Fußball-Landesliga:Rücktritt vom Rücktritt vom Rücktritt

Lesezeit: 3 min

Junge, Junge: Gleich sechs A-Junioren gehören zum Neurieder Kader. In Freising kassierten Marko Ralic (rechts) und seine Mitspieler sechs Tore. (Foto: Marco Einfeldt)

Der TSV Neuried steckt in einer tiefen Krise und tauscht nach einem 3:6 in Freising bereits zum zweiten Mal in dieser Saison den Trainer.

Von Fabian Swidrak, Neuried

Ein wenig verwunderlich war es schon, als Davide Taurino Anfang September auf der Trainerbank des TSV Neuried Platz nahm. Vier Monate zuvor hatte er noch sehr deutlich erklärt, den Trainerjob nach vier Jahren aufzugeben und sich auf seine Aufgaben im Nachwuchsbereich und als Sportlicher Leiter zu fokussieren.

Marco Gühl, zuvor Trainer der zweiten Mannschaft, übernahm in der Sommerpause. Mit mäßigem Erfolg. Nach zwei Unentschieden und sieben Niederlagen zum Saisonstart trat Taurino von seinem Rücktritt zurück und der Verein degradierte Gühl zu seinem Co-Trainer. Taurino sagt: "Die Abteilungsleitung und ich wollten eine Trendwende herbeiführen. Wir sind nicht wie andere Vereine und schmeißen den Trainer dann raus. Deshalb haben wir uns auf diese Lösung geeinigt."

Die erhoffte Trendwende gelang nicht. Auf Taurinos Rückkehr folgten sechs Niederlagen hintereinander. Die bislang letzte am Freitag beim SC Eintracht Freising (3:6). Neuried steht nach 15 Spieltagen mit erst zwei Punkten weit abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz der Landesliga Südost. "Wir haben nie gesagt, dass es an Gühl lag", sagt Taurino, der vielleicht hofft, dass jetzt auch keiner sagt, es habe zuletzt an ihm gelegen. Zumindest sagt er: "Ich kann auch nicht zaubern."

Auch am Freitag in Freising saß Taurino auf der Trainerbank. Allerdings zum wieder einmal vorerst letzten Mal. Neuried tauscht mit Beginn dieser Woche erneut den Cheftrainer. Taurino wird jedoch nicht wegen der andauernden Ergebniskrise entlassen. Er räumt seinen Trainerstuhl freiwillig und sagt, seine Rückkehr sei stets als Übergangslösung gedacht gewesen.

Neuer Trainer des TSV Neuried ist Christopher Utz, 34, der bereits Spieler, Jugendtrainer und von 2008 bis Anfang 2017 Geschäftsführer des Klubs war. Abteilungsleiter Stefan Kriebel sagt: "Er kennt den Verein gut und ist ein sehr kompetenter Nachfolger." Taurino bleibt indes Nachwuchstrainer und Sportlicher Leiter, Gühl Co-Trainer. Neu ist Athletik- und Mentalcoach Erik Marbach. Kriebel sagt, die sportliche Misere der vergangenen Wochen und Monate sei auch ein Kopfproblem.

Beantworten muss Utz nun die Frage, ob er die Mannschaft zu Erfolgen führen kann, wo doch bereits zwei Trainer an dieser Aufgabe gescheitert sind, es aber eher nicht an ihnen gelegen haben soll. Fehlt dem Kader dann nicht einfach die Qualität für die Landesliga? Beim Tabellenzweiten Freising, der wie in der vergangenen Saison wohl wieder um den Aufstieg mitspielt, war Neuried chancenlos. Den sechs Gegentreffern standen nur deshalb drei eigene Tore gegenüber, weil die Freisinger mit ihrem deutlichen Vorsprung große individuelle Fehler machten. Taurino sagt: "Unser Kader ist qualitativ nicht so gut wie letztes Jahr. Aber wir sind nicht so weit weg von den Gegnern. Uns fehlt auch einfach mal ein bisschen Glück."

Schon in der vergangenen Saison entging Neuried dem Abstieg in die Bezirksliga nur knapp. Sechs Spieltage vor Saisonende stand der Klub auf dem letzten Tabellenplatz, schaffte nach einem nicht mehr für möglich gehaltenen Schlussspurt aber noch den direkten Klassenerhalt. "Wir waren damals sehr weit weg vom direkten Klassenerhalt. Deshalb bin ich optimistisch, dass wir die Relegation in dieser Saison noch erreichen", sagt Taurino. Einige Spieler, die besagten Schlussspurt im Frühjahr bewerkstelligten, stehen jedoch aktuell nicht zur Verfügung. Mittelfeldspieler Valentin de la Motte, der jahrelang für den SV Heimstetten in der Regionalliga kickte, fehlt schon seit Saisonbeginn verletzungsbedingt. Vorjahreskapitän Nicolas Höhne, der im Sommer eigentlich aufgehört hat, half seitdem zweimal aus.

Der Nachwuchs soll diese Verluste kompensieren. Gleich sechs A-Junioren zählen derzeit zum Kader der ersten Mannschaft. In der D-Jugend wurden diese Spieler einst trainiert von: richtig, Christopher Utz. Abteilungsleiter Kriebel sagt: "Für die ist das jetzt ein guter Übergang." Utz soll deshalb über die Saison hinaus Trainer bleiben, egal ob der Verein dann noch in der Landesliga spielt oder nicht.

Die Verantwortlichen ziehen den Klassenerhalt einem Neustart mit jungen Talenten in der Bezirksliga vor. Taurino sagt: "Der Abstieg wäre kein Beinbruch, aber wir wollen ihn unbedingt verhindern." Kriebel erklärt: "Es ist unser klares Ziel, die Landesliga zu halten. Sie ist ein wichtiger Anreiz für unsere A-Junioren." Der Nachwuchs ist in Neuried nun also für sich selbst verantwortlich.

© SZ vom 15.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: