Handball:Angst vor dem Strudel

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Der ohnehin gebeutelte Drittligist TuS Fürstenfeldbruck muss ohne Abwehrchef Korbinian Lex und Haupttorschütze Sebastian Meinzer in die Saison starten.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Dass ein Trainer mit zurückhaltender Rhetorik in eine Saison geht, ist nicht ungewöhnlich. Die Frage ist, ob dies ernst zu nehmen ist. Im Fall von Martin Wild darf man das tun. Er sagt: "Unser Ziel kann nur der Klassenerhalt sein." Wenn man berücksichtigt, dass seine Mannschaft mit zwischenzeitlicher Tuchfühlung zur Tabellenspitze die vergangene Saison auf dem sechsten Tabellenplatz abgeschlossen hat, in der ersten Hauptrunde des DHB-Pokals auf Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen trifft, macht ihn das der Untertreibung verdächtig. Wenn man mit dem Trainer der Fürstenfeldbrucker Handballer aber über Details plaudert, muss man ihm zustimmen.

Eigentlich hatte sich die Vorbereitung auf die kommende Drittliga-Saison recht gut angelassen, erzählt er, Grundlagenschuften, Kurztrainingslager, Testspiele, alles war im grünen Bereich: "Die Jungs haben in den vergangenen sechs Wochen sehr gut mitgezogen." Doch im Testspiel gegen Drittliga-Aufsteiger Erlangen-Bruck verletzte sich der Brucker Haupttorschütze Sebastian Meinzer schwer am Knie: Innenbandriss und Meniskusriss, mindestens vier Monate Pause. Bei Abwehrchef Korbinian Lex wurde nach anhaltenden Problemen ein Ermüdungsbruch im Schienbeinkopf festgestellt: mindestens zwei Monate Pause. Berücksichtigt man, dass in Alexander Leindl und Yannick Engelmann zwei weitere Stammspieler wegen eines Kreuzbandrisses mindestens die Hinrunde fehlen werden, dass in Tobias Prestele (Karriereende) und Julian Prause (bis Januar im Ausland) die beiden etatmäßigen Kreisläufer fehlen, dann wird die Einschätzung des Brucker Trainers schnell realistisch: "Ich glaube, es wird nach der Aufstiegssaison die schwerste bisher."

Der TuS muss improvisieren: Haupttorschütze Sebastian Meinzer wird den Saisonstart verletzt verpassen. (Foto: Günther Reger)

Der TuS startet Ende August mit der Partie gegen Zweitliga-Absteiger Konstanz in seine fünfte Drittliga-Saison nacheinander; in eine Liga, die ein äußerst ausgeglichenes Feld aufweist. "So gut wie nie", beschreibt Wild die Konkurrenz - ebenfalls eine gern benutzte Floskel, doch auch diese Einschätzung lässt sich mit Fakten unterfüttern. Der TuS Dansenberg etwa, im Vorjahr nur mit höchster Not dem Abstieg entgangen, hat zwei Akteure vom Erstligisten Friesenheim losgeeist. Auch Oppenweiler, das dem Absturz nur knapp entkommen ist, habe sich signifikant verstärkt. "Wenn ich sehe, wie die Konkurrenz aufrüstet, dann gibt es nicht wie im Vorjahr Teams, die schwächer einzuschätzen sind", sagt Wild, auch die Aufsteiger seien ambitioniert und gut besetzt.

Es gilt dennoch drei Absteiger zu ermitteln, momentan sieht Wild in dieser Hinsicht Ungemach auf sich zukommen: "Es wird wichtig sein, in der Hinrunde nicht zu tief in den Abstiegsstrudel zu geraten", sagt er. Immerhin: Für die zweite Saisonhälfte erhofft er personelle Besserung, wenn die Verletzten wieder zurückkehren. Zunächst allerdings werden sich die Zuschauer auf ein neues Gesicht der Mannschaft freuen dürfen, denn in Johannes Stumpf wird in der vermeintlichen Startformation nur ein Bekannter stehen.

Auch Abwehrchef Korbinian Lex kann beim Auftakt nicht dabei sein. (Foto: Johannes Simon)

Neben Rückkehrer Frederik Hartz, der ein Jahr wegen eines Auslandssemesters ausgesetzt hat, dürften das die beiden Horner-Brüder Alexander und Max bilden, die vom Bayernligisten Haunstetten kamen, sowie der ehemalige Friedberger Felix Augner sowie Benno Gnan (vom Bezirksoberligisten Gröbenzell) oder Nachwuchskraft Ole Schwagerus am Kreis.

Erst die Rhein-Neckar Löwen im Pokal, dann Konstanz und Saarlouis, die Zweitliga-Absteiger

Auch das Startprogramm kann sich sehen lassen: Erst der Pokalhit am 18. August gegen den Titelträger aus Mannheim, der nach drei Tagen ausverkauft war, dann eine Woche später Saisonstart gegen Konstanz und wieder eine Woche später die Auswärtspartie beim zweiten Zweitliga-Absteiger in Saarlouis. Für das Endspiel am Pokal-Wochenende, das am Sonntag stattfinden wird, gibt es noch Karten. Dann spielen die beiden Halbfinalsieger aus, wer ins Achtelfinale einziehen wird. Offenbar glauben nicht viele daran, dass die Brucker ihr Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen gewinnen werden. Das dürfte aber nicht an der Personalmisere liegen.

© SZ vom 27.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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