Fußball-Regionalliga:Zwei Drittel zu wenig

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Harmlose Löwen-U21 leistet sich gegen Nürnberg grobe Patzer

Die beiden Fehler, die zur Niederlage führten, die seien schon "extrem" gewesen, fand Daniel Bierofka. Bei Ausbildungsmannschaften wird ja einerseits stets dazu gesagt, dass die Spieler Fehler machen dürfen. Doch der neue Trainer der U21 von 1860 München musste sich in diesem Fall trotzdem ärgern: "Die führen mit eineinhalb Schüssen aufs Tor 2:0", sagte er über den 1. FC Nürnberg II. Und das war dann auch der Endstand. Bierofkas Fazit: "Wir haben das Spiel nicht aufgrund der Stärke des Gegners verloren." Sondern wohl eher wegen der eigenen Schwächen.

Da war zum einen der Lapsus von Torwart Michael Netolitzky in der vierten Minute. Nürnbergs neuer Angreifer Vitalij Lux hatte auf das Tor der Sechziger geschossen, es handelte sich allerdings eher um einen strammen Rückpass. Netolitzky ließ den Ball trotzdem durch die Beine kullern. Der frühe Rückstand schien die Mannschaft zunächst nicht zu stören, sie fand gut in die Partie. Der nach einer Rotsperre zurückgekehrte Kasim Rabihic gab in der 13. Minute einen gefährlichen Schuss ab, in der 16. Spielminute köpfelte Innenverteidiger Felix Weber nach einem Eckball dem Nürnberger Torwart Alexander Stephan aus kurzer Distanz in die Arme. Offensichtlich haderte Weber noch mit seiner vertanen Chance, jedenfalls überfiel ihn in derselben Minute eine entscheidende Konzentrationsschwäche: Er drosch im Spielaufbau über den Ball, Lux nutze die Gelegenheit und legte quer auf Julian Wießmeier, der unbedrängt einschob.

Danach blieben zwar grobe Patzer aus, dafür wurden andere Schwäche deutlich, die Bierofka schon nach dem 0:0 gegen den SV Schalding-Heining erkannt hatte: "Vorne fehlt momentan der letzte Biss, der letzte Zug zum Tor." Im Spielaufbau sei alles in Ordnung, doch im gegnerischen Strafraum sei man zurzeit komplett harmlos. Torgefährlich war das Team oft nach Standards, wirklich zwingende Chancen erspielte sich die Mannschaft allerdings nur selten.

Die Harmlosigkeit ist keine Überraschung. Als Bierofka im Februar kurzfristig das Traineramt von Torsten Fröhling übernahm, hat dieser zugleich einige Spieler dauerhaft in den Profi-Kader befördert. Korbinian Vollmann ist nun Stammspieler in der zweiten Liga, auch Marius Wolf kommt dort regelmäßig zum Einsatz. Der 2,03 Meter große Angreifer Fejsal Mulic ist verletzt, und Zugang Jimmy Marton, aus Unterhaching gekommen, fehlt noch die Spielpraxis. Viele Jüngere wie Richard Neudecker werden zudem in der U19 gebraucht, die sich in der Bundesliga gegen den Abstieg stemmen muss. Und so hatte das Regionalliga-Team, das am Wochenende nach Nürnberg reiste, in gewisser Weise zwei Drittel seiner Torgefährlichkeit verloren. Denn die Spieler, die Bierofka dabei hatte, waren bislang gerade einmal für 16 der insgesamt 49 erzielten Saisontore verantwortlich.

Am kommenden Wochenende steht ein Spitzenspiel an: Der Zweite 1860 München empfängt den Spitzenreiter Würzburger Kickers. Bei sechs Punkten Rückstand geht es eigentlich darum, die Meisterschaft spannend zu halten. Das sieht Trainer Bierofka aber nicht so: "Wir haben gerade andere Sorgen, als ob wir weiter oben mitspielen können. Wir müssen erst mal wieder ein Tor schießen", sagt der 36-Jährige. Klar, gegen Würzburg könne man befreit aufspielen. "Aber ehrlich gesagt: Ich glaube, Würzburg ist jetzt schon fast durch." Kickers-Trainer Bernd Hollerbach wird auf diese Aussagen nicht hereinfallen: Auch wenn die jungen Löwen zuletzt nicht gut gespielt haben, wird er seinem Team eintrichtern, den Gegner auf keinen Fall zu unterschätzen.

© SZ vom 23.03.2015 / cal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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