Fußball-Regionalliga:In bester Ordnung

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SV Heimstetten und VfR Garching begegnen sich in einem vom Abstiegskampf geprägten Derby lange abwartend. Die leidgeplagte Moskovic-Elf ist im Defensivspiel allerdings geübter - und gewinnt folgerichtig 1:0

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

Roman Grill war nicht in den Heimstettener Sportpark gekommen, dabei hätte er sich wahrscheinlich, wenn auch verspätet, bestätigt gefühlt. Seine jungen Spieler bräuchten noch Zeit, sich zu entwickeln, das hatte Grill noch vor gut einem Jahr oft gesagt, als er den FC Ismaning in der Bayernliga trainierte. Es werde aber auch nicht mehr lange dauern, sagte er stets dazu. Doch Grill trat schon vor Ablauf der Saison zurück, seine Mannschaft stieg ab und fiel auseinander.

Mittlerweile spielen Sebastiano Nappo und Florian Mayer eine Liga höher, beim SV Heimstetten und beim VfR Garching. Und sie haben sich entwickelt. Beide gehörten im ebenso interessanten wie wichtigen Regionalliga-Derby am Samstag jeweils zu den besten Spielern ihres Teams. Innenverteidiger Mayer trug dazu bei, dass sich Gastgeber Heimstetten nur wenige Chancen erspielen konnte. Mann des Tages wurde aber trotzdem sein ehemaliger Mitspieler Nappo: Mit einem Schuss aus gut 20 Metern erzielte er für Heimstetten das einzige Tor des Spiels (75.). "Ich habe gesehen, dass der Gegenspieler den Ball nicht richtig angenommen hat. Dann habe ich mir den Ball eben zurechtgelegt und in den Winkel gebolzt", sagte der 19-Jährige. Wobei er an dieser Schusstechnik permanent arbeite, mit der sich der Ball herrlich hinter dem Torwart ins Netz senkte. Dank dieses 1:0-Siegtreffers hat Heimstetten die Garchinger in der Tabelle überholt, punktgleich stehen nun beide gemeinsam zum Ende der Hinrunde über den Plätzen zur Abstiegs-Relegation.

"Wir haben uns unter der Woche recht viel geschrieben, der Mayer und ich", erzählte Nappo nach dem Spiel. Sein Spezl aus Ismaninger Tagen war stets gut informiert gewesen: Nappos Einsatz war nämlich lange fraglich, beim 1:0-Erfolg in Bamberg hatte sich der Mittelfeldspieler leicht verletzt. Trainer Vitomir Moskovic war froh, dass er dann doch noch auf ihn setzen konnte, denn kurzfristig war auch Christoph Schmitt mit Oberschenkelproblemen ausgefallen. Und so schickte er gegen Garching in Nappo und Simon Seferings zwei 19-Jährige als so genannte Sechser aufs Spielfeld. "Wenn ich den jungen Spielern in so einer Situation nicht vertraue, wann dann", sagte Moskovic nach dem Spiel.

Vor einer Woche hatte Garchings Trainer Daniel Weber für dieses Spiel einen offenen Schlagabtausch angekündigt. Mit dieser Aussage konfrontiert, hatte wiederum Moskovic nur die Unterlippe nach vorne gezogen und langsam den Kopf geschüttelt. Er glaube nicht, dass ein Gegner mit drei Niederlagen in Serie viel Risiko gehe, sagte er. Ganz sicher war er sich da aber bei der eigenen Mannschaft. Heimstetten spielt unter ihm nämlich deutlich defensiver, Moskovic selbst nennt das: geschlossene Mannschaftsleistung. "Wir haben das Selbstvertrauen, unser eigenes Tor erfolgreich zu verteidigen", erläuterte er. Und auch Nappo, der mit seinen ersten beiden Saisontoren dem Team zwei wichtige 1:0-Siege bescherte, sagte: "Wir stehen jetzt viel stabiler." Der SVH hat immerhin zwei Mal hintereinander zu Null gespielt - das gelang zuletzt im April 2013.

Wegen der Tore in Abstiegsgefahr: Heimstettens Sebastiano Nappo (r.). (Foto: Claus Schunk)

Von außen wirkte das alles natürlich erst einmal langweiliger. Im Derby lauerten beide Teams auf Kontermöglichkeiten, weil beide ihre Defensivordnung einfach nicht aufgeben wollten. Die meisten Chancen, viele waren es sowieso nicht, ergaben sich nach Weitschüssen und Standards. Garching etwa hatte seine beste Gelegenheit, als Dennis Niebauer nach einem Freistoß von Michael Weicker zehn Meter vor dem Tor völlig freistehend zum Kopfball kam, den Ball aber Richtung Eckfahne setzte (50.). "Wenn man in den Standardsituationen die Kopfbälle so schlecht setzt, dann ist man selber schuld, wenn man so ein Auswärtsspiel nicht gewinnt", befand Weber.

Aufsteiger Garching durfte in der Hinrunde oft genug stolz darauf sein, auch spielerisch in der Liga mithalten zu können. Doch bezeichnenderweise fehlten nun gegen Heimstetten, vor drei Wochen noch Tabellenletzter, die zündenden Ideen. Defensivspieler wie Mayer oder Georg Ball prägten das Spiel. Nicht, dass Weber es so gewollte hätte: "Spiel mal nach vorne, da werden die Tore geschossen", rief er einmal einem seiner Akteure zu. Wenige Minuten vor dem Gegentor war das.

"Wir haben keinen Grund für Lobeshymnen", sagte Moskovic, es müsse weiter kollektiv und für den anderen gekämpft werden. Als ob sie ihren Trainer bestätigen wollten, hallte es plötzlich "Hydro, Hydro" vom Nebenplatz, wo das Team gerade auslief. Hydro, das ist der Spitzname von Maximilian Hintermaier. Moskovic vermutete, sie hätten ihn ein bisschen geärgert, weil er nun nach seiner fünften gelben Karte gesperrt ist. Sie würden kaum singen, wenn sie deshalb sauer auf ihn wären.

© SZ vom 27.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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