Fußball-Landesliga:Zusage beim Kaffeeplausch

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Zugang Gerrit Arzberger führt Hallbergmoos zu Unentschieden

Von Stefan Galler, Ismaning/Hallbergmoos

Hätte es nicht eindeutige Indizien dafür gegeben, dass Gerrit Arzberger wirklich und wahrhaftig zum VfB Hallbergmoos-Goldach würde wechseln wollen, Anton Plattner wäre gar nicht auf die Idee gekommen, zum Telefonhörer zu greifen: "Da traut man sich doch gar nicht anzurufen, wenn man sich als Landesligist für einen Spieler interessiert, der Regionalliga spielen könnte", sagt der 67 Jahre alte Trainer-Routinier. Weil er aber aus sicherer Quelle erfahren hatte, dass Arzberger tatsächlich drauf und dran war, schon nach wenigen Wochen seine Zelte beim FC Ismaning wieder abzubrechen, klingelte er doch durch beim 24 Jahre alten Linksfuß. Am Freitag gab Arzberger nun bereits sein Debüt für den neuen Verein - und was für eines: Er brachte den VfB kurz nach Anpfiff in Führung (5.), das Spiel gegen den SV Erlbach endete nach dem Ausgleich durch Simon Salzinger (36.) 1:1.

Plattner merkte schon bald, dass der frühere Garchinger in der Tat bereit war, in den Freisinger Landkreis und in die Landesliga Südost zu wechseln, selbst wenn er dort finanziell deutliche Einbußen hinnehmen muss. "Wir haben bei mir eine Tasse Kaffee getrunken, da hat er klipp und klar gesagt, dass er zu uns will", sagt Plattner. Das Motiv ist so einfach wie nachvollziehbar: "Ich hatte zuletzt einfach nicht mehr so viel Freude am Fußball", sagt Arzberger. Zumindest nicht die gleiche Freude, die er habe, wenn er sich mit Freunden zum Kicken treffe. Weil er jedoch in Ismaning, wo er schon einmal bis zu seinem Wechsel zum VfR Garching 2012 gespielt hatte, kaum mehr jemanden antraf, den er von früher kannte, fiel ihm die Integration dort nicht leicht. "Es war wirklich nicht so, dass ich angeeckt wäre oder dass es irgendeinen Vorfall gegeben hätte", sagt der Flügelspieler. "Aber ich habe mich halt nicht so zugehörig gefühlt, das war in Garching anders, dort hatte ich einige gute Freunde."

Ismanings Trainer Xhevat Muriqi ist wenig überraschend nicht gerade begeistert davon, nach acht Saisonspielen schon einen seiner Stammspieler ziehen lassen zu müssen. "Das ist jetzt schon ein bisserl blöd, ich habe mich schließlich sehr um ihn bemüht", sagt der Coach, der dem Wechselwilligen trotz allem keine Steine in den Weg legte: "Unzufriedene Spieler gegen ihren Willen zum Bleiben zu bewegen, bringt nichts. Außerdem kenne ich Gerrit, seit er zehn Jahre alt war, da wollte ich ihm ermöglichen, dass er vor Transferschluss am 31. August noch wechselt."

Sportlich hatte es einigermaßen funktioniert, obwohl Arzberger selbst keineswegs zufrieden war mit seiner Leistung in den ersten acht Spielen: "Ich erwarte mehr von mir, dass ich diesem Anspruch an mich selbst nicht gerecht geworden bin, hat der Motivation auch nicht gerade gut getan." Für Muriqi hat der 24-Jährige dagegen viele Komplimente parat: "Ich kannte ihn als Coach ja nur als Assistent von Frank Schmöller während meiner ersten Zeit beim FCI. Aber ich muss sagen, er ist ein ausgezeichneter Trainer. Sogar besser als ich es eingeschätzt hätte", so Arzberger.

In Hallbergmoos trifft er nun nicht nur seinen ehemaligen Garchinger Kollegen Tobias Gürtner, 22, wieder. Auch einige Spieler, mit denen er privat richtig dicke ist, sind künftig beim VfB seine Kollegen: Neben Gürtner etwa Maximilian Hellinger, Michael Kopp oder Florian Fink. "Mit dem ein oder anderen bin ich öfter mal unterwegs", sagt Gerrit Arzberger, der allerdings auch seinen neuen Coach schon kennt, "seit ich im Kinderwagen gelegen bin".

Für Anton Plattner könnte sich der Transfer als Glücksgriff erweisen. Bedingt durch eine Vielzahl von Ausfällen ist der Saisonstart eher holprig geraten, von den sechs Partien vor Arzbergers Verpflichtung konnte der Mitfavorit auf den Aufstieg nur zwei gewinnen. So fehlen Stefan Huber (Muskelteilabriss im Oberschenkel), Christoph Mömkes, Torwart Ferdinand Kozel (Knie) und Arzberger-Spezi Hellinger (Faserriss) teilweise noch länger. "Da tut es gut, wenn man für die linke Außenbahn einen Spieler wie Gerrit zur Verfügung hat." Vor allem, wenn er gleich nach fünf Minuten trifft.

© SZ vom 29.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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