Fußball-Landesliga:Verlässliche Strategie gegen Grabenkämpfe

Lesezeit: 2 min

Zurückgekämpft: Olchings Bernhard Dehmel (li.) traf nach frühem Rückstand zum zwischenzeitlichen 1:1 gegen den Kissinger SC. (Foto: Günther Reger)

Aufsteiger SC Olching ist seit fünf Spielen ungeschlagen - auch deshalb, weil man trotz mehrerer Veränderungen auf Schlüsselpositionen stets die Ruhe bewahrt hat

Von Christoph Leischwitz, Olching

Er sei sich da noch nicht so ganz sicher, sagt Peter Held, womöglich sei der sportliche Respekt bei den Gegnern noch nicht angemessen ausgereift. "Einige waren enttäuscht, wenn sie gegen uns nur Unentschieden gespielt haben", sagt der Trainer des SC Olching. Bei vielen Landesliga-Vereinen steckt im Hinterkopf womöglich noch die Annahme, dass Aufsteiger schlagbarer sind als andere. Beim SC Olching ist es aber mittlerweile so: Verloren hat die Mannschaft das letzte Mal Mitte August, und nach einem 2:1 (1:1) gegen den Kissinger SC am Samstag steht die Mannschaft auf einem beachtlichen siebten Tabellenplatz. Weil der SC Oberweikertshofen überraschend viele Spiele verliert, ist Helds Team zurzeit das erfolgreichste im Landkreis Fürstenfeldbruck.

Im Spiel gegen Kissing hatte das Team mal wieder Moral bewiesen. Nach einem frühen Rückstand (Fränki Rajc/5.) spielten die Gastgeber trotzdem überlegen und drehten dank zweier Freistoßflanken von Maximilian Lutter die Partie - Bernhard Dehmel (34.) und Martin Held (76.), der Bruder des Trainers, trafen per Kopf. Kurz vor der Pause kam es allerdings am Seitenrand zu einem Vorfall, der noch ein Nachspiel haben könnte: Kissings Ersatztorwart Robin Scheurer hatte die rote Karte gesehen, nachdem er Olchings Marco Bläser gedroht hatte. Dieser soll allerdings zuvor den Kissinger Trainer Wladimir Manislavic beleidigt haben - der Schiedsrichter hatte dies offenbar überhört.

Überraschend ist nicht einmal so sehr, dass ein Aufsteiger mit bescheidenen Mitteln so erfolgreich sein kann. Immerhin war dem SCO Ende August noch ohne großes Geld ein Transfercoup gelungen, als er Bläser verpflichten konnte. Der einstige Regionalliga-Spieler erzielte bereits vier Tore und trägt somit maßgeblich zum Erfolg bei. Überraschend ist vielmehr, dass die Mannschaft trotz personeller Umbrüche im Verein ruhig bleibt. Ende August war Präsident Guido Ziegler zurückgetreten. Der 39-Jährige hatte sich im Frühjahr 2015 an die Spitze des verschuldeten Vereins wählen lassen. Private und berufliche Gründe hätten nun den Anlass zum Rücktritt gegeben. Und dann hatte auch noch Trainer Held früh seinen Abschied bekannt gegeben: Er wird am Ende der Saison nicht mehr zur Verfügung stehen. "Ich wollte ja eigentlich schon vorher nicht mehr", so der 34-Jährige, der seit sechs Jahren den SCO trainiert. Irgendwann bräuchten die Spieler auch einmal eine andere Ansage - eine gewisse Amtsmüdigkeit ist bei Held heraus zu hören.

Dass all dies keine Unruhe geweckt hat, begründet Held mit gelungener interner Kommunikation. Die Rücktritte habe man öffentlich gemacht, bevor sie auf anderem Weg in der Öffentlichkeit landeten. Die Mannschaft habe zudem charakterlich stark auf den kurzfristigen Umbau in der Offensive reagiert - Bläsers späte Verpflichtung hätte dem einen oder anderen schon aufstoßen können. "Wir haben frühzeitig darüber gesprochen. Und wenn sich die Leute nicht vor den Kopf gestoßen fühlen, tut man sich leichter", so Held.

Es scheint, als seien die Olchinger immer früh dran, wenn es darum geht, mögliche Grabenkämpfe zu vermeiden. Das könnte auch für Helds Nachfolge gelten: Marco Bläser war bereits ein Jahr lang Spielertrainer, in der Kreisklasse beim FC Gerolsbach. Als er im Sommer den FC Pipinsried im Streit verließ, hatte der erfahrene Angreifer viele Angebote. Dass er sich für Olching entschied, könnte auch damit zu tun haben, dass dort in der kommenden Saison der Trainerposten frei wird. "Das wäre ein absolut logischer Schritt", findet Held. Natürlich müsse der 35-Jährige aber erst einmal die Mannschaft kennenlernen. Nur eine Sache gibt es, die der Coach noch nicht geregelt hat: seine eigene Zukunft. "Ich hatte noch keine Zeit dafür, ich werde in der Winterpause darüber nachdenken", sagt Held.

© SZ vom 26.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: