Fußball-Regionalligist VfR Garching:Vor lauter Komplimenten ganz übel

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Neue Sichtweise: Weil er ihm in der 70. Minute zu nahe gekommen war, schickte der Schiedsrichter VfR-Coach Daniel Weber auf die Tribüne. (Foto: Stephan Rumpf)

Mit dem 1:1 im Kellerduell gegen Bamberg sind die klar besseren Garchinger gar nicht zufrieden. Die Hauptschuld sucht der Aufsteiger beim Schiedsrichter - und erst in zweiter Linie bei sich selbst.

Von Christoph Leischwitz, Garching

Nach diesem Spiel, sagte Daniel Weber, sei Frust erlaubt, zumindest bis zum nächsten Training am Montag. Er meinte damit eigentlich seine Spieler, aber er ging dann schon mal verbal voran: "Wir sind von vorne bis hinten beschissen worden. Was der Schiri gepfiffen hat, war Mist." Gut fünf Minuten nach dem Schlusspfiff sagte er das. Wiederum zehn Minuten später relativierte der Trainer des Fußball-Regionalligisten VfR Garching seine Aussagen. Man habe auch einfach Pech gehabt.

Die Bedeutung dieses Spiels hatte man Weber schon den ganzen Nachmittag über angemerkt. Weil Torwart Sebastian Seibold erkrankt fehlte, stand der 41-jährige Coach und Ex-Keeper mit auf dem Feld, um Stefan Wachenheim beim Aufwärmen zu unterstützen. Und während der Partie, in der 70. Spielminute, stand Weber dann plötzlich noch einmal auf dem Feld, weshalb er vom Schiedsrichter für den Rest der Spielzeit auf die Tribüne verbannt wurde. Von dort musste er mit ansehen, wie seine Mannschaft in der Nachspielzeit eine hoch verdiente 1:0-Führung aus den Händen gab, als Reaktion breitete er hilflos die Arme aus. Das 1:1 fühlte sich zweifellos wie eine Niederlage an, das bestätigte auch Gästetrainer Norbert Schlegel: "Wir haben ein schlechtes Spiel gemacht. Für uns war das schon ein gefühlter Sieg."

Garching hatte das Spiel bestimmt. In der ersten halben Stunde war der Aufsteiger vor allem mit Distanzschüssen gefährlich, die Gäste griffen vor ihrem Strafraum viel zu zaghaft an. So prüfte zunächst Gerrit Arzberger den Bamberger Torwart Christian Berchthold mit einem Flatterball (13.), ein Schuss von Dennis Niebauer wurde gerade noch zur Ecke geklärt (21.), Robert Rudnik scheiterte mit einem Drehschuss vom Strafraumrand, Stefan Prunitsch geriet beim Nachschuss in Rücklage (36.). Weitschüsse seien in dieser Jahreszeit, in denen die Spielfläche oft holprig ist, ein gutes Mittel, meinte Weber. Dabei hatten ihn seine Spieler mit einer feinen Kombination in der 36. Minute Lügen gestraft: Arzberger hatte den Ball mit einem schönen Hackentrick zu Dominik Weicker geleitet, dessen butterweiche Hereingabe schob Prunitsch zum 1:0 ein.

Noch vor der Pause hatte Garching gute Chancen, die Führung auszubauen, nach dem Wechsel gesellten sich zur spielerischen Überlegenheit auch noch mehrere Kontermöglichkeiten. Und spätestens in der 76. Minute hätte das Spiel entschieden sein müssen: Mike Niebauer köpfelte eine Freistoßflanke an die Unterkante der Latte, der Ball sprang vor Daniel Steinacher auf - doch dem frei stehenden Abwehrchef misslang der Flugkopfball aus wenigen Metern Entfernung komplett.

Oliver Hauck (re.) und seine Garchinger Teamkameraden sind überlegen, zum Sieg reicht es aber nicht. (Foto: Stephan Rumpf)

Weber war unter anderem auch deshalb auf den Schiedsrichter sauer, weil er ein elfmeterwürdiges Foul an Niebauer gesehen haben wollte, der Referee aber nicht. Doch später ließ er auch durchscheinen, woran es der eindeutig besseren Mannschaft am Ende gefehlt hatte: Cleverness. "Der Fehler fängt ja schon da an", erklärte er die Entstehung des Gegentores, und zeigte auf Höhe des Mittelkreises auf die Seitenlinie. Garching hatte nach eigenem Einwurf den Ball verloren und mit einer Fehlerkette das 1:1 durch Bambergs Kapitän Dominik Schmitt selbst eingeleitet. "Wir sind diese Woche auf einen Relegationsplatz gerutscht, und das passt mir gar nicht", sagte Weber. Und er finde es auch "zum Kotzen", ständig Komplimente vom Gegner für ein gutes Spiel zu bekommen. Lieber wolle er schlecht spielen und dafür wieder mal gewinnen.

Blieb noch die Frage, ob Weber in dieser Saison noch einmal ganz legitim auf dem Feld zu finden sein könnte, als Ersatztorwart etwa, wenn sowohl Seibold als auch Wachenheim einmal ausfallen. Weber hat für das Regionalliga-Team keinen dritten Torwart gemeldet, er selbst habe im Moment auch keine Spielgenehmigung. Doch immerhin steckt die Mannschaft nun tief im Abstiegskampf, und im Verein gäbe es sonst keinen Keeper mehr, der die Aufgabe übernehmen könnte. Sprich: Wenn wirklich Not am Mann sei, "dann besorge ich mir die Genehmigung eben noch", sagte er. Weber als Spielertrainer, das könnte interessant werden, vor allem für den jeweiligen Schiedsrichter.

© SZ vom 23.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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