Fußball-Regionalliga:Moskovic' These

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Der SV Heimstetten dominiert das Spiel gegen Buchbach - und verliert durch ein Zufallstor mit 0:1. Auf den neuen Trainer wartet viel Aufbauarbeit

Von sebastian winter, Kirchheim

Vitomir Moskovic lief an der Seitenlinie hin und her und fummelte an seiner schwarzen Uhr herum. Moskovic, der neue Trainer des Fußball-Regionalligisten SV Heimstetten, wollte die Stoppfunktion starten, er wollte, dass es endlich losgeht, dieses Spiel gegen den TSV Buchbach, das zugleich seine Heimpremiere als Coach des SVH sein würde. Als der Schiedsrichter endlich anpfiff, drückte Moskovic den Knopf, acht Minuten später rief er laut aufs Spielfeld: "Kommt Jungs, entschlossen." Moskovic lobte seine Spieler mehr, als dass er sie rügte, seine Kommentare zischten nur so durch den hereinbrechenden Freitagabend.

Keine Frage, der 47-jährige Diplom-Fußballtrainer mit A-Lizenz aus Tuzla wollte sein erstes Ligaspiel für den Verein unbedingt gewinnen. Zwischendurch lachte er auch, das Spiel seiner Mannschaft hatte ihm durchaus gefallen, doch in der 82. Spielminute hatte all das keine Bedeutung mehr. Denn in dieser Minute fiel das 0:1 für Buchbach, ein Zufallsprodukt: Eine Hereingabe von der rechten Seite klärten die Heimstettener zu kurz, der anschließende verunglückte Torschuss aus 18 Metern landete bei Buchbachs Stefan Denk, der den Ball wunderbar ins lange Eck drosch. Es war die erste richtige Chance der Buchbacher in der gesamten Partie gewesen - sie bedeutete zugleich den Auswärtssieg. Und Moskovic fühlte sich in seinem Leitmotiv bestätigt: "Es ist meine These, dass es im Fußball keine Gerechtigkeit gibt. Und sie wurde heute bewiesen."

Die Verantwortlichen des SV Heimstetten hatten Moskovic vor knapp zwei Wochen als neuen Chef an der Seitenlinie präsentiert, nach der Demission von Rainer Elfinger. Es hatte zu viele Meinungsverschiedenheiten gegeben mit Elfinger, auf und neben dem Platz. "Wir haben die entsprechenden Punkte schon seit langer Zeit angesprochen. Und einige Dinge haben sich einfach nicht geändert", sagt Heimstettens Manager Michael Matejka. Moskovic haben sie geholt, weil er als akribischer Arbeiter gilt und weil er den Verein gut kennt. Immerhin hat er Heimstetten zwischen 2007 und 2010 betreut, zunächst als Co-Trainer, später als Cheftrainer. Mit Moskovic stieg der SVH in die Bayernliga auf. Es gibt noch einen anderen Grund: "Er kann junge Spieler mit einer bestimmten Ansprache entwickeln", sagt Matejka. Offenbar hatten sie das Elfinger nicht mehr zugetraut.

Die Null steht: Noch hat Heimstettens neuer Trainer Vitomir Moskovic keinen Punkt mit seinem Klub geholt. (Foto: Schunk)

Der neue, alte Mann hat nun die schwierige Aufgabe, einer durch die jüngsten Entwicklungen und Ergebnisse verunsicherten Mannschaft neues Selbstvertrauen zu geben, sie wieder zu einer Einheit zu formen. In der zweiten Hauptrunde des Toto-Pokals hatte Heimstetten ja kürzlich 1:2 gegen den Bayernligisten TSV 1860 Rosenheim verloren, es war Moskovic' erstes Spiel gewesen - und das reinste Grauen.

Gegen Buchbach zeigten sich die Gastgeber vor fast 700 Zuschauern stark verbessert. Sie kamen zu Chancen, und nur sie: Nach zehn Minuten parierte Buchbachs Torwart Dominik Süßmaier einen starken Flachschuss des überzeugenden Sebastiano Nappo, weitere Möglichkeiten zur Führung hatten Valentin de la Motte und Clemens Kubina. "Außerdem hätten wir in der ersten Halbzeit einen Elfmeter kriegen müssen", Matejka hatte im Strafraum ein Foul an Danijel Majdancevic gesehen und ein zusätzliches Handspiel eines Buchbachers. Doch der Pfiff blieb aus.

In der zweiten Halbzeit wurde auch Heimstetten schwächer, blieb aber dennoch gefährlicher als die erschreckend harmlosen Buchbacher. So hätte Clemens Kubina nach schöner Vorbereitung von Sammy Ammari die Führung aus fünf Metern erzielen müssen. Doch sein Schüsschen geriet zu harmlos, Keeper Süßmaier bewahrte Buchbach vor dem Rückstand. "Ich möchte der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Aber was wir alles verschossen haben, ist unglaublich", sagte Moskovic, es klang dann doch wie ein Vorwurf. "Das ist ein bitterer Einstieg. Aber wir haben immerhin ein gutes Umschaltspiel nach vorne gezeigt."

Heimstetten ist jetzt Tabellen-14., mit Tuchfühlung zu den Relegations- und Abstiegsplätzen. Doch den Blick wollen sie nicht nach unten richten in Heimstetten, das haben sie in der vergangenen Saison schon zu oft getan. "Ich bin zuversichtlich, dass wir uns stabilisieren, wenn wir so weiterarbeiten", sagt Manager Matejka.

Am Ende bildete Moskovic mit den Spielern noch einen Kreis, er wollte Geschlossenheit demonstrieren. Zwanzig Meter weiter standen die Buchbacher zusammen, sie riefen nur: "Derbysieger, Derbysieger, hey, hey."

© SZ vom 01.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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