Handball:Allacher Geschichten

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Der Bayernliga-Aufstieg der Handballer euphorisiert den ganzen Verein. Allachs Trainer Kurt Neumaier erwartet eine schwierige Saison.

Von Ralf Tögel, München

Wenn man sich mit Kurt Neumaier unterhält, dann klingt das nicht besonders euphorisch. Neumaier, den alle nur "Kurtl" rufen, spricht leise, wählt seine Worte mit Bedacht. Nun ist der Kurtl keiner, der aberwitzig schnell zu überschäumenden Gefühlsausbrüchen neigt, aber er ist auch Trainer der Allacher Handballer. Und als solcher hat er maßgeblichen Anteil daran, dass derzeit jeder, der in Allach mit Handball zu tun hat, sehr euphorisch ist.

"Der 18. April 2015 wird in die Geschichte des TSV Allach 09 eingehen", steht in einer Pressemitteilung, denn genau an diesem Samstagabend haben die Handballer den Aufstieg in die Bayernliga vorzeitig geschafft. Weil auch die Frauen in die Landesliga aufsteigen, was ebenfalls am selben Tag realisiert wurde, werde der Termin fortan die Geschichtsbücher bereichern - die des TSV zumindest. Alexander Friedl ist der Technische Leiter der Handballer, er spricht schon deutlich emotionaler als der Trainer: "Natürlich ist die Euphorie sehr groß, eigentlich schon seit Mitte der Saison, und sie hat sich stetig gesteigert." Der Bayernliga-Aufstieg ist der bis dato größte Erfolg, zumindest in der handballerischen Neuzeit. Allach spielte zwar schon einmal in der Bundesliga, aber das war im Feldhandball, der Anfang der Siebziger von der Bildfläche verschwand.

Mit einem ungefährdeten 30:16 gegen

Niederraunau wurde das Meisterstück nun vollbracht, zwei Spiele vor dem Ende der Saison. Nach einer Hinrunde mit fabelhaften 26:0 Punkten rumpelte die Mannschaft deutlich unruhiger durch die zweite Saisonhälfte. Was einen nicht überraschte: "Wir hatten in der Rückrunde drei Auswärtsspiele mehr", erklärt Trainer Neumaier, "du kommst als Erster, das ist ein Highlight für den Gegner." Seine Mannschaft musste Federn lassen, aber sie wurde nicht zu sehr gerupft, bisher sind acht Minuspunkte zusammengekommen, ein immer noch starker Wert.

Allach hatte in jüngerer Vergangenheit einige Rückschläge wegstecken müssen, in der vorigen Saison waren die Münchner in die Nord-Gruppe der Landesliga eingestuft worden, wegen zu vieler Teams im Süden. Warum Allach? Neumaier erzählt, er habe gehört, es sei gelost worden, der Einspruch des Vereins jedenfalls wurde abgelehnt. "Das kann eine Mannschaft kaputt machen", sagt der Trainer, Gegner in Franken und Niederbayern, Auswärtsfahrten, die ein ganzes Wochenende fressen. "Wenn du mit einem dünnen Kader in so eine Saison gehst und Verletzte hast, wird es schwer. Da fährt doch kein Spieler aus der Zweiten mit und setzt sich auf die Bank", erklärt Neumaier. Der TSV Indersdorf ist an so einer Saison zerbrochen, aktuell macht Trudering diese Erfahrung, der TSV ist Letzter und steigt ab. Allach hat die Saison nicht kaputt gemacht, die Hinrunde sei hart gewesen, erinnert sich Neumaier, doch in der zweiten Saisonhälfte war Allach schon drittbestes Team.

Da habe man schon eine Tendenz erkannt, erinnert sich der Trainer, und die Mannschaft habe sich stetig weiterentwickelt. Auch dank der starken Nachwuchsarbeit, die A-Jugend war zwar vor der Saison knapp am Bundesliga-Aufstieg gescheitert, was jedoch Kapazitäten für die Männermannschaft freisetzte. "Da sind einige dabei, die uns wirklich weiterhelfen", sagt Neumaier, er denkt beispielsweise an Yannik Funk. In Tobias Wittmann und Dominik Hofmann hatte Neumaier schon zwei Talente hochgezogen, die es ihm ermöglichten, eine erfolgreiche 5:1-Abwehr einzuführen.

Nun müssen zuvorderst Strukturen für die neue Situation geschaffen - sprich Geld akquiriert - werden. Man sei bereits mit Hochdruck dabei, sagt Friedl. Neumaier will das Team punktuell verstärken, er weiß, dass das Ziel nur der Klassenerhalt sein kann. Der Trainer, der selbst in der Regionalliga gespielt hat und in der Bayernliga Trainer war, weiß auch, wie schwer das wird. "Ich kenne das ja, der Sprung ist riesig." Neumaier sagt das ganz leise.

© SZ vom 25.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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