Fußball-Landesliga:Zehn Abstiegskämpfer und ein Held

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Stopp: Timo Aumayer (Zweiter v. r.) hebt flehend die Hände, mit Erfolg: Der Schiedsrichter pfeift den Angriff der Freisinger zurück. (Foto: Niels P. Joergensen)

ASV-Keeper Hendrik Natzer pariert gegen Freising einen Elfmeter und rettet das 1:1.

Von Karl-Wilhelm Götte, Dachau

Schiedsrichter Felix Brandstätter aus München streckte zwei Finger nach oben: zwei Minuten Nachspielzeit. Das 1:1-Remis im Landesligaduell zwischen dem ASV Dachau und der SE Freising schien in Stein gemeißelt, doch dann flog zehn Sekunden vor Schluss ein Ball an den Dachauer Strafraum, Freisings Andreas Schredl drang in die Gefahrenzone ein und ein Dachauer Bein brachte ihn zu Boden. Brandstätter zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt, es gab keine Proteste. ASV-Trainer Bernhard Ahammer stockte der Atem, als Florian Bittner zum Strafstoß anlief. Doch Keeper Hendrik Natzer ahnte die Ecke und wehrte den Elfmeter bravourös ab, der Unparteiische beendete die Begegnung: Das 1:1 blieb in Stein gemeißelt. Kurz darauf lag die halbe ASV-Mannschaft auf ihrem Helden. Das Remis soll der Beginn einer Aufholjagd sein, um den Abstieg in die Bezirksliga noch zu vermeiden.

Torwart Natzer musste nach dem Schlusspfiff noch vielen erklären, wie es kam, dass er in die richtige Ecke abtauchte. "Das habe ich am Vorabend noch trainiert", erzählte der 21-jährige Torwart, ein bisschen Intuition war wohl auch dabei. ASV-Trainer Ahammer war ebenfalls "mega zufrieden", denn gegen ein Spitzenteam wie Freising sei ein 1:1 ein Erfolg. Noch mehr erfreute Ahammer aber die Einstellung seiner Spieler: "Die Mannschaft hat den Abstiegskampf angenommen."

Nach zehn Minuten war Freising durch ein Kopfballtor von Daniel Müller mit 1:0 in Führung gegangen. Danach passierte auf dem windanfälligen Kunstrasenplatz ziemlich wenig. Es entwickelte sich vor allem im Mittelfeld ein intensives Spiel mit schnellen Ballverlusten auf beiden Seiten. Kurz nach der Pause vergab Nikolai Davydov für Freising nach einem langen Ball über die ASV-Abwehr hinweg das mögliche 2:0, aber er verfehlte das Ziel. Danach übernahmen die Gastgeber das Kommando. Timo Aumayer setzte einen Flugkopfball knapp am Tor vorbei. "Weiter so, wir kriegen noch unsere Chance", animierte Ahammer seine Mannen von draußen zu weiteren Taten. Doch lange Zeit fand kein Pass gegen eine gut stehende Freisinger Abwehr einen einschussbereiten Mitspieler. Bis Ahammer Miridon Rexhepi in der 75. Minute für Michael Kornprobst einwechselte. Zwei Minuten später setzte sich ASV-Spielmacher Maximilian Bergner am rechten Flügel durch und servierte den Ball passgenau zwei Meter vor das Freisinger Tor, wo Rexhepi zum 1:1 abstaubte. Bis zum Elfmeterdrama passierte dann nichts mehr.

In der Freisinger Kabine herrschte nach Bittners Fehlschuss erst einmal Schweigen. "Den Ärger habe ich schon weggesteckt", meinte Bittner, der als spielender Co-Trainer fungiert, noch vor dem Duschen tapfer. Ihn ärgerte mehr die Leistung der Kollegen: "Das 1:1 war für den ASV verdient, wir hätten sogar verlieren müssen", resümierte Bittner, der im Sommer vom FC Unterföhring nach Freising gekommen war. "Wir haben mit langen Bällen operiert und keine spielerischen Lösungen gefunden", kritisierte der 28-Jährige das eigene Offensivspiel, das besonders in der zweiten Halbzeit kaum funktionierte. Immerhin habe man aus zwei Spielen nach der Winterpause vier Punkte geholt, so dass nach oben noch alles drin sei. Freising hält auf Platz drei Kontakt zu den Spitzenplätzen. SEF-Torjäger Andreas Hohlenburger, 28, laboriert noch an einer Schambeinentzündung und wird voraussichtlich diese Saison nicht mehr auflaufen können.

Die Lage des ASV Dachau ist nach wie vor prekär. Sechs Punkte sind es bis zu den Relegationsplätzen, 13 bis zu einem Nichtabstiegsrang. Bei zwölf verbleibenden Spielen, gelte es "bedingungslos zu punkten", wie in der Vereinszeitung vor dem Spiel zu lesen war. Dabei ist die personelle Lage nicht allzu rosig. Stürmer Philipp Schmidt, 28, fehlt und der soeben genesene Mittelfeldmann Dennis Bergmann, 29, hat sich im letzten Training am Sprunggelenk verletzt. Trainer Ahammer knüpft seine Hoffnungen im Abstiegskampf an den in der Winterpause erarbeiteten Fitnesszustand der Mannschaft: "Die Spieler sind in einem Topzustand." Doch er weiß auch, dass nur Punkte zählen und verlieren quasi verboten ist.

© SZ vom 09.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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