Landesliga:Tauwetter nach turbulentem Herbst

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Umarmt mich: Nickoy Ricter, Schütze des goldenen Tors für Oberweikertshofen gegen Raisting. (Foto: Johannes Simon)

Der SC Oberweikertshofen ist seit drei Spielen ungeschlagen und hofft wieder auf den direkten Klassenerhalt. Zur Winterpause sah es da noch düsterer aus.

Von Fabian Swidrak, Oberweikertshofen

Um zu wissen, wann sich eine möglicherweise entscheidende Szene anbahnte, musste man den Fußballplatz nicht sehen. Der freie Blick auf Uli Bergmann reichte dafür vollkommen. Näherte sich der Ball einem der beiden Tore, griff der Manager des SC Oberweikertshofen zuverlässig nach seinem Kugelschreiber, um protokollieren zu können, wann der Ball einem der beiden Tore sogar sehr nah gekommen war. Wer nach der Partie gegen den TSV Raisting auf Bergmanns Notizen sah, der konnte den Eindruck gewinnen, seine Mannschaft sei deutlich überlegen gewesen. Wer aber zuvor auch den Fußballplatz gesehen hatte, wusste, dass die vielen notierten Chancen schlecht zu Ende gespielte Konter in der Schlussphase der Partie gewesen waren. 1:0 (0:0) endete das Spiel gegen Raisting. Es war kein gutes gewesen und der Sieg gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf der Landesliga Südwest ein wenig glücklich. Aber: Bergmanns Team ist seit der Winterpause ungeschlagen - und das ist schon etwas in dieser Saison beim SCO. Carsten Teschke, der die Mannschaft zusammen mit Thomas Griesgraber trainiert, sagt: "Uns muss erst einmal jemand schlagen."

Im Sommer und Herbst vergangenen Jahres war das einer ganzen Reihe von Teams gelungen, den meisten, auf die Oberweikertshofen traf. Nach vier Spieltagen entließ der Klub Spielertrainer Sebastian Schuff, zwei Monate später dessen Co-Trainer und Nachfolger Christian Feicht. Bergmann suspendierte unzuverlässige Nachwuchskicker und trennte sich von vier erfahrenen Spielern. Zur Winterpause stand der ambitioniert in die Saison gestartete Verein in der Tabelle auf dem drittletzten Platz. Dem Relegationsplatz.

Manager Bergmann holte sechs neue Spieler. Seitdem gewann seine Mannschaft knapp beim Kissinger SC (1:0), verspielte gegen Ehekirchen eine Zwei-Tore-Führung (2:2) und gewann nun gegen Raisting. "Das war gar nicht so schlecht", befand Bergmann anschließend. "Jetzt müssen wir eben mal auswärts oder gegen eine Mannschaft oben aus der Tabelle gewinnen." Derzeit liegt Oberweikertshofen vier Punkte hinter Platz 13, der am Saisonende den direkten Klassenverbleib bedeutet.

In Jozo Spikic, Kristijan Cabraja, Ömer Kanca und Fabio Gonschior hatten beim Unentschieden gegen Ehekirchen vor zwei Wochen vier Winterzugänge in der Startformation gestanden. Spikic und Cabraja erzielten sogar die zwei Tore. Beide fehlten am Samstag. Spikic, 22, der einst für Bosnien-Herzegowinas U 21 spielte, zog sich unter der Woche einen Kreuzbandriss zu und fällt für den Rest der Saison aus. Vor einem Jahr hatte der Verteidiger schon einmal einen Kreuzbandriss erlitten. Offensivspieler Cabraja, 23, saß zu Beginn der Partie nur auf der Bank. "Wer gut trainiert, spielt. Wer nicht gut trainiert, spielt nicht", sagte dazu Trainer Teschke lapidar. Bergmann mahnte zudem Cabrajas offenbar schlechte Leistung in einem Freundschaftsspiel vor wenigen Tagen an: "Unsere Trainer waren da sehr konsequent. Das gefällt mir."

Gonschior, 19, der vom benachbarten Bezirksligisten SC Fürstenfeldbruck kam, ist in der Abwehr unter Teschke und Griesgraber gesetzt. Von ihm sei der Verein laut Bergmann "positiv überrascht". Auch Mittelfeldmotor Kanca, 27, spielte seit der Winterpause dreimal durch. Gegen Raisting überzeugte er mit klugen Pässen. Dass er mit Unterhaching einst in der dritten Liga spielte, fiel jedoch noch nicht auf. Aus privaten Gründen hatte der ehemalige Profi zuletzt ein halbes Jahr lang nicht Fußball gespielt. "Das war sein bislang bestes Spiel", lobte Bergmann.

Teschke sagt: "Wir haben durch die Zugänge mehr Alternativen in der Breite. Die Mannschaft braucht aber noch mehr Führung auf dem Platz." Manager Bergmann sieht Kanca in der Rolle des Leitwolfs: "Ich habe ihm vor der Partie gesagt: Reiß das Spiel an dich." Auch nach der Winterpause stimmen die Wünsche des Managers in Oberweikertshofen nicht immer mit seinen Notizen überein.

© SZ vom 27.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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