Golf:Mit der Kraft des Gänseblümchens

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Thea Hoffmeister ist die Nummer eins beim Münchener GC. Beruflich vermarktet sie den BVB in Asien. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Damen des Münchener Golfclubs aus Straßlach haben beste Chancen auf das Final Four - und bauen nebenbei Vorurteile ab.

Von Sebastian Leisgang, Straßlach-Dingharting

Erst als Thea Hoffmeister eingelocht hat, ist das kritische Altherrenpublikum am Rande des Grüns milde gestimmt. Ein gemeinschaftliches Nicken, ein kurzer Applaus, ein verhaltenes Lob: "Schöner Putt!" Dann steht der nächste Abschlag an.

Kurz zuvor hatte einer der gesetzten Männer in der Sonntagshitze von Straßlach noch gegrantelt: "Die paar Meter weiter links hätt's a no schaffen können." Der Nebenmann schritt trotzig ein: "Geh hin und sag's ihr!" Hätte der Nörgler diesen Rat befolgt, er wäre nach der Runde wohl auf ein offenes Ohr bei Hoffmeister gestoßen, schließlich bekannte sie später selbst: "Mir fehlt das Training. Momentan ist die Frage nicht, wie oft ich in der Woche trainieren kann, sondern wie oft im Monat." Auch deshalb benötigt sie an diesem Sonntag 75 Schläge für 18 Bahnen, drei mehr als gemeinhin veranschlagt wird auf dem Par-72-Kurs.

Die 16-jährige Anni Eisenhut ist ein großes Talent und ein Versprechen für eine große Zukunft

Hoffmeister ist das Aushängeschild des Münchener Golfclubs (MGC), sie hat das beste Handicap aller Spielerinnen: + 4,3. Allerdings arbeitet sie seit einem Jahr beim BV Borussia Dortmund. Ihr dortiger Auftrag: die Marke BVB auf dem asiatischen Markt zu etablieren. Deshalb pendelt die 30-Jährige zwischen China, Japan, Dortmund und München - und das Golftraining leidet darunter.

Früher hatte Hoffmeister nicht viel für Fußball übrig. Jürgen Klopp, Dortmunds vormaliger Trainer, begeisterte sie jedoch für den Sport. "Ich war nie wirklich Fan, aber jetzt bin ich Schwarz-Gelb", sagt Hoffmeister im roten Rock und weißen Polohemd des Münchener GC. Bevor sie bei der Borussia anfing, war Hoffmeister beim MGC im Sportmanagement tätig. Da hatte sie sich auf die Fahnen geschrieben, die Nachwuchsarbeit zu professionalisieren. "Wir haben vieles auf den Weg gebracht", sagt Hoffmeister im Rückblick. Ihr Beleg: Anni Eisenhut, ein 16-jähriges Talent und das Versprechen für eine große Zukunft. In Eisenhut sieht Hoffmeister das Sinnbild für ihre Arbeit in den eineinhalb Jahren im Golfclub. Am Sonntag benötigt Eisenhut nur 67 Schläge, acht weniger als Hoffmeister. "Das war großartig, eine ganz starke Leistung", jubelt Hoffmeister.

Auch dank Eisenhut sind die Damen des Münchener Golfclubs beim jüngsten Heimspieltag ihrem Ziel bedeutend näher gekommen: dem Final Four, der Endrunde der vier besten Bundesliga-Teams. Nur drei Schläge trennen den MGC am Ende des Tages von Spitzenreiter St. Leon-Rot. Die Chancen stehen gut, sich gemeinsam mit St. Leon-Rot für das Final Four in Köln zu qualifizieren. "Das ist immer das Ziel", stellt Hoffmeister klar, "sonst bräuchten wir gar nicht antreten. Das Final Four ist ein besonderes Event, ein Höhepunkt."

Auf dem Golfplatz in Straßlach steht Hoffmeister nun an der Seite von Pia Halbig, mit der sie nach den Einzeln einen Vierer spielt. Der Gegner schlägt gerade ab, ein Augenblick für eine kleine Geste bleibt: Halbig überreicht Hoffmeister ein Gänseblümchen - ehe sie den Ball in eine Baumkrone drischt. Es ist eine abseitige Szene, eigentlich nicht der Rede wert. Und doch zeigt sich in ihr das gute Binnenklima beim MGC. "Ich genieße es, mit den Mädels auf dem Platz zu stehen", sagt Hoffmeister.

Golf wird immer populärer, taugt aber nicht zum Breitensport, glaubt Thea Hoffmeister

Sie schätzt am Golfen besonders die Gemeinschaft, die Natur und die Ruhe. Und: "Ich glaube, es gibt keinen Sport, den man generationsübergreifend betreiben kann. Golf kann ich aber auch mit meinem 80-jährigen Großvater spielen. Das ist eine schöne Sache."

Dass ihr Sport in der Gesellschaft als elitär und überaltert verrufen ist, lässt sie kalt. "Wir werden nicht alle Kritiker bekehren, das wäre ein Anspruch, dem wir nicht gerecht werden können", sagt Hoffmeister und stellt klar: "Das wollen wir auch gar nicht." Einen missionarischen Auftrag verfolgt sie zwar nicht explizit, dennoch sei der Golfsport grundsätzlich auf einem guten Weg, mit solchen Vorbehalten aufzuräumen. "Der Sport tut alles dafür, um sich zu öffnen. Ich glaube zwar nicht, dass Golf jemals Breitensport wird, aber die Leute lernen den Sport zu schätzen", sagt Hoffmeister.

Ein Indiz für den Wahrheitsgehalt dieser These: Der Parkplatz in Straßlach genügt an diesem Sonntag nicht für all die Besucher.

© SZ vom 13.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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