Handball:Alles leer

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Der TuS Fürstenfeldbruck beendet eine starke Saison mit einem bedeutungslosen 17:30-Niederlage und beendet die Verhandlungen mit Richard Wöss vom Zweitligisten Essen.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Letzte Worte: Trainer Martin Wild blickt auf eine gute Saison zurück. (Foto: Günther Reger)

Ein paar Minuten benötigte Martin Wild dann doch, um das Geschehene zu verarbeiten. Was im Übrigen auch für seine Spieler galt, in Anbetracht der Umstände aber nicht allzu viel Zeit in Anspruch nahm. Der TuS Fürstenfeldbruck hat sein letztes Saisonspiel mit 17:30 Toren beim TSV Neuhausen/Filder verloren, ist also zum Schluss der Drittligasaison noch einmal veritabel vermöbelt worden. Trainer sehen derlei grundsätzlich ungern, das Fazit dürfte den Schmerz ein wenig lindern: Denn es war völlig wurscht und bescherte dem Gastgeber einen schönen Saisonabschluss. Was aber nichts mit einem plötzlichen Anfall von Selbstlosigkeit zu tun hatte, sondern damit, dass der TuS seine Ziele bereits vor der Reise nach Baden-Württemberg gebucht hatte: Fürstenfeldbruck beendet die Spielzeit als Sechster und nimmt damit an der ersten Runde des DHB-Pokals teil, was einen Bundesligisten als Gegner garantiert.

Die Heimfahrt, das wusste der Trainer noch zu berichten, sei lustig gewesen wie nie in dieser Saison, selbst Auswärtssiege hätten weniger Frohsinn im Bus verbreitet. Wild indes war mit seinen Gedanken bald weiter, auch davon kann sich ein ambitionierter Trainer schwer befreien. Denn nach der Saison ist vor der Saison und gerade das letzte Spiel habe ihm gezeigt, wie schnell es abwärts gehen kann, wenn seine Spieler ihre Grundtugenden aus den Augen verlieren. Neuhausens Trainer Ralf Bader lobte das Brucker Team für seine große Moral, die Einsatzbereitschaft, Zusammenhalt und Kampfeswillen.

In der ersten Halbzeit habe Wild dies noch beobachten können, der TuS lag zwar mit 8:12 hinten, die Abwehr aber habe ordentlich funktioniert, im Angriff wurde ein besseres Ergebnis verdaddelt. Doch nach dem Wechsel erlosch der Widerstand zusehends, "der Akku war leer, der Kopf war leer, unser Spiel war blutleer und ideenlos". Das Resultat dieser um sich greifenden Leere war ein wachsender Rückstand, beim 10:19 knapp 20 Minuten vor dem Ende war die Partie gelaufen. Es gibt indes viele Beschwernisse, die man für den TuS ins Feld führen kann: eine Handvoll fehlender Stammspieler etwa, die Tatsache, dass der Trainer in Kreisläufer Ole Schwagerus, Torhüter Markus Winkler, den Außen Victor Cimpean und Gianni Huber oder Mittelmann Felix Kerst Akteuren aus der zweiten Reihe viel Einsatzzeit gab und verdienten Kräfte wie Keeper Michael Luderschmid oder den Rückraumspielern Sebastian Meinzer, Johannes Stumpf und Korbinian Lex eine größere Pause. Denn die werden in der kommenden Saison, wohin die Gedanken des Trainers bereits schweiften, im Vollbesitz ihrer Kräfte sein müssen.

Im Werben um Wöss gibt es Konkurrenz aus München. Der Verdacht fällt auf Unterhaching

Die Verhandlungen mit dem spektakulären Zugang Richard Wöss vom Zweitligisten TUSEM Essen habe die Vereinsführung einstimmig beendet. Diese hätten sich gezogen, es ging ums Geld, es wurde zunehmend enervierend - bis der TuS dem 31-jährigen Rechtsaußen nun absagte. "Wir hätten unsere finanziellen Möglichkeiten völlig ausreizen müssen", erklärte Wild, und dann sei da plötzlich ein Mitbewerber aus dem Münchner Raum aufgetaucht. Wer, dazu könne und wolle er nichts sagen, teilte Wild mit, angesichts der Entwicklungen der neuen Spielgemeinschaft Taufkirchen/Unterhaching fällt der Verdacht aber schnell in diese Richtung. Der TuS jedenfalls holt Ersatz aus Friedberg, Felix Augner, 23, passe besser ins Konzept, besonders finanziell. "Wir bleiben unser Linie treu", erklärt Wild, der TuS setzt auf bezahlbare Talente aus der Region. Freilich hatte die Idee - einen Profi, der sich beruflich nach München verändert - zu verpflichten, viel Charme. Man habe lange gerungen, letztlich schien von Wild mit der Entscheidung eine Last abzufallen.

Dennoch warnt er vor der kommenden Saison, vor allem die Langzeitverletzten Alexander Leindl und Yannick Engelmann, die die gesamte Vorrunde fehlen werden, bereiten ihm Sorgen. Mehr Platz für Trübsal allerdings war dann doch nicht, für die Spieler galt dies umso mehr: Sie feierten nach der Ankunft in Bruck einfach weiter.

© SZ vom 07.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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