Galopp-Renntag in Riem:Lust und Lost

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Die Saison endet mit einem Bilderbuch-Wettkampf, das Gruppe-I-Hauptrennen gewinnt der Favorit Ivanhowe. Der Verein weist zum Jahresabschluss dennoch ein sechsstelliges Minus aus. Es gibt aber auch Anlass zum Optimismus

Von Fabian Kautz, München

Es war das Bild des Renntags: Filip Minarik streckt beide Arme aus und schließt die Augen, während sein Pferd langsam durch die Menschenmassen Richtung Siegerehrung geführt wird. Gerade hatte er mit dem 27:10-Favoriten Ivanhowe die Gruppe-I-Prüfung um den Großen Preis von Bayern gewonnen (155 000 Euro, 2400 Meter). Nach dem Start hatte er sich im bis zum Schlussbogen von Earl of Tinsdale angeführten Feld an siebter, achter Position eingeordnet. Zu Beginn der Zielgeraden attackierten zunächst der Lokalmatador Feuerblitz, dann auf der Außenbahn die britische Stute Cubanita. Doch 300 Meter vor dem Ziel schlug die Stunde des Favoriten. Durch die Mitte setzte sich Ivanhowe von der Konkurrenz ab. Der Hengst in den Farben des Gestüts Schlenderhahn, trainiert von Jean-Paul Carvalho, siegte im Ziel sicher mit zweieinhalb Längen Vorsprung, vor Cubanita mit Jockey Martin Lane und Eduardo Pedroza auf Earl of Tinsdale. Die beiden Riemer Starter Feuerblitz (Thierry Thulliez) und Night Wish (Alexander Pietsch) wurden Siebter und Achter.

Auf dem Weg zur Siegerehrung streckte Minarik die Arme aus und badete im Applaus der 7500 Besucher auf der Galopprennbahn - und in den Strahlen der Spätnachmittagssonne. Wenig später endeten der Renntag und damit die Saison. Vor dem Wagegebäude fand die letzte Siegerehrung statt und die der bayerischen Saisonchampions: Benjamin Clöß hat als Jockey die meisten Rennen gewonnen, Werner Glanz als Trainer. Rund 2000 Besucher blieben auf der Bahn und applaudierten.

Schöne Bilder waren das für den Münchener Rennverein (MRV). "Es war ein super schöner Tag. Wir hatten tolles Wetter, tollen Besuch und ein überragendes Hauptrennen", bilanzierte MRV-Generalsekretär Horst Lappe. Erstmals veranstaltete der MRV zum Halali eine Prüfung der europaweit höchsten Kategorie Gruppe I. Dank der Sponsoren könnte dem Verein sogar ein Gewinn bleiben. "Ich kenne die Zahlen noch nicht genau, aber schon eine schwarze Null wäre ein sensationeller Erfolg", sagte Lappe.

Für die Verantwortlichen des Vereins eignete sich der Renntag damit durchaus als Sinnbild des Jahres. "Es war eine Top-Saison. Wir hatten einen Besucherzuwachs, mehr verkaufte Eintrittskarten und ein neues Publikum mit vielen jungen Familien", bilanzierte Lappe. "Wir hatten großartige Starterfelder", ergänzte Vorstand Franz Prinz von Auersperg.

Trotzdem wird der Verein auch in diesem Jahr ein sechsstelliges Minus ausweisen. Wie bereits in den Jahren davor. Der MRV existiert derzeit durch unbefristete, zinslose Darlehen ohne Sicherheit, die der gesamte Vorstand zur Verfügung stellt. Inzwischen dürfte sich die Summe auf mindestens eine Millionen Euro belaufen, genaue Zahlen nennt keiner. Der größte Besitz des Vereins bleibt das Grundstück. Ein Teil davon soll als Bauland mit der Stadt entwickelt werden, Verhandlungen laufen.

"Wir werden einen Lost machen, das steht außer Frage. Aber im Vergleich zum Vorjahr haben wir es halbiert", sagt Auersperg. Das ehrgeizige Ziel der Verantwortlichen bleibt eine schwarze Null. Nicht nur die Besucherzahlen geben Anlass zum Optimismus. Die Einnahmen auf der Bahn steigen, die Partnerschaft mit Caterer Käfer hat sich offenbar bewährt und soll fortgesetzt werden. In Auersperg wurde ein geschickter Netzwerker für den Vorstand gefunden, der für den letzten Renntag zahlreiche Sponsoren gewann. Bewährt hat sich auch die Doppel-Alm, die seit Jahresbeginn anstelle der Wellblech-Mehrzweckhalle steht. Von den Besuchern wurden die Alm und der zugehörige Biergarten gut angenommen, für den MRV bieten sich Vermarktungsmöglichkeiten auch außerhalb der Renntage. Künftig soll dort jährlich ein sechsstelliger Betrag verdient werden. "Wir haben nur einen Teil unserer Ziele erreicht. Nach wie vor haben wir Probleme mit Sponsoren", bilanziert Auersperg und fügt an: "Aber wir werden die schwarze Null erreichen. Dafür brauchen wir noch zwei Sponsoren - und die werden wir kriegen."

© SZ vom 03.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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