Fußball-Regionalliga:Platzverweis? Einspruch, Videobeweis!

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Garchings Dennis Niebauer soll sich bei der 0:1-Niederlage in Bayreuth eine Tätlichkeit geleistet haben. Trainer Weber hofft darauf, dass sich die rote Karte als Fehlurteil herausstellt. Eine lange Sperre des Kapitäns wäre für den Aufsteiger fatal

Von Stefan Galler, Garching

Der erste Weg nach dem Schlusspfiff führte Daniel Weber zum Unparteiischen. Es war ihm wichtig, von Schiedsrichter Steffen Mix persönlich zu erfahren, wofür sein Kapitän Dennis Niebauer drei Minuten vor dem Schlusspfiff vom Platz gestellt worden war. Der Garchinger hatte den Bayreuther Chris Wolf mit einer derben Grätsche zu Fall gebracht, anschließend leistete sich der Gefoulte einen Bodycheck gegen den VfR-Spielmacher. Der Schiedsrichter-Assistent wollte jedoch noch einen dritten Tatbestand erkannt haben, nämlich ein Nachtreten des am Boden liegenden Niebauer direkt nach seinem Foul. "Und dafür gab es den Platzverweis", berichtete der immer noch konsternierte Garchinger Coach am folgenden Tag. Seine schlechte Laune rührte einzig und allein von der roten Karte her und nicht, wie man vielleicht hätte erwarten können, von der 0:1 (0:0)-Niederlage seiner Mannschaft im Regionalliga-Nachholspiel gegen Bayreuth.

Weber hofft, dass sich die Sperre für den vielleicht wichtigsten Mann im Team des Aufsteigers in Grenzen hält. Der Verband zeichnet alle Spiele per Videokamera auf. Sollte der Tatbestand des Nachtretens verhandelt werden, wie das der Referee unmittelbar nach dem Spiel sagte, wäre seines Erachtens nichts anderes als ein Freispruch möglich. Also eine Sperre von nur einem Spiel. "Das hoffe ich", sagt Weber leise.

Er führt allerlei Zeugen auf, die die Szene genauso gesehen hätten wie er selbst. Bayreuths Präsident Wolfgang Gruber etwa, oder den - möglicherweise nur bedingt unvoreingenommenen - Vater Niebauers. Sie alle hatten sehr wohl ein grobes Foul erkannt, jedoch keine Tätlichkeit. "Dafür ist Dennis doch gar nicht der Typ", argumentierte Weber. "Alles in allem eine völlige Fehlbeurteilung des Schiedsrichtergespanns."

Eines steht für Sportsmann Weber dennoch außer Frage: "Verloren hätten wir auch ohne den Platzverweis." Denn die beste Chance zum Ausgleich hatte der VfR in Unterzahl: Daniel Steinacher stand in der Nachspielzeit völlig allein vor Bayreuths Torwart Andreas Sponsel, drosch den Ball jedoch über den Querbalken. "Das war unser Final Cut", sagte Weber später.

So blieb es bei einem einzigen Treffer im Waldstadion von Weismain. Diesen erzielte Eduard Root in der 49. Minute, als Garchings Torwart Sebastian Seibold einen scharf geschossenen Freistoß von Matthias Heckenberger in allergrößter Not nur nach vorne abklatschen konnte und Root den Ball im Fallen über die Linie drückte. "Der Freistoß war schwer zu halten, überhaupt kein Vorwurf an Basti", sagte Weber, dessen Mannschaft ihrerseits vor allem in der ersten halben Stunde gute Gelegenheiten ausgelassen hatte, in Führung zu gehen. Allen voran Dennis Niebauer, der zweimal freistehend aus zentraler Position das Ziel nur knapp verfehlte (12./32.).

"Dafür ist Dennis doch gar nicht der Typ": VfR-Kapitän Niebauer hat Fürsprecher aus dem eigenen Verein. (Foto: Schunk)

Die "Altstadt", wie die SpVgg Bayreuth genannt wird, wachte nach einer halben Stunde auf, Manuel Hiemers Direktabnahme nach einem abgewehrten Eckball flog jedoch übers Tor (30.). Matchwinner Root hatte bei seiner ersten Großchance noch Pech und traf nur den Pfosten (38.). Nach dem 0:1 in Hälfte zwei entblößten die Garchinger schon recht früh die Abwehr, nun rollte ein Konter nach dem anderen auf das VfR-Tor zu, doch Seibold hielt seinen Kasten sauber. "Da hatte Bayreuth eine ganze Reihe Riesenchancen, sie hätten uns abschießen können", bilanzierte Weber.

Und doch war ein Punktgewinn für die Gäste im Duell der Aufsteiger möglich: In der 67. Minute wurde Michael Weicker von SpVgg-Verteidiger Simon Ruß zu Fall gebracht, der Elfmeterpfiff blieb jedoch aus, wodurch die Sympathiewerte des Schiedsrichters bei Garchings Anhang nicht gerade ins Unermessliche stiegen. "Nach dem Spiel gegen Bayern haben sich die Bayreuther darüber beschwert, dass ein Münchner gepfiffen hat", erläuterte Weber. "Gegen uns haben sie einen fränkischen Schiedsrichter bekommen. Man kann sagen, sie haben alles retour gekriegt."

© SZ vom 09.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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