Fußball-Landesliga:Tief durchgeatmet

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"Das halten die nicht 90 Minuten durch": Kirchheim hielt der Prognose von FCD-Kapitän Martin Mayer (li.) lange stand - bis zwei Minuten vor Schluss. (Foto: Claus Schunk)

Deisenhofen bezwingt Kirchheim durch ein spätes Tor von Felix Heil - und hält das Titelrennen mit Ismaning weiter offen

Von Karl-Wilhelm Götte, Oberhaching

Auch Martin Mayer war erstaunt, wie sich der abstiegsbedrohte Kirchheimer SC beim FC Deisenhofen in der ersten halben Stunde vorstellte. "Die haben brutal viel Druck gemacht", meinte Deisenhofens Kapitän und Spielmacher nach dem Schlusspfiff. Sein Team dagegen wirkte verunsichert, da die Gäste viel mehr Zweikämpfe gewannen und sich passsicherer zeigten. Der KSC ging im Landesligaduell dann auch mit 1:0 in Führung, um kurz vor Schluss um den Lohn gebracht zu werden. Deisenhofen schaffte noch einen 2:1-Sieg und hält den Zweikampf mit dem FC Ismaning um den direkten Aufstieg in die Bayernliga Süd offen.

"Das halten die nicht 90 Minuten durch", hatte Mayer zunächst gehofft. Doch der KSC tat dem Tabellenzweiten lange Zeit nicht den Gefallen, nachzulassen. Der 1:1-Pausenstand sah lange auch nach dem Endergebnis aus. Fabian Löns hatte Kirchheim 1:0 (13.) in Führung gebracht und Luca Tschaidse nach gut einer halben Stunde ausgeglichen. Nach dem Seitenwechsel bemühte sich Mayer, das Spiel anzukurbeln, aber die KSC-Abwehr ließ kaum Torchancen zu. "Unser System mit Angriffspressing ist lange Zeit aufgegangen", resümierte Kirchheims Spielertrainer Steven Toy hinterher. "Wir haben uns dabei auch auf Mayer konzentriert." Am Ende musste der KSC, so Toys Analyse, der "hohen läuferischen Arbeit Tribut zollen".

Erst in der Schlussviertelstunde kamen die Deisenhofener zu Torchancen, um den Siegtreffer zu erzielen. Zunächst scheiterte Felix Lindenauer am guten KSC-Torwart Michael Franz. Dann traf Arijanit Kelmendi aus vier Metern den Pfosten. Doch plötzlich hatten die Gäste den Siegtreffer auf dem Fuß. Acht Minuten vor Schluss brach Benedikt Weinzierl auf der rechten Seite zu einem Konter auf, flankte präzise in die Mitte, doch der eingewechselte Almir Hasanovic schaffte es nicht, zwölf Meter vor dem ziemlich leeren Tor den Ball im Netz unterzubringen; er schoss drüber. Deisenhofen brauchte einen von Marco Finster schnell ausgeführten Freistoß, den Felix Heil zwei Minuten vor dem Ende ins Tor köpfte, um das entscheidende 2:1 zu markieren. "Dieses Tor ärgert mich ganz besonders", kritisierte Toy seine Mannen, die mit dem Schiedsrichter diskutiert hatten, anstatt Heil ordentlich zu bewachen.

Felix Heil war der Matchwinner. Entsprechend hörte der 29-jährige Mittelfeldspieler, als ihm die Deisenhofener Beteiligten nacheinander auf die Schulter klopften, gar nicht mehr auf zu strahlen. Heil war in dieser Saison vom oberfränkischen Landesligisten Neudrossenfeld gekommen, wo Deisenhofens Trainer Peter Schmidt auch einst wirkte. Schmidt lief angesichts der stark spielenden Kirchheimer ständig aufgeregt an der Seitenlinie hin und her. Er rief pausenlos Anweisungen aufs Feld. Auch mit dem Schiedsrichter haderte er. Referee Wolfgang Bschorr (Bonstetten) nahm es gelassen und kam lächelnd zu Schmidt an die Seitenlinie gelaufen. "Cool bleiben", forderte er Schmidt auf, "einmal tief durchatmen." "Aber einmal darf ich noch brüllen", erwiderte der Trainer genauso humorvoll.

Schmidt hatte an den Sieg nicht mehr so recht geglaubt. Seine Spieler habe die Angst gepackt. "Angst lähmt die Jungs vor dem Gewinnen", sagte Schmidt und fügte hinzu: "Die Mannschaft muss erwachsen werden." Er fürchtet auch, dass das Glück aus der Hinrunde, als Deisenhofen mehrere knappe Spiele gewann, aufgebraucht sei. Beim 2:1 gegen Kirchheim kam es, wenn man so will, noch einmal zurück.

Drei Spieltage kommen noch, Tabellenführer Ismaning ist weiter einen Punkt voraus. Schmidt wünscht sich natürlich den Direktaufstieg in die Bayernliga. Er fürchtet die Aufstiegsrelegation. Nur Heil habe hier schon mal Erfahrungen gesammelt, alle anderen Akteure seien da völlig blank. Zudem hätten seine Spieler mit der Relegation etwa 50 Saisonspiele in den Beinen. "Eine 18er-Staffel in der Landesliga ist einfach zu groß", kritisierte Schmidt die Ligeneinteilung durch den Bayerischen Fußball-Verband.

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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