Handball:120 Prozent

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Gröbenzellerinnen ziehen positive Halbzeitbilanz in Liga drei

Von Ralf Tögel, Gröbenzell

Hendrik Pleines will den Handball aus seinem Kopf verbannen. Die Gedanken an seinen Sport, an seine Mannschaft, an die dritte Liga, einfach alles. Ausspannen, abschalten, zur Ruhe kommen. Pleines ist zu Hause, bei seiner Familie in Bremen, weit weg von Gröbenzell und seiner Mannschaft.

Pleines ist der Typ Trainer, der nur 100 Prozent kann, manchmal auch 120, im letzten Spiel seiner Handballerinnen vor der Weihnachtspause konnten das die 200 Zuschauer gut beobachten. Gegner war die TG Nürtingen, deren Dominanz in der dritten Liga Süd vor der Partie ausführlich beleuchtet wurde. Eine Mannschaft mit ehemaligen Bundesligaspielerinnen, eine Mannschaft, die mit beeindruckender Dominanz durch das Klassement marschiert, eine Mannschaft, die für Gröbenzell eine Nummer zu groß ist. Gröbenzell begann nervös, hatte keine echte Siegchance, kämpfte tapfer und verlor 24:30.

Und Pleines? Wütete am Spielfeldrand, ärgerte sich über einfache Fehler, über verpasste Chancen. Er war bei 120 Prozent, ihm war egal, dass in Christine Königsmann und Stephanie Kilias beide Linkshänderinnen fehlten, dass Zugang Jessica Schulz, die sich zu einer Rückraum-Stütze entwickelt hat, beruflich fehlte. Denn das alles hatte nichts mit den unnötigen Unzulänglichkeiten im Spiel seiner Mannschaft zu tun, und das ärgert einen Perfektionisten wie Pleines. Mittlerweile, in der Heimat, kann der HCD-Trainer wieder entspannt über das Geschehene reden: Man müsse einfach anerkennen, dass Nürtingen "eine Klasse für sich" sei, bisher von Verletzungen verschont blieb und eine erste Sechs auf das Parkett schicken kann, die auf höchstem Niveau "durchpowert". Seine Mannschaft habe sich da "nur phasenweise durchsetzen können".

Für Pleines brachte der Vergleich mit einem Gegner dieses Zuschnitts eine weitere Erkenntnis. In jüngerer Vergangenheit musste er mehrmals Fragen zu einem möglichen Aufstieg in die zweite Bundesliga beantworten. Denn der dritten Liga steht eine Reform bevor, aus vier Gruppen werden acht, die jeweils mit nur acht Teams bestückt werden, anstatt mit 14 wie derzeit. Auch die zweite Liga wird reformiert, somit gibt es einige Unbekannte, was den Aufstieg aus der dritten Liga angeht.

Hendrik Pleines will momentan nicht viel von Handball wissen, er lädt in der Heimat seinen Akku auf. (Foto: Günther Reger)

Nach momentanen Regularien steigt nur der Meister auf. Doch das scheint schnurstracks auf Nürtingen hinauszulaufen, der Primus hat nicht zuletzt mit dem Sieg in Gröbenzell, dem 13. Erfolg im 13. Spiel, seine Vormachtstellung untermauert. Pleines empfand derlei Gedankenspiele ohnehin als absurd, das Ergebnis stützt seine These. "Man hat gesehen, wie weit wir als Mannschaft und Verein von dem Thema zweite Liga entfernt sind", sagt der Gröbenzeller Trainer.

Für Pleines indes kein Grund zur Unzufriedenheit, denn "unsere Mannschaft ist mehr als drittligatauglich", wie er findet. Bei der Frage nach einem Resümee zur Saisonhalbzeit zögert der HCD-Coach einen Moment, dann sagt er: "Man muss es auf jeden Fall positiv sehen." Das liegt daran, dass Pleines vor der Saison als Ziel ausgegeben hatte, "besser als im Vorjahr zu sein". Zumindest nach Punkten sei das nicht gelungen, Gröbenzell hat im Vergleich zwei Minuspunkte mehr angehäuft. Der fünfte Tabellenplatz, bei vier Zählern Rückstand auf den Zweiten, gibt indes wenig Anlass zur Sorge. Das sieht dann auch Pleines so: "Wir sind im Großen und Ganzen da, wo wir hingehören." Lediglich die Niederlage in Möglingen sei völlig unnötig gewesen und hatte nichts mit dem Leistungsvermögen seiner Spielerinnen zu tun.

Die zweite Saisonhälfte indes könnte ihm noch viel Freude bringen, denn im Vorjahr konnte seine Mannschaft die Hinrunde nicht bestätigen. Das also sei das Ziel, das den insgesamt angepeilten Sprung nach vorne bedeuten würde.

Dafür bekommt die Mannschaft nun eine Pause, Pleines ist in dieser Saison diesbezüglich besonders großzügig. Auch die Spielerinnen sollen den Kopf frei bekommen, bis zum 3. Januar ruht das Training. Natürlich hat das Personal individuell abgestimmte Hausaufgaben über die Feiertage bekommen, sehr moderate aber. Relaxen ist das Wort der Stunde, auch für den Trainer. Ganz ohne Handball geht es aber doch nicht. Schon am zweiten Weihnachtsfeiertag hat Pleines das Thema eingeholt. Ein traditionelles Treffen stand auf dem Programm: "Mit der alten Jugendmannschaft aus Bremer Zeiten."

© SZ vom 30.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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