Fußball-Landesliga:Tag der Phrasen

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Streit um die Lufthoheit: Deisenhofens Arijanit Kelmendi (vorne) gegen Freisings Andreas Hohlenburger. (Foto: Claus Schunk)

Freising beherrscht Tabellenführer Deisenhofen - und verliert doch 0:1

Von Karl-Wilhelm Götte, Oberhaching

Ein Freisinger Besucher brachte es mit einer recht abgedroschenen Phrase auf den Punkt: "So ist Fußball", sagte er kopfschüttelnd, nachdem der FC Deisenhofen 13 Minuten vor Schluss der Landesligapartie aus heiterem Himmel das 1:0 markiert hatte. Damit war der Spielverlauf gehörig auf den Kopf gestellt, hatte doch Gegner SE Freising den besseren Eindruck gemacht, jedoch das Toreschießen trotz zahlreicher günstiger Gelegenheiten nicht im Programm. So siegte Deisenhofen 1:0 und bleibt weiterhin Tabellenführer, Freising dümpelt im Mittelfeld herum.

"Unfassbar", fiel Freisings Trainer Michael Schütz als erster Kommentar nach Spielschluss ein. "Wir waren 90 Minuten überlegen, haben drei hundertprozentige Torchancen und stehen am Ende mit leeren Händen da." Gar nicht gut war der Übungsleiter auf seinen Torwart Dominik Schlerf zu sprechen, der am 0:1 nicht unmaßgeblich beteiligt gewesen war. Kurios: Alles begann Sekunden vorher auf der Gegenseite mit einem Lattenschuss von Freisings Stürmer Christian Haas. Seinen Nachschuss aus kurzer Distanz parierte Deisenhofens Keeper Alexander Kottmüller bravourös. Dann folgte ein langer Befreiungsschlag in die Hälfte der Freisinger. Schlerf kam weit aus seinem Tor gelaufen, wurde jedoch von Markus Mayer ausgespielt und der Deisenhofener Angreifer schoss den Ball ins leere Tor - 1:0. Es war, wenn man so will, die einzige Torchance des Tabellenführers gewesen. "Ein Torwartfehler der schlimmsten Sorte", sagte Schütz und konnte sich kaum beruhigen. "Das war haarsträubend."

Und so sah es der Torschütze: "Die Freisinger Innenverteidigung hat geschlafen, der Torwart kam raus, aber ich war einen Gedanken schneller und habe dann eiskalt abgeschlossen", schilderte Markus Mayer, 25. "Putzi", wie ihn seine Mitspieler nennen, hatte zuvor gegen die gut stehende Freisinger Defensive kein Land gesehen. Die gesamte Deisenhofener Elf fand kein Mittel gegen den Gegner, der die bessere Spielanlage zeigte. Fehlpässe und verlorene Zweikämpfe dominierten das Spiel der Gastgeber. Auch FCD-Kapitän Martin Mayer gelang nicht viel, er konnte im Spiel nach vorne beim Ligaspitzenreiter nicht die gewohnten Akzente setzen. Freising war ballsicherer, versagte aber in entscheidenden Momenten vor dem gegnerischen Tor. "Kläglich haben wir erneut unsere Chancen vergeben", haderte Freisings Coach Schütz mit seinen Stürmern. Besonders Haas war an diesem Nachmittag ohne Fortune. Neben dem Lattenschuss vergab er zweimal freistehend. Auch Arijanit Kelmendi konnte Deisenhofens Keeper Kottmüller nicht bezwingen. "Das zieht sich schon durch die ganze Saison, irgendwann geht das Selbstvertrauen weg", befürchtet Schütz.

Deisenhofens Trainer Peter Schmidt wusste um die Tatsache, dass an diesem Tag die schlechtere Mannschaft gewonnen hatte. "Verlieren hätten wir auch können", meinte er, um dann flapsig hinzufügen: "Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss." Zuvor hatte er seine Mannen im Spielerkreis versammelt und lautstark und freudig verkündet: "Jungs, so werden Meister gemacht." Dabei tritt Schmidt in Deisenhofen eher auf die Euphoriebremse. Ihm sind die Erwartungen im Verein kurz vor dem Ende der Vorrunde zu hoch angesiedelt. "Jeder Gegner rennt gegen uns einen Schritt schneller", sagt er. So habe es auch Freising praktiziert. Den 1:0-Sieg habe man Torwart Kottmüller zu verdanken. Schmidt sicher: "Kotti hat uns die letzten beiden Spiele gewonnen." Doch man werde jetzt keine Dauersiegesserie hinlegen: "Da wird auch mal ein Einbruch kommen." Zum Abschluss hat auch Schmidt noch eine gängige Fußballerweisheit parat: "Wenn du oben stehst, hast du Glück."

© SZ vom 12.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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