf der Welle

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Die Handballer aus Fürstenfeldbruck bezwingen Pfullingen im Drittliga-Spitzenspiel in Unterzahl mit 34:32 - in einer höchst emotionalen Partie sieht Trainer Wild Rot. Er ist allerdings nicht der einzige.

Von Thomas Jensen, Fürstenfeldbruck

Beim Tabellenführer, der seit acht Spieltagen ungeschlagen ist, zu verlieren, wäre keine Schande gewesen. Wenn der Abwehrchef Korbinian Lex nach gerade einmal vier Minuten mit einer roten Karte vom Feld gestellt wird, ohnehin nicht. Durch die ohnehin sehr dünne Personaldecke war ein Durchwechseln in der Verteidigung somit unmöglich. Dass es fünfeinhalb Minuten vor Ende noch mal zwei Platzverweise für Fürstenfeldbrucks Drittliga-Handballer gegeben hat, hätte bei dieser Ausgangslage eigentlich keine Rolle mehr gespielt, die Niederlage hätte spätestens dann feststehen müssen. Das tat sie aber nicht - und am Ende gewannen die Brucker das Spitzenspiel in Pfullingen sogar mit 34:32.

Hätte man TuS-Trainer Martin Wild vor der Partie das Drehbuch des Spiels zum Lesen gegeben, er hätte es wohl nicht geglaubt: "Klar wussten wir um unsere Chance, aber ganz ehrlich, für mich war Pfullingen, mit dem Lauf, den sie haben, der individuellen Klasse und dem Heimvorteil schon Favorit." Trotzdem kamen die Panther von Anfang an gut ins Spiel und führten von der ersten Minute an. Dieser starke Auftritt erhielt auch keine Delle, als die Partie für Abwehrchef Korbinian Lex bald wegen der roten Karte beendet war. Yannick Engelmann übernahm ab da das Zepter in einer Defensive, bei der bis zum Schlusspfiff kein Spieler mehr eine Verschnaufpause bekam. Dennoch hatte diese Szene für Wild im Nachhinein einen positiven Effekt: "Bei diesen erschwerten Bedingungen ging das nur über die emotionale Schiene, und als wir diese erste schwierige Situation überstanden hatten, ist klar geworden, dass heute was möglich ist. Und dann sind wir an unsere Grenzen gegangen."

In der Folge konnte der Zweitplatzierte die beste Offensive der Liga zwar nicht ausbremsen, hielt seinen knappen Vorsprung jedoch beinahe über die gesamte Spielzeit. Auf dem Papier auffälligster Spieler war mit acht Toren mal wieder Yannick Engelmann, Trainer Wild wollte am Ende jedoch keinen aus dem Kollektiv hervorheben. Ebenso wie er untypischerweise diesmal überhaupt nichts Negatives anzuführen hatte, außer Selbstkritik: "Dass ich die Jungs noch mal in eine so schwere Situation bringe, dass hätte es nicht gebraucht. Aus meiner Sicht habe ich auch nichts Verbotenes gemacht, aber klar muss ich zugeben, dass ich das ganze Spiel über am Limit war." Wild meinte damit die Szene fünfeinhalb Minuten vor Spielende, als zunächst Johannes Stumpf vom Feld geschickt wurde und er sich danach über diese - seiner Meinung nach falsche - Entscheidung so echauffiert, dass er selbst von den Schiedsrichtern die rote Karte bekam.

Wild verfolgte das Spiel daraufhin bei den circa 50 mitgereisten Brucker Fans, die für den Trainer auch ihren Anteil am Sieg hatten: "Ausverkaufte Halle im Spitzenspiel und dann auch noch so viele eigene Zuschauer dabei: Das hat uns einen richtigen Push gegeben." Von der Tribüne aus sahen Brucks Trainer und der Anhang, wie die Panther einige Zeit sogar zu viert überstehen mussten. Doch auch hier verteidigten sie den Vorsprung.

Es war eine der letzten Phasen, in denen das Spiel noch einmal hätte umschlagen können - und eigentlich war es das ja auch schon zuvor. Zwischenzeitlich war der ehemalige Bundesligist mit 27:26 in Führung gegangen, doch die Panther waren an diesem Abend einfach nicht zu schlagen. "Da war das Spiel eigentlich schon gekippt, aber irgendwie hatten wir dann vielleicht auch ein bisschen Spielglück. Allerdings nicht unverdient, wir waren einfach bissiger und leidenschaftlicher", resümierte Wild nach der Begegnung.

Und damit endete die Partie vor 1100 Zuschauern in der Kurt-App-Sporthalle 34:32 für Bruck. Kurioserweise steht der TuS jetzt nicht auf Platz eins der Tabelle, obwohl er als Zweiter gegen den Ersten gewonnen hat. Balingen-Weilstetten II hat sich durch einen hohen Sieg noch vorbeigeschoben. Dem Selbstvertrauen seines Teams schadet dieser Umstand nicht, da ist sich Wild sicher: "Wir glauben an unsere Stärken und wissen, dass wir gerade richtig gut spielen. Und wir wissen auch, dass wenig dafür spricht, dass sich das in den nächsten Wochen ändert. Wir wollen die Welle weiterreiten, so lange es geht." Die nächste Chance bietet sich den Bruckern am Samstag, dann ist Saarlouis an der Amper zu Gast.

© SZ vom 04.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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