Fußball-Regionalliga:Mechanismen der Psyche

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Garching schießt sich mit 5:2 gegen Schweinfurt aus der Krise

Von Stefan Galler, Garching

Da können noch so viele Fußballer und Trainer den Spruch strapazieren, dass man immer nur von einem Spiel zum nächsten schauen sollte. Dann und wann bietet es sich sehr wohl an, über den Tellerrand zu blicken und sich zu informieren, was es denn mit der übernächsten Begegnung so auf sich hat. Daniel Weber etwa, der findige Coach des Regionalliga-Aufsteigers VfR Garching, wusste schon vor dem Heimspiel am Samstag gegen den 1. FC Schweinfurt 05, dass kommende Woche die Partie beim Tabellenzweiten 1860 München II auf dem Programm steht. "Und wenn wir in Schweinfurt verloren hätten, wären wir mit sechs Niederlagen in Serie ins Grünwalder Stadion gefahren. Dann verlierst du dort auch und es sind schon sieben", so Weber. "Irgendwann sind dann die Mechanismen der Psyche aufgebraucht."

Und deshalb war es doppelt wichtig, dass die Garchinger gegen die Unterfranken eben nicht Pleite Nummer sechs kassierten, sondern mit 5:2 (3:1) auch noch ziemlich deutlich die Oberhand behielten. "Ich konnte schon die ganze Woche im Training feststellen, dass die Konzentration sehr hoch war", sagte der VfR-Coach. "Wir haben einen hohen Aufwand getrieben und den Gegner gezwungen, einen schlechten Tag zu haben."

Dabei sah es zu Beginn keineswegs danach aus: Schon in der dritten Minute brachte Daniel Mache nach einer zu kurzen Garchinger Abwehr die "Schnüdel" in Führung. "Fahrig" sei sein Team ins Spiel gestartet, bilanzierte Weber, und: "Das wollten wir ganz anders machen." Doch der Gegentreffer kam einem Weckruf gleich: Nur wenige Minuten später schoss Stefan Prunitsch die Kugel an den Pfosten. Der Stürmer kam gleich wieder zum Schuss, S05-Torwart Christopher Pfeiffer ließ den Ball prallen, und Michael Weicker traf im Nachschuss zum 1:1 (13.). "Danach war die Sicherheit sofort da, wir haben direkt weitergemacht", sagte Weber.

Nur fünf Minuten später gelang Gerrit Arzberger mit einem abgefälschten Schuss das 2:1 für die Gastgeber. Dann geriet das gute Garchinger Gefühl wieder bedrohlich in Gefahr, weil Lucas Genkinger ohne Beeinträchtigung durch einen Gegenspieler den Ball "mit dem Schultereckgelenk" (Weber) aus dem Strafraum beförderte und der Augsburger Schiedsrichter Beretic dafür einen Handelfmeter verhängte. "Ein Witz", fanden der VfR-Trainer und seine Entourage, "den pfeift vielleicht einer von zehn Schiris." Das Entsetzen hielt sich dann doch in Grenzen - Sebastian Seibold parierte den Strafstoß von Tom Jäckel (24.). Und weil es diesmal richtig rund lief für den Aufsteiger, schoss Dennis Niebauer nach einem Eckball und Pass von Arzberger keine zwei Minuten später das 3:1.

Zwei Tore, ein Assist: Gerrit Arzberger, einer der großen Aktivposten in der starken Garchinger Elf beim 5:2 gegen Schweinfurt. (Foto: Claus Schunk)

Es blieb hitzig, Schweinfurt drängte auf den Anschluss. Auch nach dem Wechsel, etwa als der junge VfR-Verteidiger Tobias Gürtner auf der Linie klären musste. Wieder schlug die Offensive im Gegenzug zu: Von Daniel Suck und Dennis Niebauer wurde abermals Arzberger in Szene gesetzt - 4:1 (50.). Das 5:1 von Georg Ball (56.), den sie in Garching "Giggs" nennen, ließ den Puls von Übungsleiter Weber dann wieder in normale Bahnen abgleiten; schrecklich aufregend wurde es auch nach dem 2:5 durch einen 20-Meter-Freistoß von Jo Bechmann nicht mehr (59.).

Über eine Sache ärgerte sich Weber aber doch noch: Mike Niebauer sah die fünfte gelbe Karte, als er bereits Ersatzmann Dennis Vatany zum Wechsel an die Linie geholt hatte. Da waren sie wieder, die Mechanismen der Psyche.

© SZ vom 10.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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