Golf:Heißes Finale

Lesezeit: 3 min

Am Heimspieltag geht es nur für die Männer des Golf-Clubs Olching um nichts mehr. Die Frauen hoffen noch auf den Ligaverbleib.

Von Andreas Liebmann, München

Die passende Szenerie zur aktuellen sportlichen Lage wäre schnell hergestellt: Man müsste nur für ein paar Tage aufhören, den Platz zu wässern - und vielleicht noch etwas ruthenisches Salzkraut bereithalten, das der Wind dann am Wochenende über verdorrte, trostlose, vor Hitze flimmernde Landschaft treiben könnte. Das sind jene rollenden Büsche, auch Steppenläufer genannt, die man aus Western kennt. Aber daran verschwenden sie beim Golf-Club Olching keinen Gedanken.

Schon allein, weil die Konstellation in der Deutschen Golf-Liga nur für die Männer so unglücklich ist: Bereits vor dem fünften und letzten Spieltag an diesem Samstag, dem einzigen auf der eigenen Anlage, stehen sie als Absteiger aus der ersten Bundesliga Süd fest. Die Frauen dagegen, die in der zweiten Bundesliga Süd am Sonntag ebenfalls Heimrecht haben, hegen noch Hoffnungen, den vorletzten Tabellenplatz zu verlassen. "Bei den Männern geht es um nichts mehr, bei uns noch um alles", fasst die Trainerin Nicole Gögele zusammen.

In Olching empfindet die Lage schon deshalb niemand als trostlos, weil die Männer von vornherein keine echte Chance hatten, in der ersten Liga zu bleiben. "Man muss das objektiv sehen", sagt ihr Trainer Thomas Gögele: "Wir sind eine reine Klubmannschaft, aus Jungs, die hier groß geworden sind, und einigen Freunden, die dazukommen." Die Konkurrenz hole "Spieler aus allen Ecken zusammen", vergleicht er. "Das meine ich gar nicht böse, dem Niveau der Liga tut das gut." Aber mit Teams wie dem Dritten aus Herzogenaurach, der allein drei Schotten beschäftigt, könne man eben nicht mithalten. Mehr als dieser einjährige Kurzausflug könne für Olching also gar nicht drin sein. Zumal neben einem Trainerwechsel - das Ehepaar Gögele ist neu im Klub - vor einigen Monaten gleich vier Leistungsträger das Aufstiegsteam verlassen hatten. "Bei uns hat sich keiner etwas vorgemacht", sagt Thomas Gögele, "wenn wir ein paar Mal Vierter geworden wären, wäre das gut gewesen." Das misslang. An den bisherigen vier Spieltagen landete das Team um den Profi Patrick Kopp stets auf dem letzten Platz. Nun hoffen sie, es als Gastgeber um ein, zwei Ränge besser hinzubekommen. Der Olchinger Platz gilt als schwierig, sehr lang und mit vielen Engstellen. Dummerweise haben alle anderen Teams bis auf Tabellenführer St. Leon-Rot noch Chancen auf den zweiten Final-Four-Platz und müssen daher alles geben. "Damit steigen unsere Chancen nicht gerade."

Auch bei den Frauen führt St. Leon-Rot übrigens die Südgruppe der ersten Liga an, dahinter hat der Münchener GC die besten Chancen auf den zweiten Finalplatz - hier findet der letzte Spieltag am Reichswald in Nürnberg statt. In der zweiten Liga, wo es in den Südgruppen nur je einen freien Platz für das Aufstiegsturnier gibt, duellieren sich bei den Männern der GC Eichenried, der Münchener GC und der GC Valley, bei den Frauen könnte Eichenried als Zweiter Valley noch abfangen. Die Olchingerinnen sind Vierte dieser Fünfergruppe, stehen damit auf einem Abstiegsplatz und machen ihre Trainerin Nicole Gögele "etwas ratlos". Am ersten und vierten Spieltag habe ihr Team weit unter seinen Möglichkeiten agiert. Am vierten immerhin gab es nachvollziehbare Gründe: Gardis Münzenrieder hatte trotz Handgelenksverletzung und Rachel de Heuvel mit einem Schleudertrauma antreten müssen. Nun müsste Olching gewinnen und Rivale Fürth nur Vierter werden, damit es zum Ligaverbleib reicht. Zweckoptimismus? "Alle müssen einen guten Tag erwischen", sagt Nicole Gögele, "aber wir müssen nur abrufen, was wir können - nicht mehr." Auch sie setzt auf den schwierigen Platz und die daraus resultierende Heimstärke des GC Olching.

Die Hitze, sagt die Trainerin, spiele eher keine Rolle, "die ist für alle gleich". Ihr Mann erwartet, dass es dadurch für alle einfacher werde, weil Bälle weiter fliegen und die Grüns wohl nicht so kurz gemäht werden können wie üblich - sonst verbrennen sie. So trist und braun wie zuletzt bei den British Open sehe die Anlage in Olching jedenfalls nicht aus. Und nicht mal dort gab es Steppenläufer.

© SZ vom 01.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: