Golf:Letzter Schliff in Übersee

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Handball oder Golf? Thomas Rosenmüller hat die richtige Entscheidung getroffen: Er ist Team-Europameister in der Altersklasse. (Foto: Leonhard Lenz)

Der Ismaninger Thomas Rosenmüller ist eines der größten deutschen Talente. Jetzt will er sich in den USA zum Profi ausbilden lassen

Von Christian Hetzenauer, Ismaning

Thomas Rosenmüller war gerade einmal zwölf Jahre alt und doch stand er schon vor einer wichtigen Entscheidung in seiner noch jungen Sportlerkarriere: Golf oder Handball? Der Ismaninger galt zu dieser Zeit als großes Talent - und das in beiden Sportarten. Während sein Potenzial beim Golfclub Eichenried zusehends zum Vorschein kam, spielte er beim TSV Ismaning bereits in höheren Altersklassen Handball. Aus zeitlicher Sicht war diese Doppelbelastung aber nicht mehr möglich. Es musste also eine Entscheidung her: "Letztendlich spielte das deutlich höhere Verletzungsrisiko im Handball die Hauptrolle", sagt Rosenmüller, "zu körperlastig, zu viele kaputte Ellbogen". Er entschied sich gegen Handball. Die gebrochene Nase im letzten Spiel erleichterte den Entschluss.

Knapp sechs Jahre später steht Thomas Rosenmüller, 18, am vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere. Im Juni gewann er die German Boys, die deutsche Nachwuchs-Amateurmeisterschaft in St. Leon-Rot. Einen Monat darauf folgte nun der erste Teamtitel für Deutschland bei einer Europameisterschaft in der Altersklasse 18 - Thomas Rosenmüller hat alles richtig gemacht. Im zarten Alter von fünf Jahren hatte er erstmals einen Golfschläger in der Hand, aus gutem Grund: "Als die ganze Familie mit dem Golf spielen begann, wollte der Thomas natürlich auch gleich mitmachen", erzählt Mutter Claudia. So startete ihr Sohn als Sechsjähriger seine Vereinskarriere in Aschheim. Sein Potenzial wurde relativ zügig erkannt, nutzte Rosenmüller doch seine Vorzüge aus dem Handballtraining. "Ich konnte bereits von Anfang an Bälle weit schlagen. Zudem halfen mir meine Sprungkraft und die Kondition aus dem Handball weiter", erinnert er sich. Rosenmüller hatte eine Eigenart Golf zu spielen, doch sie war vielversprechend.

Wenig später wechselte er nach Eichenried, wo ihn Ken Williams, ein ehemaliger Lokaltour-Golfer aus England, unter die Fittiche nahm. Um seine Möglichkeiten auszuschöpfen, nahm Rosenmüller häufig an Herrenturnieren teil, auch wenn ihm dadurch Titel in den Jugendklassen verwehrt blieben. "Für mich war das kein Problem. Ich habe bei Erwachsenenturnieren immer besser gespielt. Außerdem lastete dort weniger Druck auf mir, und man konnte als Nobody befreit aufspielen." 2013 folgte die erste Berufung in den Jugend-Nationalkader. Im Verein erreichte Rosenmüller außerdem erste Achtungserfolge, beeindruckte bei Turnieren in Österreich und Luxemburg durch gute Platzierungen unter den Top 20 - bei den Männern. Nun also die beiden großen Erfolge bei den German Boys sowie der Team-Europameisterschaft in Finnland - der finale Durchbruch, auch weil sie die Bekanntheit Rosenmüllers deutlich anstiegen ließen: "Die Aufmerksamkeit ist dadurch natürlich um einiges gestiegen", freut sich der Golfer, der zurzeit noch als Amateur gemeldet ist.

Das nächste Kapitel in seiner Karriere beginnt schon in der kommenden Woche: Nach dem Fachabiturabschluss in München besucht Rosenmüller die Universität von Nord-Texas. Dort studiert der Ismaninger zwar das Fach "Internationales Management", bleibt dem Golfsport aber weiterhin mit hohem Engagement erhalten: Im College-Team der Universität möchte er die Weichen für eine Profikarriere stellen. Mit 20 Wochenstunden Golf und einem modernen Trainingsgelände sind die Voraussetzungen gegeben. "Hier in Amerika finde ich die optimalen Bedingungen vor", sagt Rosenmüller. Speziell die Sportmentalität in den Vereinigten Staaten sei etwas Besonderes: "Als Golfspieler genießt man in Amerika ein komplett anderes Ansehen als in Deutschland. Dementsprechend wird man auch besser gefördert", ist Rosenmüller überzeugt.

Ob es zum Profigolfer reicht, das kann aber auch der Collegebesuch in Amerika nicht garantieren. "Natürlich weiß ich, dass es kein leichter Weg wird. Schlimmer wäre es aber für mich, zu sagen, dass ich es nie probiert hätte." Es gebe in Deutschland nicht viele junge Golfer, die eine Profikarriere realisiert haben. Rosenmüller möchte aber eben jenes "Durchhaltevermögen zeigen und alles für den großen Traum tun". Ähnlich sieht das auch seine Mutter Claudia: "Ich betrachte das nüchtern: Es versuchen sehr viele, aber nur wenige schaffen eine Karriere als Profi." Dass neben dem Können auch das notwendige Glück dazugehört, auch darin sind sich Mutter und Sohn einig.

Aus finanzieller Sicht wäre das Profi-Dasein sicherlich erstrebenswert: Preisgelder wurden bei bisherigen Turnieren noch nicht ausgeschüttet, auch Sponsoren sind für Jugendgolfer in Deutschland nicht erlaubt. "Bis jetzt war alles nur mit Kosten verbunden", sagt Thomas Rosenmüller, "ohne die Unterstützung der Eltern ist es ganz schwer, eine Karriere als Profigolfer aufzubauen." Nun fallen auch noch die Studiengebühren in Amerika an, die trotz eines Stipendiums recht teuer ausfallen. In die Ausbildung musste daher bereits viel investiert werden, "sowohl Zeit als auch Geld", sagt Mutter Claudia.

Als Berufsgolfer würde die finanzielle Abhängigkeit von den Eltern schnell ein Ende finden. Auch wenn der Weg dorthin noch lang ist, hat Rosenmüller bereits konkrete Ziele. Hohe Ziele: "Die Masters in Amerika einmal im Leben zu gewinnen, das wäre etwas Besonderes", sagt er selbstbewusst. Um dies zu erreichen, dürfte es zwar auch viel an körperlichem Aufwand benötigen. Kaputte Ellbogen oder eine gebrochene Nase braucht Thomas Rosenmüller aber eher nicht mehr zu fürchten.

© SZ vom 08.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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