Fußball-Landesliga:Olchinger Gesetz

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Glück und Standards: SCO besiegt kriselnde Oberweikertshofener

Olching - Es war eine klare Tätlichkeit, die Mehmet Ayvaz da in der 55. Minute beging, doch es traf den Richtigen. Der Offensivspieler des SC Oberweikertshofen ließ sich zu einem Fußtritt und zu einer Watschn mit der flachen Hand hinreißen, dass es nur so klatschte. Vielleicht hatte sich dieser Gegner davon beeindrucken lassen, denn immerhin brachte Ayvaz acht Minuten später doch noch einmal den Ball an ihm vorbei, zum 1:2-Anschlusstreffer. Dabei blieb es allerdings. Und somit auch bei der Erkenntnis: Wer die Torpfosten gegen sich hat, kann kein Spiel gewinnen. Und verbiegen kann man sie auch nicht. Selbst Olchings Trainer Peter Held gestand nach dem hitzigen Derby: "Bei uns springt der Ball vom Innenpfosten rein, bei den anderen nicht." Er fand zwar, dass sein Team auch ganz gut gespielt habe. Aber bei jenen wenigen, entscheidenden Zentimetern könne niemand etwas beeinflussen.

Es gehört zu den großen ungeklärten Rätseln des Fußballs, warum ein Spitzenteam trifft und eine Mannschaft, die unten drin steht, nicht. Warum also Marco Bläsers Fallrückzieher aus kurzer Distanz vom Innenpfosten ins Netz fliegt; bei dieser Szene handelte es sich um das 2:0 aus der 33. Minute. Und warum andererseits Fabian Friedls Kopfball von der Latte zurück ins Feld springt (56.). Oberweikertshofen hatte die besseren Chancen, Olching war durch Standards in Führung gegangen, den ersten Ball aufs Tor hatte Ender Dag per Kopf über die Linie gedrückt (8.), obwohl die Gäste die Anfangsphase dominierten. Nach dem Sieg steht das Olchinger Überraschungsteam weiterhin weit oben in der Tabelle, während Oberweikertshofen mit seinem starken Kader nicht minder unvermutet gegen den Abstieg spielt.

Wer in das Gesicht von Jürgen Schamberger blickte, wusste: Das Rätsel wird nie gelöst werden. Der 41-jährige Coach des SC Oberweikertshofen lachte verzweifelt bei der Frage, ob es nicht egal sei, wer bei solchen Gegentoren am Seitenrand steht. "Das Gesetz ist eben so: Wenn du unten stehst, hast du die Krätze." Dagegen könne man im Training wenig machen, er habe versucht, dass die Spieler "den Spaß wieder bekommen" und mit einer gewissen Leichtigkeit ins Spiel gehen. Aber Schamberger hatte dazu bisher nur zwei Trainingseinheiten Zeit, "ich weiß ja nicht einmal wie es weitergeht", merkt er an.

Vor einer Woche war Christian Feicht wegen Erfolglosigkeit entlassen worden, dieser wiederum hatte als Co-Trainer bereits Anfang August das Amt von Sebastian Schuff übernommen. Schamberger ist eigentlich Übungsleiter der zweiten Mannschaft. Laut SCO-Manager Uli Bergmann sollte eigentlich zum Derby ein neuer Trainer präsentiert werden, doch dieser habe am Mittwoch abgesagt. "Aus beruflichen Gründen", so Bergmann, "jetzt geht die Arbeit wieder von vorne los." Also die Suche nach einem, der die sichtlich verunsicherte Mannschaft aufbauen kann. Dass vieles im Argen liegt, zeigte die Kommunikation auf dem Platz: "Was ist denn los im Kopf mit dir?", rief zum Beispiel Torwart Stefan Brunner einem Abwehrspieler zu.

Das Spiel hatten sie eigentlich im Griff, dominiert hatte aber die Aggressivität auf beiden Seiten. Die vielen Verletzungsunterbrechungen und Standards hemmten den Spielfluss, die Stimmung unter den beachtlichen 535 Zuschauern mag ein Übriges beigetragen haben. Olching verlegte sich auf Konter, Oberweikertshofen mühte sich an der Olchinger Abwehr ab. "Gegen Ende hat uns vielleicht auch die Kraft gefehlt", glaubte Schamberger. "Wir haben aus drei Chancen zwei Tore gemacht", sagte hingegen Torschütze Bläser. Er fand auch Gründe dafür, warum die Olchinger zurzeit dort stehen, wo man Oberweikertshofen erwartet hatte: "Sie haben eine gute Mannschaft, aber da stimmt das Konzept oder der Zusammenhalt noch nicht so ganz. Und bei uns arbeitet jeder mit, die Jungs sind richtig giftig im Training."

Der langjährige Trainer Peter Held sei dafür maßgeblich. Vielleicht macht es bei Standardtoren mit Pfostenbeteiligung ja doch einen Unterschied, wer an der Seitenlinie steht. Christoph Leischwitz

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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