Fußball-Landesliga Südost:Ein Richtiger im Lotto

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"Kampf und Wille" und ein paar böse Blicke: Freisings Mesut Toprak (li.) diskutiert mit Mevlüt Cam über die Platzverhältnisse. (Foto: Claus Schunk)

Türkgücü hält gegen Freising Anschluss ans Mittelfeld

Von Christian Bernhard, München

Ich? Wirklich die Nummer 16? Mimik und Gestik von Ferhat Mavi ließen keine Zweifel daran, was er von der Entscheidung seines Trainers Alper Kayabunar hielt, ihn aus dem Spiel zu nehmen: wenig bis nichts. Während er zur Seitenlinie trottete, entledigte sich der Mittelfeldspieler bereits seines Trikots; dann umrundete er das Spielfeld und hockte sich unweit des gegnerischen Tors vor eine Werbebande. Weit weg von der eigenen Bank.

Von dort aus hatte er nur fünf Minuten später blendende Sicht auf das, was sich Kayabunar von dem Wechsel erhofft hatte: Salif Boubacar, der für Mavi ins Spiel gekommen war, traf zum 1:0 für den SV Türkgücü-Ataspor München, der dank dieses Treffers das Landesliga-Heimspiel am Karsamstag gegen den SC Eintracht Freising 1:0 (0:0) für sich entschied. Durch den zweiten Sieg in den drei Partien nach der Winterpause hat Türkgücü nun 31 Punkte und wieder Anschluss zu den Mittelfeldplätzen der Landesliga Südost. Freising bleibt mit 40 Zählern auf Rang vier.

Türkgücüs Trainer Kayabunar lobte seine Mannschaft hinterher für ihren "unbedingten Siegeswillen". Spielerisch sei der Auftritt nicht überragend gewesen, "aber Kampf und Wille waren sehr gut", erklärte er. Freisings Coach Michael Schütz wollte zum Spiel selbst wenig sagen, seine Worte galten dem Kunstrasenplatz an der Fehwiesenstraße. Die Ausdrücke "Glück", "Gebolze" und "Katastrophe" spielten in seinen Ausführungen eine zentrale Rolle. Mit Fußball, so sein Fazit, habe das nichts zu tun. "Da gewinnst du eher beim Lotto als da draußen", schimpfte er im Vereinsheim.

Schon die ersten Minuten hatten klar gemacht, was für ein Spiel sich auf dem kurzen Platz entwickeln würde. Ein hoher Ball nach dem anderen flog von hinten Richtung gegnerische Hälfte und damit, aufgrund der Enge des Raums, schon fast in Strafraumnähe. Beide Torhüter mussten ihre Hände lange nur dann einsetzen, wenn sie sich den Ball zum Abstoß hinlegten. Torchancen ergaben sich nur nach Standardsituationen: In der 17. Minute köpfelte Onur Yilmaz nach einer Ecke über das Freisinger Tor, in der 31. war es Moritz Sassmann, der auf der anderen Seite nur knapp am Kasten der Hausherren vorbeiköpfelte. Nach einer Ecke, versteht sich. Die Anzahl der Zweikämpfe war sehr hoch, die Abwehr von Türkgücü um den stark spielenden Kapitän Erhan Cilic hielt den Tabellenvierten gut vom eigenen Tor weg. "Das sind zu gute Fußballer auf zu engem Raum", erklärte Schütz. Die beste Möglichkeit der ersten Halbzeit hatten aber dennoch die Freisinger: Sassmann verschaffte sich an der Strafraumgrenze etwas Platz und verfehlte den rechten Pfosten nur knapp (43.).

Nach der Pause wurde die Partie noch intensiver, die besseren Chancen hatte nun aber Türkgücü. Cengiz Ötkün, mit sieben Treffern erfolgreichster Torschütze des SV, traf beinahe mit der Hacke (49.), drei Minuten später vergab sein Angriffspartner Burkibar Cisse aus aussichtsreicher Position. In der 61. Minute belohnten sich die Platzherren schließlich: Der wenige Minuten zuvor eingewechselte Boubacar überwand Freisings Torhüter Dominik Schlerf mit einem feinen Heber, nachdem Andreas Kronthaler den Ball knapp verpasst hatte. Der Rückstand stachelte die Gäste noch einmal an, doch sowohl Kronthaler (64.) als auch zum wiederholten Mal Sassmann (70.) scheiterten nach Standardsituationen am glänzend parierenden Nazim Kücükkaya. Da Türkgücü in der Schlussphase einige Kontermöglichkeiten liegen ließ, bot sich Christian Haas in der 88. Minute noch einmal die Chance zum Ausgleich, sein Kopfball aber klatschte gegen die Querlatte.

Kayabunar hofft, schon das nächste Heimspiel auf dem Rasenplatz in der Heinrich-Wieland-Straße austragen zu können. Und Schütz, der nicht mehr nach oben schielt ("Dieser Zug ist schon lange abgefahren") freut sich nach dem Ausflug in die Kunstrasen-Welt ganz besonders auf die nächsten drei Spiele seiner Mannschaft: Die finden nämlich allesamt zu Hause statt.

© SZ vom 29.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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