Fußball-Regionalliga:Zwischen Fassungslosigkeit und Frohsinn

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Der SV Heimstetten gerät gegen Memmingen trotz Überzahl in Rückstand - und schenkt Trainer Moskovic am Ende den ersten Punkt. Ein Hoffnungsschimmer vor dem Heimspiel gegen Spitzenreiter 1860 München

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

Als Vitomir Moskovic am späten Dienstagabend in sein Auto stieg und nach Hause fuhr, da war er tatsächlich froh und unzufrieden zugleich. Froh, dass seine Mannschaft in dieser verrückten Schlussphase gegen den FC Memmingen noch einen Punkt geholt hatte bei diesem 2:2 (0:0). Aber eben auch mit ein bisschen Wut im Bauch, weil seine Mannschaft in Überzahl nach einer Führung zwischenzeitlich in Rückstand geraten war.

Die erste Halbzeit dieses Regionalliga-Nachholspiels könne man schnell abhaken, fand der neue Trainer des SV Heimstetten: keine Torchancen, "kein Regionalliga-Niveau", und bestenfalls eine leichte optische Überlegenheit für sein Team. Immerhin hatte er dabei Gelegenheit, die Qualitäten seines neuesten Spielers zu begutachten: Moskovic hatte Zugang Simon Seferings im Mittelfeld aufgeboten, weil Christoph Schmitt eine Gelbsperre abzusitzen hatte.

Die zweite Halbzeit hatte es dann aber in sich. Gleich nach Wiederanpfiff traf Heimstettens Clemens Kubina nur das Außennetz. Eine Viertelstunde später erzielte dann Danijel Majdancevic aus gut 25 Metern die Führung, mit einem "wunderbaren Schuss", wie Moskovic sagte, auch wenn dieser Schuss so nicht geplant gewesen war. Auf jeden Fall empfand der Trainer die Führung zu diesem Zeitpunkt als verdient, "denn wir haben in dieser Phase Fußball gespielt".

In der nächsten Heimstettener Angriffsaktion sah dann Memmingens Torwart Martin Gruber nach einer rüden Notbremse gegen Daniel Steimel die rote Karte. Der SVH sah wie der sichere Sieger aus, zumal das Memminger Wechselkontingent bereits ausgeschöpft war und das Trainerduo der Gäste nicht mehr auf die Unterzahl reagieren konnte.

Dies taten dafür die Gastgeber, wenn auch anders als gedacht: "Ich glaube, die Mannschaft hat da schon den ersten Sieg gefeiert", meckerte Moskovic. Denn gut fünf Minuten nach der roten Karte folgte auch schon der Ausgleich: Ein weiter Freistoß segelte in den Fünfmeterraum, in Richtung des hinteren Pfostens, Michael Geldhauser nutzte den unerwarteten Freiraum zum 1:1. "Unerklärlich! 40 Meter vom Tor entfernt! An den langen Pfosten! In Überzahl! Ich habe danach wirklich meine Stimme verloren", erzählt Moskovic. Und fügt an, dass die Lethargie in der Abwehr personelle Konsequenzen für das kommende Spiel haben könnte. Es sollte sogar noch schlimmer kommen.

Andere Körpersprache: SVH-Stürmer Danijel Majdancevic (re.) erzielte mit einem Schuss aus 25 Metern die Führung. Der Serbe bestätigte seine gute Form. (Foto: schunk)

In der 82. Minute ging Memmingen durch Dennis Hoffmann in Führung, erneut nach einem Freistoß - schon beim 3:4 in Schweinfurt am vergangenen Wochenende waren zwei Gegentore nach Standards gefallen. "Normalerweise verlierst du dann so ein Spiel", weiß Moskovic aus Erfahrung. Doch wenn er mit etwas zufrieden sein darf, dann ist es die aktuelle Treffsicherheit seiner Angreifer. Nach Majdancevics 1:0 traf kurz vor Schluss auch noch Sammy Ammari zum 2:2-Endstand, es war bereits sein siebtes Saisontor.

Trotz aller Wut auf den kollektiven Schlendrian und die individuellen Fehler, die zu Gegentoren führten, fand es Moskovic durchaus bedeutsam, dass die Mannschaft nach vier Niederlagen in Serie nun wieder einen Punkt geholt hatte. Und er sah auch Fortschritte: "Sie laufen teilweise schon mit einer anderen Körpersprache über den Platz", findet er, sie trauten sich also mehr zu. Allerdings sei das Spiel ohne Ball immer noch verbesserungswürdig.

Am kommenden Samstag empfängt der SV Heimstetten den Spitzenreiter TSV 1860 München II. "Wir werden nicht die weiße Fahne schwenken", sagt Moskovic. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir da etwas holen können." Der Trainer wartet kurz, dann fügt er an: "Jetzt muss ich noch die Mannschaft davon überzeugen, mit welchen Mitteln sie das am besten macht." Denn Moskovic ist sich sicher: Sein Team hat noch viel mehr Potenzial, als er in den bisherigen drei Wochen abrufen konnte.

© SZ vom 11.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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