Handball 3. Liga:Kompliment den Komplementärteilchen

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Sieg gegen Regensburg, Platz drei: Dass Gröbenzells Handballerinnen so gut dastehen, haben sie auch dem ASV Dachau zu verdanken

Von Lisa Meyer, Gröbenzell

Rüdiger Hoch kann zufrieden sein, im Speziellen wie im Allgemeinen. Speziell kann sich der Vorsitzende des HCD Gröbenzell über einen Sieg seiner Mannschaft im bayerischen Derby gegen den ESV Regensburg freuen. Und grundsätzlich über das bislang hervorragende Abschneiden seiner Handballerinnen in der dritten Liga. "Das zweite Jahr in einer höheren Spielklasse gilt ja als das schwierigere", sagt Hoch. "Dass die Mannschaft auch diese Saison so weit vorne mitspielt, ist eine klasse Leistung."

Wie weit vorne der HCD weiter mitspielen würde, darüber sollte der Rückrundenauftakt gegen den ESV Regensburg Aufschluss geben. Als Tabellenfünfter empfing der HCD die auf dem dritten Platz rangierenden Oberpfälzerinnen. Im Hinspiel trennte man sich unentschieden, die Konstellation versprach also Spannung. Und Spannung bekamen die Zuschauer geboten. Auch, wenn das Spielgeschehen zunächst nicht danach aussah.

Zehn Minuten brauchte der HCD, bis er ins Spiel fand, Regensburg führte da schon 5:1. Bis kurz vor der Halbzeit hinkte Gröbenzell um einige Tore hinterher. Erst in der 28. Minute gelang der Ausgleich, zur Pause dann sogar die Führung mit einem Tor (14:13). In der zweiten Hälfte das umgekehrte Spiel: Der HCD macht sich davon und geht schnell mit fünf, sechs Toren in Führung. Doch anders als in Durchgang eins gelingt Regensburg die Aufholjagd nicht. Gröbenzell zieht mit sieben, neun, schließlich elf Toren davon, bis zum deutlichen Endstand von 34:23.

Mit dem Erfolg im ersten Spiel der Rückrunde kletterte Gröbenzell zumindest vorerst auf Rang drei der Tabelle, auf einen Platz, der wie schon in der vergangenen Spielzeit die Erwartungen übertrifft. "Letzte Saison, nach dem Aufstieg, hat uns eine große Euphorie getragen, außerdem wurden wir sicher unterschätzt", sagt Rüdiger Hoch. Einen der Gründe dafür, dass die Saison 2013/14 auf dem sechsten Platz endete und die Mannschaft auch in dieser zweiten Spielzeit in der dritten Liga glänzen kann, sieht man im Verein in der Kooperation mit dem benachbarten Bayernligisten ASV Dachau. Denn trotz der vergangenen und aktuellen Erfolge ist der HCD Gröbenzell als kleiner Sportverein, der sich alleine dem Frauenhandball verschrieben hat, auf Zusammenarbeit angewiesen. Mit einer zweiten Mannschaft, die sich in der Bezirksklasse tummelt, fehlt der nötige Unterbau und die Möglichkeit, Jugend- und Perspektivspielerinnen an die erste Mannschaft heranzuführen.

Mazzucco traf zum 34:23-Endstand gegen Regensburg. Mit sieben Toren war Gröbenzells Linksaußen im ersten Spiel der Rückrunde die beste Werferin. (Foto: Johannes Simon)

Die Bayernliga- und Landesliga-Mannschaften des ASV sind die perfekten Komplementärteilchen, eine gemeinsame A-Jugend mit vereinten Kräften soll in der Bayernliga bestehen - so lautete der Plan zum Start der Kooperation.

Mehr als ein Jahr später ziehen die Beteiligten Zwischenbilanz: "Im Damenbereich kooperieren wir sehr gut miteinander, wir machen gemeinsame Trainingseinheiten und tauschen uns aus", sagt Bernhard Karg, Trainer der Frauen beim ASV. "Wir haben außerdem nach wie vor drei Gröbenzeller Spielerinnen mit Doppelspielberechtigung bei uns im Einsatz. Ich hoffe, dass diese Kooperation zukünftig fortgeführt wird." Auch aus Sicht von HCD-Präsident Rüdiger Hoch war die Zusammenarbeit der richtige Schritt. Egal ob Freundschaftsspiele oder Trainerfortbildungen - im Frauenbereich habe sich der Austausch bewährt.

Beim Nachwuchs sieht es nicht so gut aus. Eine gemeinsame A-Jugend gibt es in der laufenden Saison nicht mehr. Da eine gemeinsame Mannschaft in einer informellen Kooperation unter dem Namen nur eines Vereins laufen kann - man entschied sich für Dachau - konnten die B-Jugend-Spielerinnen des HCD nicht mehr in der höheren Altersklasse aushelfen, die ausgeliehenen A-Jugendlichen nicht in der Reserve des Heimatvereins.

"Wir haben für den Jugendbereich darüber nachgedacht, die Zusammenarbeit auszubauen, uns dann aber dagegen entschieden", erklärt Hoch. Bei einer offiziellen Spielgemeinschaft sei der Verwaltungs- und Organisationsaufwand zu groß, die Interessen lägen bei einer Vielzahl von Beteiligten weit auseinander.

In der jetzigen Form will Hoch die Zusammenarbeit aber gerne fortführen. Denn auch zum erfolgreichsten Frauen-Handballverein im Münchner Raum kommen die Spielerinnen nicht von alleine. "Wir müssen genauso fleißig sein wie andere Vereine auch", sagt Hoch. "Jede Saison ist ein neuer Kampf - sportlich, organisatorisch und finanziell." Man werde sehen, wie sich alles entwickle. "Wir genießen einfach jedes Jahr, das wir in der dritten Liga haben."

© SZ vom 12.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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