Fußball-Regionalliga:Schauen, was geht

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Die U23 des FC Bayern München zeigt sich vom 0:1 in Würzburg gut erholt und fegt abstiegsgefährdete Burghauser mit 4:0 vom Feld. Besonders Verteidiger Ylli Sallahi macht auf sich aufmerksam - als Mittelfeldspieler

Von Christoph Leischwitz, München

Eigentlich ist es eine Floskel, doch dieser Satz von Erik ten Hag ist ganz aktuell tatsächlich der Grund für das, was seine Mannschaft am Freitagabend gezeigt hat, und zwar so ziemlich der einzige. Der Satz lautet: "Bei uns haben viele den Anspruch, Profi zu werden", sagte der Trainer des FC Bayern München II. Ansonsten müsse man mal "gucken, was noch geht in dieser Saison".

Auf dem Papier hat diese Saison für die jungen Bayern nämlich nur einen, an den Ansprüchen gemessen enttäuschenden dritten Tabellenplatz in der Regionalliga vorzuweisen, mit neun Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter Würzburg. Seit der 0:1-Niederlage bei den Kickers vor acht Tagen ist aus dem Umfeld der U-23-Vertretung zu hören, dass man nicht mehr mit der Meisterschaft rechne - diese Motivation für eine gute Leistung ist also höchstens noch marginal vorhanden. Und trotzdem zeigte der FCB II nur einen Spieltag später eine beeindruckende Leistung und bezwang Wacker Burghausen mit 4:0. Ten Hag hatte danach die Chancenauswertung und einen zwischenzeitlichen, kaum sichtbaren Schlendrian beim Stand von 2:0 in der zweiten Halbzeit zu bemängeln: "Man darf da keine Chancen zulassen, solange der Gegner noch am Leben ist", so der mitleidslose Kommentar. Burghausen ist nun Drittletzter und droht von der dritten in die Bayernliga durchgereicht zu werden.

Die Bayern hatten vor allem eine konzentrierte Leistung gezeigt, in einem Spiel, das so vielen anderen Heimspielen im Grünwalder Stadion glich: Ein ungemein defensiver Gegner, der diszipliniert verteidigt und nur auf Konter lauert. Die Bayern bespielten den Gegner fleißig, suchten permanent Lücken, die sie oft auch fanden. Nach einem dieser Pässe in die Schnittstelle holte Lukas Görtler gegen Wacker-Keeper Alexander Eiban einen Elfmeter heraus. Diesen verwandelte Ylli Sallahi mit einem frechen, langsamen Schuss ins rechte untere Eck (38.). Unmittelbar vor der Pause erhöhte Görtler auf 2:0, er hatte einen Schuss von Verteidiger Phillipp Steinhart entscheidend abgefälscht.

Sallahi war auf der Suche nach Lücken der auffälligste Akteur. Seine sehenswerten Chips brachten den Gegner oft in Verlegenheit. Der 20-Jährige spielte diesmal nicht in der Viererkette, sondern zentral vor der Abwehr. "Wir haben daran ein paar Wochen lang gearbeitet, mit ihm auf der Sechs", so ten Hag, "ich glaube, er war heute sehr dominant." Sallahi steuerte auch das 3:0 (66.) bei, ebenfalls per Elfmeter, diesmal schob er den Ball langsam ins linke Eck, man könnte sagen: abgezockt, wie ein Profi. Zum 4:0 (79.) traf wieder Görtler.

So schön ist Toreschießen: Die Spieler des FC Bayern München II freuen sich mit Ylli Sallahi über dessen Elfmetertreffer zum 1:0. (Foto: Imago)

Dass auf der Tribüne des Grünwalder Stadions bei Partien des FC Bayern II viele Beobachter anderer Vereine sitzen, ist kein Geheimnis. Diesmal war Frank Kramer da, der Cheftrainer des Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth. Zugleich gelten Sallahi und Steinhart als die derzeit bedeutendsten Vertreter einer gar nicht so kleinen Spieler-Kategorie: viel zu gut für die Regionalliga, doch im Kader von Pep Guardiola ist auf absehbare Zeit kein Platz frei.

Könnte also Sallahi schon nach der Winterpause höherklassige Aufgaben wahrnehmen, in einer anderen Stadt? Ten Hag zögert, dann sagt er: "Wenn er dafür reif ist, dann gebe ich ihm die Hand und wünsche ihm viel Erfolg." Ein klares Nein hört sich anders an, doch er will die Entscheidung offenbar anderen überlassen. Eines weiß der Trainer aber sicher: "Wir bräuchten mehr Spiele wie gegen Würzburg." Mit anderen Worten: Wäre das Niveau höher, würde sich die Frage nach möglichen Abschieden gar nicht stellen.

© SZ vom 10.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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