Golf:Sofa statt Sekt

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Olchings Bundesliga-Frauen feiern Klassenerhalt - Münchens Männer steigen ab

Von Sebastian Winter, Olching

Sie waren glücklich, zufrieden und erschöpft nach diesem auch psychisch enorm herausfordernden Sonntag. So erschöpft waren Olchings Bundesliga-Golferinnen, dass sie abends nur noch mit Mini-Gläschen Sekt anstießen auf den Klassenerhalt, den sie bei ihrem abschließenden Heimspieltag dieser Saison erreicht hatten. "Dabei hatten wir den Kühlschrank voll mit kühlen Getränken", sagt Teammanagerin Martina Gartz-Borbe am Montag, um hinzuzufügen: "Den Spielerinnen tut heute jeder Knochen weh."

Fünf Mannschaften gibt es in der Frauen-Bundesliga Süd (wie auch im Norden), sie treffen an fünf Spieltagen zwischen Mai und Ende Juli jeweils alle aufeinander; Ausrichter ist immer ein anderer Klub. Allerdings hatte dieser letzte Spieltag eine besondere Note: Denn Gastgeber Olching und der GC Rheinhessen lagen zuvor mit sechs Zählern punktgleich auf Platz vier des Fünfer-Tableaus - und lieferten sich daher ein direktes Duell um den Klassenerhalt. Im strömenden Regen, der immer wieder auf das saftige Olchinger Grün prasselte und nicht nur den Golferinnen die Sicht nahm, sondern auch 200 Zuschauern.

Studentische Aushilfe: Während der Ferien in den USA trug Sonya Knebel, mit 19 die Jüngste im Team, zum Olchinger Klassenerhalt bei. (Foto: Lettenbichler, DGV/oh)

Olchings Sextett kam bestens mit den Bedingungen zurecht, hatte Rheinhessen schon nach den Einzeln um 28 Schläge distanziert. Nach den anschließenden Vierern, die man sich vereinfacht wie Tennis-Doppel vorstellen muss, war klar: Olching ist Dritter der Tageswertung, weit vor Rheinhessen, das nun absteigen muss. "Der Klassenerhalt war unser großes Ziel in diesem Jahr", sagte Olchings glücklicher Trainer Tim Spurgeon. Der neue Modus kam dem Klub aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck dabei sehr gelegen: Seit dieser Saison steigt nur noch eine Mannschaft jeder Staffel in die zweite Bundesliga ab.

Der in Straßlach beheimatete Münchener Golf Club erlebte dagegen ein schwarzes Wochenende. Seine Frauen verpassten in Olching ersatzgeschwächt als Gesamtdritter erstmals seit Gründung der Liga 2013 (im ersten Jahr wurden sie deutscher Meister) das Final-Four-Turnier, bleiben aber wie Olching erstklassig. Die Münchner Männer müssen nach einer schwachen Leistung am letzten Spieltag in Herzogenaurach gar aus der ersten Liga absteigen.

Diesen Rückschritt hätte man eher von Olchings Frauen erwartet, die immer auch ein wenig mit ihrem Underdog-Image kokettieren. Die aber tatsächlich im Vergleich mit der Konkurrenz nicht gerade auf Rosen gebettet sind. Ihr Budget beziffert Klub-Manager Markus Schweiger auf 25 000 Euro: "Ich gehe davon aus, dass wir den mit Abstand geringsten Etat haben." Spitzenvereine wie St. Leon-Rot, dem der Milliardär Dietmar Hopp vorsteht, kämen dagegen problemlos auf sechsstellige Beträge. "Gegen diese Großen haben wir keine Chance", sagt Schweiger.

Bei Olchings Frauen spielten keine Profis, betont Teammanagerin Gartz-Borbe, es werde auch im Klub deutlich kommuniziert, dass die Spielerinnen kein Geld bekommen, auch ihr Material müssen sie selbst finanzieren. Allerdings übernimmt der GC für seine Bundesliga-Mannschaft Hotelübernachtungen, Verpflegung und Benzinkosten - seit dieser Saison chauffiert sie sogar ein sponsorfinanzierter Reisebus zu Auswärtsspielen. Den Klassenerhalt hat Olching dabei ganz ohne Zugänge geschafft. Vorletzte Saison stieß Sonya Knebel zum Team, die 19-Jährige aus Garmisch-Partenkirchen ist seither die Jüngste im Kader. Knebel studiert in den USA, wie Victoria Drechsler, die neben Antonia Demleitner eines von zwei Olchinger Talenten in der Erstliga-Mannschaft ist. Nicht wenige junge deutsche Golferinnen studieren in den USA, weil sie dort über ihren Sport Stipendien bekommen haben. Jetzt haben sie gerade Ferien und können bei ihren Heimatvereinen hochklassig spielen.

Doch insgesamt hat Frauengolf in Deutschland - im Gegensatz zu den Männern - ein großes Nachwuchsproblem, was auch Olching spürt, quasi im Wortsinne: Mittlerweile gebe es zwar schon zwei "Teambabys" bei den Erstliga-Frauen, berichtet die Teammanagerin, aber immer weniger Jugendliche drängen in die Spitze. Der Kader Olchings ist klein, "die Mädchen haben eigentlich über ihren Möglichkeiten gekämpft", sagt Gartz-Borbe, die vom grandiosen Olchinger Teamgeist spricht. Sie hätte nichts dagegen, wenn dieser Teamgeist in der nächsten Saison mit ein, zwei zusätzlichen jungen Golferinnen gestärkt wird.

© SZ vom 02.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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