Golf:Putt mit dem Publikum

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Alte Verbundenheit: „Das letzte Grün kenne ich gut“, sagt Daniel Schmieding, hier am Abschlag. Seine Erfahrung auf dem Heimatkurs half dem 33-Jährigen, die Attacken der Jugend abzuwehren. (Foto: Günther Reger)

Lokalrunde: Zum zweiten Mal nach 2011 ist der Olchinger Daniel Schmieding bayerischer Meister.

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Der nächste Putt von Daniel Schmieding muss die Entscheidung bringen. Fällt der Ball nach drei Metern ins Loch, ist der Lokalmatador vom Golfclub Olching bayerischer Meister. Spielt er statt Par ein Bogey, braucht er also einen Schlag mehr, als es der Platzstandard vorsieht, muss er in ein Stechen mit Linus Lang aus Bad Wörishofen, der bereits im Klubhaus sitzt. Noch einmal nimmt Schmieding auf dem 18. Grün von allen Seiten Maß - dann versenkt er den Putt sicher im Loch. Schon einen halben Meter, bevor der kleine Golfball sein Ziel erreicht, reckt Schmieding siegessicher die Faust in den Himmel, der Olchinger Anhang jubelt frenetisch. Schmieding hat seinen Heimvorteil genutzt. "Das letzte Grün kenne ich gut", sagt der Sieger hinterher. Die Zuschauerunterstützung habe er sehr genossen: "Den letzten Putt ohne Zuschauer zu spielen, wäre nicht so gut gewesen." 216 Schläge (72/71/73) hat er insgesamt für die drei Runden auf dem Par-71-Kurs gebraucht - einen weniger als Lang, der aus seiner ersten 76er-Runde eine ordentliche Hypothek mitschleppte.

Als der letzte Ball gefallen ist, werfen die Klubkollegen Schmieding an der 18. Spielbahn ins Wasserhindernis. Irgendwie muss die Spannung ja raus. Für den 33-Jährigen ist es der zweite bayerische Meistertitel nach 2011. Diesmal rückte ihm der Nachwuchs ganz nahe auf die Pelle. "Die Jungen kommen", meinte der Sieger bei seiner kurzen Ansprache an die Zuschauer. Neben dem erst 16-jährigen Lang haben sich weitere Teenager unter den Top Ten platziert. Der Dritte Johannes Hounsgaard vom GC München Valley (218 Schläge) ist 19, der Fünfte Eric Dörrenberg (222), der ebenfalls für Valley spielt, 18 Jahre alt.

Dass die Jugend nach vorne drängt, war nicht immer so. Zumeist lagen die arrivierten Golfer vorne. Auf dem schwierigen Kurs in Olching war eigentlich auch viel Erfahrung gefragt. "Der Platz hat es in sich", sagt Klubpräsidentin Martina Drechsler. "Er ist windanfällig." Viele Golfer mit hohem Plus-Handicap auf dem Papier, die den Kurs mit 71 Schlägen oder besser absolvieren sollten, kamen mit 80er-Runden ins Klubhaus. Einige von ihnen erreichten nicht einmal die dritte Runde der besten 48 Golfer. Auch Schmieding kämpfte. Zwei Bogeys und ein Double-Bogey auf der achten Bahn brachten ihn am Schlusstag noch einmal in Gefahr: "Da habe ich zu aggressiv gespielt." Schmieding kam bestens vorbereitet zu den Meisterschaften. Bei den fünf Turnieren zuvor hatte er viermal Platz eins belegt. Bei der EM der Altersklasse 30 war er Zweiter geworden.

Auch Veronika de Bochdanovits, 22, vom Nürnberger Golfclub am Reichswald, die Siegerin bei den Frauen, landete im Wasser. Sie hielt mit 226 Schlägen die Konkurrenz klar auf Distanz. Bei den Frauen war von einem Vormarsch der Jugend nicht die Rede. Im Gegenteil: So landeten mit Rachel de Heuvel (230) vom GC Olching und die im "Computerstechen" unterlegene Tanja Morant (230) vom Münchener GC auf den Plätzen zwei und drei Golferinnen im Alter von 39 und 44 Jahren. Morant ist schon Seriensiegerin bei den Meisterschaften gewesen. Weit wäre sie diesmal nicht gefahren. "Ich habe mitgespielt, weil die Meisterschaften in der Nähe von München stattfanden", erklärte die Medizinerin. Auch die Ergebnisse der drei Erstplatzierten mit zehn und 14 Schlägen über Par waren nicht gerade meisterlich. "Am Platz lag es nicht", meinte de Heuvel, "es waren einfach schlechte Schläge von mir dabei."

Voll des Lobes war Arno Malte Uhlig, der Präsident des Bayerischen Golfverbandes, über die tadellose Organisation der drei Meisterschaftstage durch den Golfclub Olching. "Die Amateure sind so gut wie die Profis", resümierte Uhlig begeistert. Die bayerischen Klubs reißen sich nicht gerade um die Austragung der Meisterschaften, weil dann an mehreren Tagen ihre Mitglieder nicht spielen dürfen. Mehrere Jahre fanden sie in Starnberg statt. Diesmal interessierten sich im Münchener GC und Olching zwei Vereine für die Meisterschaften. BGV-Präsident Uhlig tendiert auch zukünftig zu einem Wechsel des Austragungsortes.

© SZ vom 18.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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