Handball 3. Liga:Spitzen-Kandidat

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Der HCD Gröbenzell untermauert beim 35:26 gegen Holzheim seine Ansprüche

Von Ralf Tögel, Gröbenzell

Es ist ja so eine Sache mit den eigenen Ansprüchen, gerade im Sport. Oftmals vernebelt der subjektive Eindruck den Betroffenen die tatsächlichen Möglichkeiten, schnell ist man auf dem Boden der Tatsachen zurück. Hendrik Pleines hat sich der allzu subjektiven Wahrnehmung bislang nicht verdächtig gemacht, eher im Gegenteil. Der Trainer der Handballerinnen des HCD Gröbenzell ist dafür bekannt, reichlich nüchtern und kritisch über sein Team zu urteilen, die folgende Aussage ist daher durchaus bemerkenswert: "Ich glaube, jetzt unterschätzt uns niemand mehr."

Pleines hat das nach dem 35:26-Erfolg seiner Frauen über den TV Holzheim gesagt, der HCD steht nun auf dem vierten Tabellenplatz, mit 3:1 Punkten. Das Remis in Regensburg wertete Pleines als Punktgewinn, obwohl sein Team den letzten Angriff hatte. Der Kantersieg des Wochenendes hat nun den Anspruch des HCD untermauert, zum Kreis der Meisterschaftskandidaten zu zählen. Neben Regensburg gilt das auch für Waiblingen und Nürtingen, die Mannschaften, die noch ohne Minuspunkt vor dem HCD rangieren.

Gemäß seinem Naturell übte Pleines auch nach dem Erfolg gegen Holzheim Kritik: "Wir haben gegen Ende der Partie in der Konzentration nachgelassen", was es den Gästen lediglich gestattete, das sich beim 33:21-Zwischenstand andeutende Debakel etwas abzumildern. Doch derlei Versäumnisse ärgern den Trainer, der ansonsten mit dem Spiel zufrieden war: "Wir haben schnellen und guten Handball gespielt, vorne druckvoll agiert." Gegen einen Gegner, der nun nicht im vorderen Tabellendrittel zu erwarten ist, aber auch nicht zur handballerischen Laufkundschaft zählt. Das verdeutlicht allein Birute Stellbrink.

Ihrer Gegnerin enteilt: Vera Balk erzielte trotz Sonderbewachung gegen Holzheim insgesamt acht Treffer. (Foto: Johannes Simon)

Die ehemalige litauische Nationalspielerin wechselte vor der Saison vom Nachbarverein Frisch Auf Göppingen aus der ersten Bundesliga nach Holzheim, wo sie auch die Position der Co-Trainerin bekleidet. Und natürlich ist sie die bestimmende Spielerin im Team. Stellbrink war es auch, die dem HCD anfangs Probleme bereitete. Nicht lange allerdings, "nach fünf, sechs Minuten haben wir sie in den Griff bekommen", so Pleines. Stellbrink erzielte die ersten fünf Treffer für die Gäste, danach widmete sich Gröbenzells Zugang Jenny Oertel der überragenden Gegnerin und nahm dem Holzheimer Spiel den Großteil seiner Torgefahr. Zu diesem Zeitpunkt stand es bereits 9:5 für Gröbenzell, der Abstand wuchs bis zum Wechsel auf 19:12, die Vorentscheidung war längst gefallen.

Das Spiel der Gäste erinnerte ein wenig an das Gröbenzeller Spiel von einst, als sich Sina Fischer (fünf Tore) im Rückraum meist als Alleinunterhalterin versuchen musste. Das ist Vergangenheit. Die Last ist mittlerweile auf mehrere Schultern verteilt. Vera Balk zum Beispiel erzielte trotz Sonderbewachung gegen Holzheim in den ersten 20 Minuten insgesamt acht Treffer. Auch das schnelle Umschalten aus einer aggressiven Abwehr ist ein prägendes Element des HCD-Spiels, die Gastgeber hatten schlichtweg die deutlich größeren Möglichkeiten. Beste Torschützin war Romina Gullotta mit zwölf Treffern, wobei sie alle acht Versuche von der Siebenmeter-Linie versenkte. Auch der zweite Zugang Christine Königsmann (3) überzeugte abermals, Pleines ist sich sicher, dass er an der Jugendnationalspielerin "noch viel Freude" haben werde.

Schon am Mittwoch steht dem Trainer indes der nächste Glücksmoment ins Haus, dann erwartet er Jessica Schulz im Training, die von einem berufsbedingten Auslandsaufenthalt aus China zurückkehrt. Schulz, die für Göppingen in der ersten Bundesliga und zuletzt für Nellingen in der zweiten Liga spielte, ist eine wurfgewaltige Rechtshänderin, eine weitere Option für den Gröbenzeller Rückraum. Ob Schulz schon am kommenden Sonntag in Möglingen (16.30 Uhr) spielen wird, ist unklar: "Sie muss erst mal fit werden und sich integrieren", sagt Pleines lapidar, "vielleicht sitzt sie aber schon auf der Bank." Ob mit oder ohne Schulz, Möglingen dürfte gewarnt sein.

© SZ vom 16.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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