Fußball-Landesliga Südost:Auf dem Traktor in eine strahlende Zukunft

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Spritzerchen: Der FC Ismaning bejubelt den Aufstieg in die Bayernliga. Dazu holte er 78 Punkte - so viele wie Borussia Dortmund in der ersten Liga. (Foto: Claus Schunk)

Der FC Ismaning kehrt nach zwei Jahren zurück in die Bayernliga

Von Fabian Swidrak, Ismaning/Deisenhofen

Schon vor Tagen hatten sie ihrem Trainer gedroht, er könne einer Bierdusche ebenso wenig entkommen, wie dies Pep Guardiola in den vergangenen drei Jahren beim FC Bayern gelungen war. Xhevat Muriqi war ob dieser Ankündigung nicht gerade von Vorfreude erfüllt, am Tag nach dem 2:0-Erfolg gegen den SV Türkgücü-Ataspor, der dem FC Ismaning die Meisterschaft in der Landesliga Südost sicherte, aber gab er Entwarnung: Alles sei "halb so schlimm" gewesen. Von der Bierdusche einmal abgesehen, hatten die Ismaninger Feierlichkeiten ohnehin eher wenig mit denen des Klubs von der Säbener Straße gemein. Statt mit auf Hochglanz polierten Cabrios fuhren Muriqi und seine Spieler mit einem Traktor samt Anhänger durch Ismaning.

Am Ende der Saison 2012/13 war der FCI, kurz nachdem er noch laut von der dritten Liga geträumt hatte, aus der neu gegründeten Regionalliga Bayern abgestiegen. Eine ganze Gruppe von Spielern hatte damals nach einem Boykott gegen Trainer Roman Grill den Verein verlassen. Den Absturz in die Landesliga konnte auch dessen Nachfolger Muriqi, der im November 2013 zum Cheftrainer aufstieg, nicht mehr verhindern. "Das war eine schwierige Zeit", sagt er. "Es war schwer, junge Spieler von einem Wechsel nach Ismaning zu überzeugen." Nun aber würden vielversprechende Talente wieder auf ihn zukommen. "Die dunklen Jahre sind vorbei", sagt Muriqi.

Mit dem Aufstieg in die Bayernliga Süd hat Ismaning zumindest nach Spielklassen wieder aufgeschlossen zur lokalen Konkurrenz. In der kommenden Saison stehen Derbys gegen Unterföhring und Heimstetten an. Einzig der VfR Garching ist den drei Klubs aus dem Münchner Nordosten mit seinem direkten Wiederaufstieg enteilt.

Um sportlich weiter zu den Nachbarn aufzuschließen, sieht Muriqi wenig Bedarf für personelle Veränderungen. Der aktuelle Kader wird fast vollständig beisammen bleiben. Erst in der vergangenen Woche haben Keeper Florian Preußer, der die Nase im Duell mit Torhüter-Kollege Emilio Pingitore zuletzt vorn hatte, sowie die beiden Mittelfeldspieler Samed Aladdinoglu und Ivan Vidovic ihre auslaufenden Verträge verlängert. "Ich will nicht viel ändern. Und gehen wollte in diesem Jahr ohnehin niemand", sagt Muriqi, der dennoch ein oder zwei neue Spieler holen will. "Unseren Stammkräften will ich nächstes Jahr noch ein bisschen mehr Druck geben." Die Gespräche mit potenziellen Zugängen seien "weit fortgeschritten", sagt Muriqi. Und das, obwohl der Trainer bis zuletzt nicht wusste, in welcher Liga er mit seiner Mannschaft zukünftig spielen werde.

Mitte April hatte Ismaning vier Punkte Vorsprung auf Verfolger FC Deisenhofen, verlor dann jedoch in Gerolfing (0:1) und spielte gegen die SpVgg Landshut nur remis (1:1). Weil vor einer Woche auch Deisenhofen patzte (2:2 gegen Rosenheim), hatte Ismaning den Gewinn der Meisterschaft gegen Türkgücü wieder selbst in der Hand. "Ich bin sehr erleichtert", sagt Muriqi, der mit Ismaning vor 16 Jahren schon als Spieler in die Bayernliga aufstieg. Er habe sich in den vergangenen Tagen "selbst sehr viel Druck gemacht". Unbedingt wollte der 42-Jährige den Klub dorthin zurückführen, wo er ihn vor rund zweieinhalb Jahren von Grill übernommen hatte.

Stürmer Mijo Stijepic ließ seinen Trainer am Samstag nicht lange leiden und erzielte noch vor der Pause die beiden Ismaninger Tore (24., 39.). Stijepic war einer der Boykotteure von damals, seine spätere Rückkehr ist ein wichtiger Faktor für den aktuellen Erfolg. "In den ersten 20 Minuten hatten wir Probleme, waren nervös", sagte Muriqi. Nach dem Seitenwechsel habe es seine Mannschaft dann verpasst, eine der zahlreichen Möglichkeiten für weitere Treffer zu nutzen. Auf dem Anhänger interessierte das einige Stunden nach dem Schlusspfiff freilich niemanden mehr.

Auch aus Deisenhofen kamen Glückwünsche: "Gratulation an Ismaning. Wer nach 34 Spieltagen vorne steht, ist zu recht Meister." Mit einem Sieg in Töging hätte Deisenhofen bei gleichzeitigem Punktverlust Ismanings gegen Türkgücü das Titelrennen noch für sich entscheiden können. Töging aber gewann durch ein Kopfballtor von Bernhard Waldher in der 90. Spielminute und sicherte sich so im letzten Moment den direkten Klassenerhalt. Für Deisenhofen hatten zuvor Luca Tschaidse, Miridon Rexhepi, Marco Finster und Michael Vordermeier gute Chancen vergeben.

Deisenhofen trifft nun in der Aufstiegsrelegation zunächst auf Bayernligist SV Erlbach (17.). Das Hinspiel findet am Mittwoch (18.30 Uhr) in Deisenhofen statt, das Rückspiel am Samstag (18 Uhr) in Erlbach. Setzt sich der FCD durch, spielt er Anfang Juni in zwei weiteren Partien gegen den SV Mering (2. Landesliga Südwest) oder den TSV Landsberg (15. Bayernliga Süd) um den Aufstieg. "Unsere Elf hat eine tolle Saison gespielt. Deshalb freuen wir uns auf diese Chance", betont Manager Franz Perneker. "Wenn man bedenkt, dass wir fast die komplette Rückrunde verletzungsbedingt nur mit elf Spielern bestritten haben, ist das aller Ehren wert, was unser Team geleistet hat."

© SZ vom 23.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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