Futsal:Kick it like Xavi

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Beim TSV Neuried gibt es eine eigene Futsal-Abteilung. Damit zählt der Klub in Bayern zu den Vorreitern dieser filigranen Hallenfußball-Variante - und hofft auf den DFB

Von Michael Fischer, Neuried

Wer aus der Pizzeria im Neurieder Sportpark einen beiläufigen Blick durch die großflächigen Glasfronten der benachbarten Sporthalle wirft, wird auf den ersten Blick ein für die Wintermonate typisches Bild sehen: Fußballer, die Parkett gegen Rasen getauscht haben. Im Sekundentakt rauscht der Ball beim Aufwärmen ins Tor. Der zweite Blick offenbart dann aber doch Besonderheiten: Zum Beispiel ist dieser Ball auffallend klein. Und: Er springt kaum.

Die zehn Mann in der Halle des TSV Neuried, einem Bezirksligisten südwestlich der Landeshauptstadt, spielen Futsal. Futsal ist die offizielle Hallenfußballvariante des Weltverbandes Fifa, in Deutschland aber noch immer eine beinahe exotische Randerscheinung. Futsal wird ohne Rundumbande und mit einem kleineren, schwereren, sprungreduzierten Ball auf Handballtore gespielt. Das Spiel soll damit technisch anspruchsvoller und gleichzeitig das Verletzungsrisiko massiv gesenkt werden. Aus demselben Grund werden auf der Anzeigetafel die Fouls jeder Mannschaft mitgezählt. Ab dem sechsten bekommt das gegnerische Team einen Strafstoß zugesprochen. Der Torwart darf sich über das komplette Feld bewegen. Ein Spiel hat eine Nettospielzeit von zweimal 20 Minuten. Wenn die Fifa für Futsal wirbt, tut sie das gerne mit Stars wie den ehemaligen Weltfußballern Zinedine Zidane oder Ronaldinho, die ihre Technik einst in der Halle schulten.

"Moderne Trainer wollen keine Grätschen, sondern spielerische Lösungen": Fabian Fischer instruiert die Neurieder Futsal-Spieler. (Foto: Tobias Hartmann)

In Neuried wird seit drei Jahren Futsal gespielt. Edin Kulasic, ein Kroate, hatte durch mehrere Aufenthalte in seiner Heimat Kontakte in die Futsal-Szene geknüpft, die in Osteuropa bedeutend größer ist. In Neuried rannte er mit seinem Vorstoß offene Türen ein, sagt TSV-Geschäftsführer Christopher Utz: "Wegen der hohen Verletzungsgefahr durch die Banden und das häufige Grätschen steht unser Verein dem gewöhnlichen Hallenfußball sehr kritisch gegenüber." Probleme, die beim Futsal durch das veränderte Regelwerk eingedämmt werden. Zudem bringt der Sport den Vorteil, dass technische Fertigkeiten im Vordergrund stehen, was für Utz in die aktuelle Entwicklung des Fußballs passt: "Moderne Trainer wollen keine Grätschen, sondern spielerische Lösungen; Barcelonas Xavi wäre für mich der optimale Futsaler."

Anfangs herrschte beruflich bedingt eine hohe Fluktuation in der Mannschaft, die dennoch stets etwa 15 Aktive umfasste. Mittlerweile gibt es eine eigene Abteilung Futsal beim TSV, Trainer Fabian Fischer kann auf einen breiten Kader zurückgreifen, der mit 25 Spielern aus acht verschiedenen Nationen bunt gemischt ist. Und der auch schon Erfahrung mit höherklassigen Gegnern hat. Im Januar 2013 etwa kam die Frauen-Bundesligamannschaft des FC Bayern München zu einem Testspiel nach Neuried. Dabei begegneten sich beide Teams auf Augenhöhe und boten ein technisch anspruchsvolles Spiel, das der TSV "wegen physischer Vorteile" (Fischer) knapp gewann.

Futsal-Freund: Zinedine Zidane bei einem Schau-Spiel. (Foto: afp)

Beflügelt durch Ergebnisse wie dieses veranstaltete der Verein ein halbes Jahr später das erste internationale Futsal-Turnier in München, ehe im April 2014 erstmals alle fünf bayerischen Futsal-Klubs in Regensburg aufeinander trafen. Der TSV belegte Rang eins, was aber angesichts der Symbolkraft nachrangig war. Retrospektiv war der Tag der Auftakt für den Futsal-Spielbetrieb in Bayern. Nachdem der Bayerische Fußball-Verband (BFV) im vergangenen Winter bereits alle unter seiner Regie organisierten Turniere auf Futsal umgestellt hatte, wurde mit der Bezirksliga Mittelfranken auch ein eigenständiger Ligabetrieb getestet. Dieser verlief laut Michael Tittmann, dem zuständigen Referenten beim BFV, "sehr zufriedenstellend". In der neuen Bayernliga, die Mitte Oktober in Nürnberg startete, soll jetzt erstmals ein landesweiter Spielbetrieb angeboten werden. Neben Neuried sind Mannschaften aus Bayreuth, Nürnberg, Schwandorf und Regensburg dabei. Parallel dazu gibt es einen süddeutschen Pokal, der als Testbetrieb für eine etwaige künftige Regionalliga dient. Der TSV Neuried nimmt auch daran teil, "wir wollen alles mitnehmen, was geht", sagt Geschäftsführer Utz. Jeder Wettkampf sei wichtig, um Erfahrung zu sammeln. "Wir erwarten aber auch, dass von den Verbänden etwas zurückkommt." Bisher fehle ein klare Strategie des DFB.

Zunächst geht es aber wieder um Bayernliga-Punkte. Am Samstag (17.15 Uhr) trifft der TSV zu Hause im Sportpark auf Spitzenreiter Schwandorf/Wackersdorf, bereits um 15.30 Uhr spielen Regensburg und Bayreuth. Der Eintritt ist jeweils frei.

© SZ vom 07.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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