Fußball-Landesliga:Tuchels Rückkehr

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Hintergründe des Führungswechsels beim VfB Hallbergmoos

Von Stefan Galler, Hallbergmoos

Auch eine Woche nach dem Umsturz ist Harry Schönwälder, 40, noch angefressen. Wobei sich seine schlechte Laune nicht nur gegen die Opposition richtet, die ihn bei der Fußball-Abteilungsversammlung des VfB Hallbergmoos aus dem Amt des Spartenleiters gedrängt hat. Auch mit sich geht er hart ins Gericht: "Ich bin selbst schuld, weil ich die Gegner unterschätzt habe", sagt Schönwälder.

Dass der bisherige Strippenzieher bei den VfB-Fußballern nicht ernsthaft damit gerechnet hat, ihm könne jemand am Zeug flicken, liegt auch an der sagenhaften Erfolgsgeschichte der vergangenen Jahre. Unter der Leitung Schönwälders und des routinierten Trainers Anton Plattner waren die Kicker aus dem Landkreis Freising zuletzt in viereinhalb Jahren von der Kreisliga bis in die Landesliga geklettert, schafften zwischenzeitlich eine Serie von 36 Partien ohne Niederlage und stehen nun womöglich vor dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte: Der Klub führt die Tabelle der Landesliga Südost an und hat alle Chancen, in die Bayernliga aufzusteigen.

Und doch sind mit dieser Heldensaga nicht alle im Verein restlos glücklich. Vor allem die älteren Jahrgänge der Jugendabteilung haderten oft mit der aus ihrer Sicht defensiven Informationspolitik der Abteilungsleitung. "Wir fühlten uns oft hängen gelassen, weil man für unsere Belange kein offenes Ohr hatte", sagt Jürgen Kussauer, Trainer der B2-Junioren. Und dann ist da noch die Sache mit der schwindenden Identifikation: Die Jugend solle wieder mehr Beachtung im Verein finden, die Talentiertesten sollten ganz automatisch mit der ersten Mannschaft trainieren, so Kussauers Vorstellung. "Wir wollen ja nicht in etwas eingreifen, das funktioniert", sagt der 64-Jährige. "Aber wir wollen verhindern, dass in drei, vier Jahren kein einziger Hallbergmooser mehr in unserer Männermannschaft spielt."

Auch eine Woche nach dem Umsturz ist Harry Schönwälder, 40, noch angefressen. (Foto: privat)

Gerade mal zwei Wochen vor der Abteilungsversammlung entstand die Opposition unter seiner Führung und der Michael Zettlers, der zwei Jahre lang Sportlicher Leiter im Verein gewesen war, dessen Vertrag Schönwälder jedoch nicht verlängerte, obwohl ihm der Chef ein gutes Zeugnis ausgestellt hatte: "Er hat einen tollen Job gemacht, aber wir hätten jetzt jemanden verpflichten können, der fußballerisch noch eine Ecke weiter ist", sagt Schönwälder. "Ich sag es mal so: Wir hatten einen Tuchel und hätten einen Guardiola geholt."

Dass es dazu nicht mehr kommt, liegt am Verlauf der Abteilungsversammlung. Der siegessichere Schönwälder hatte im ersten Wahlgang 44 von 88 Stimmen erhalten, Gegenkandidat Kussauer war auf 41 Stimmen gekommen (drei Enthaltungen, eine ungültige Stimme). Es fehlte also nur eine Stimme zur notwendigen absoluten Mehrheit. Vor dem entscheidenden zweiten Wahlgang verließen dann einige Schönwälder-Anhänger den Versammlungsort, prompt setzte es eine 37:43-Niederlage für den bisherigen Amtsinhaber.

Jürgen Kussauer. (Foto: privat)

Kussauer und seine Stellvertreter, Laki Tselios sowie der bisherige Sportliche Leiter Zettler, wollen nun ihr Konzept umsetze, das unter anderem die Anschaffung eines Videoanalyse-Tools vorsieht. Dass die Sportanlage des VfB den Status eines DFB-Nachwuchsstützpunktes erhält wie von Schönwälder propagiert, ist dagegen für die neue Führung kein Thema. "Wir wollen nicht zu einer Kopie des SE Freising werden", sagt Kussauer. Schönwälder hält dagegen: "Davon würde der Verein profitieren, das ist Prestigesache." Dem VfB will der entmachtete Funktionär übrigens treu bleiben. "Über kurz oder lang wird im Verein noch viel passieren."

© SZ vom 09.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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