Handball:Alle gegen Pilekova

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Drittligist HCD Gröbenzell kokettiert mit dem Aufstieg

Von Ralf Tögel, Gröbenzell

Natürlich hatte Hendrik Pleines seine Mannschaft auf Simona Pilekova vorbereitet. Die ehemalige slowakische Handball-Nationalspielerin, die lange erste Bundesliga und sogar Champions League gespielt hat, ist die bestimmende Akteurin beim VfL Waiblingen, das ist wahrlich kein Geheimnis. Dennoch war es immer wieder Pilekova, die der Gröbenzeller Abwehr unlösbare Probleme bereitete. Dass es mit dem 27:22-Erfolg dennoch zum zweiten Sieg im zweiten Drittliga-Spiel nach der Weihnachtspause reichte, war einer famosen Aufholjagd der Gröbenzellerinnen in den letzten 20 Minuten zu verdanken, die Pleines vergnügt zur Kenntnis nahm und als Indiz für "einen großen Zusammenhalt im Team" wertete. Außerdem durfte sich der Gröbenzeller Trainer über einen weiteren Beweis der großen Breite in seinem Kader freuen, denn gegen Waiblingen waren es Svenja Jänicke und Leonie Schweinsteiger, die im entscheidenden Moment die Akzente setzten. Vor allem Jänicke, die Pleines als "eine der besten Abwehrspielerinnen der Liga" bezeichnet, war im Angriff bislang noch nicht in dieser Qualität in Erscheinung getreten.

Doch zunächst waren es die Württembergerinnen, die den Ton angaben, speziell die überragende Pilekova. Pleines gab nur ungern zu, dass sein Abwehrverbund nicht in der Lage war, "eine einzelne Spielerin aufzuhalten", aber bei der Slowakin sei genau das der Fall gewesen. 12:6 führten die Gäste, die Hälfte der gegnerischen Treffer waren auf das Konto von Pilekova gegangen, Pleines musste reagieren und nahm eine Auszeit. Er verordnete der Slowakin nach 20 Spielminuten also eine Sonderbewachung, mit vorerst mäßigem Erfolg. "Sie hat uns danach bei Freiwürfen weiterhin Probleme bereitet", so Pleines, immerhin konnte Vera Balk (6 Tore) mit vier Treffern in Serie den Rückstand zur Pause (11:16) in erträglichen Grenzen halten.

Doch auch nach dem Wechsel blieb der VfL am Drücker, führte bis zur 46. Minute mit 20:16 immer noch recht deutlich - bis Svenja Jänicke kam: "Sie hat das Spiel auf Rückraum Mitte in die Hand genommen, war selbst torgefährlich und hat ihre Nebenspielerinnen in Szene gesetzt", beobachtete Pleines. Die Spielmacherin war mit sieben Treffern nicht nur erfolgreichste Torschützin, sie initiierte einen wahren Sturmlauf. "Wir haben sie in der letzten Viertelstunde regelrecht überrollt", fasste Pleines den 13:2-Lauf seiner Mannschaft zusammen, neben Jänicke war vor allem Leonie Schweinsteiger (3 Tore) in dieser Phase nicht zu halten, das Duo erzielte zehn dieser zwölf Treffer selbst und holte zudem zwei Siebenmeter heraus. Jänicke ist damit im zweiten Jahr ihres Wirkens beim HCD endgültig angekommen. Pleines war immer von den Qualitäten der Rückraumspielerin überzeugt, die beim TV Mainzlar bereits Zweitligaluft geschnuppert hat. Trotz der herausragenden Leistung von Jänicke und Schweinsteiger sprach der Trainer von einem Erfolg des Kollektivs, das war auch der entscheidende Unterschied zum Gegner.

Waiblingen ist zu abhängig von seiner slowakischen Ausnahmespielerin, weshalb sich der VfL entgegen aller Prognosen im Kampf um den Klassenerhalt befindet. Zwar wurden zum Jahreswechsel fünf neue Spielerinnen geholt und eine neue Trainerin installiert, dennoch ist Gröbenzell diesem Gegner enteilt. Bis zu dieser Saison hatte der HCD noch nie gegen Waiblingen gewinnen können, mit dem zweiten Erfolg in der aktuellen Spielzeit hat Gröbenzell aber nun den zweiten Tabellenplatz gefestigt. Selbst der Aufstieg ist kein Tabuthema mehr: "Wir sind sehr fit und haben einen ausgeglichenen Kader", sagt Trainer Pleines, vor allem die Leistung der letzten 15 Minuten bestärke ihn, den Blick nach oben zu richten.

© SZ vom 27.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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