Fußball-Regionalliga:Mentalitätssache

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FC Bayern II beim 2:1 gegen Illertissen offensiv verbessert

Von Ralf Tögel, München

Es waren druckreife Sätze, die Gerrit Wegkamp den Journalisten in die Blöcke diktierte. In einem atemberaubenden Tempo, das Gesagte schien auch irgendwie von oben designt, speziell als Wegkamp zum Saisonziel befragt wurde: "Wir denken von Spiel zu Spiel." Dass Wegkamp der bevorzugte Gesprächspartner war an diesem Freitagabend, das hatte natürlich einen Grund: Der schlaksige Stürmer hatte den FC Bayern München II mit seinen beiden Treffern praktisch im Alleingang zu einem wichtigen 2:1-Sieg gegen den FV Illertissen geschossen. Der Blick auf die Tabelle verdeutlicht, dass dieser Erfolg richtungsweisenden Charakter haben könnte, denn die Bayern haben damit ihr zwischenzeitliches Tief beendet und wieder Anschluss nach oben gefunden.

Aber: Kein Thema, was nicht nur Wegkamp artig betonte, auch sein Chef denkt maximal eine Woche voraus. Bayern-Trainer Erik ten Hag war dennoch die Erleichterung anzumerken, zumal sein Team in der Vorwoche beim 0:1 in Ingolstadt noch erhebliche Defizite gezeigt hatte, wie ten Hag meinte: "Was wir in Ingolstadt abgeliefert haben, war unterirdisch." In Sachen "Einstellung und Mentalität" habe sich sein Team nun deutlich verbessert gezeigt, gegen einen besseren Gegner. Immerhin war der bayerische Amateur-Meister zu Gast, der FV Illertissen war das dominierende Team der vergangenen beiden Jahre - freilich muss man die Ausbildungsabteilungen der Profivereine ausnehmen. Vor zwei Jahren war der FV Dritter hinter Sechzig II und den Bayern, im Vorjahr sogar Zweiter hinter den dominanten Bayern. Zweimal in Folge waren die Schwaben folglich bestes Amateurteam, Profifußball ist allerdings in dem 17 000-Einwohnerstädtchen im Landkreis Neu-Ulm kein Thema.

Im jüngsten Vergleich allerdings wirkte Illertissen seltsam verhalten, die Gastgeber waren die bessere Mannschaft. Vor allem offensiv zeigte sich der FC Bayern II deutlich verbessert im Vergleich zur Vorwoche und wusste dies auch zu nutzen. Vorerst blieb es bei einigen gefälligen Kombinationen, vor allem Ylli Sallahi machte über links ordentlich Dampf. Erst wurde ein Kopfball von Stefan Buck von der Linie gekratzt (25.), dann steuerte Wegkamp nach einem Geistesblitz von Tobias Schweinsteiger in Form eines Steilpasses allein auf FV-Keeper Patrick Rösch zu, umkurvte diesen elegant und beendete mit dem 1:0 (35.) die seit drei Spielen andauernde Torflaute der Bayern.

Eleganter Schlacks: Gerrit Wegkamp hat mit einem Doppelpack die Münchner Torflaute beendet. (Foto: Johannes Simon)

Der seit fünf Spielen ungeschlagene Amateurmeister blieb vieles schuldig, war meist nur über Standards gefährlich. Oder wenn Bayern-Keeper Daniel Müller ins Spiel einbezogen wurde, der mit seinen Risiko-Pässen nicht gerade sicher wirkte. Allerdings muss man wissen, dass Müller erst seit zwei Wochen bei den Bayern ist, er war wegen der Verletzung von Ivan Lucic vom FC Augsburg II zurückgeholt worden. Und weil Leopold Zingerle wegen einer Entzündung im Knie kurzfristig hatte passen müssen, musste Müller ran, dem wenig überraschend noch die Bindung zum Spiel fehlte. Er wurde auch immer wieder von seinen Vorderleuten mit Rückpässen in Bedrängnis gebracht. Wegkamps zweiter Treffer (39.) indes brachte die Vorentscheidung, dieses Mal war er von Patrick Weihrauch vorbildlich bedient worden.

Nach dem Wechsel machte Illertissen mehr Dampf, was den Bayern Räume für Konter gab. Doch sie verpassten die Vorentscheidung, allein Schweinsteiger hatte zwei große Chancen. Ein Stellungsfehler von Buck ermöglichte Maximilian Löw den späten Anschluss (89.), doch als die Gäste mit hohen Bällen nochmals alles versuchten, bewies der baumlange Müller Übersicht und pflückte zwei Bälle aus der Luft. Ten Hag war nicht nur mit ihm "sehr zufrieden", vor allem die verbesserte Einstellung seines Teams deute auf einen weiteren Schritt nach vorne. Ein Schritt, mehr nicht: "Wir sind in einem Prozess und müssen konstanter werden."

© SZ vom 01.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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