Fußball-Landesliga:Ohne Zähneklappern

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Nicht jeden Ball hatte er am Mittwoch so sicher wie diesen: Türkgücü-Torwart Muhammet Balci. (Foto: Niels P.Jørgensen)

Landesligist Türkgücü bleibt trotz 1:4 zuversichtlich

Von David Weber, München

Es dämmert, das Flutlicht geht an, und dann wird es noch mal richtig laut an der Fehwiesenstraße. Eine heftige Grätsche an der Mittellinie, die Anhänger vom SV Erlbach sind wütend, fordern Rot, das wiederum findet man auf Seiten des SV Türkgücü Ataspor München ziemlich unfair, dementsprechend wüst wird im Zuschauerbereich gestritten. Die Gäste seien doch wohl mit vier Torwartfehlern schon genug beschenkt worden, da brauche es wohl jetzt nicht auch noch einen Platzverweis. Doch, doch, finden die Erlbacher.

Das Spiel läuft indes schon lange weiter, hinzugucken lohnt sich aber sowieso nicht mehr. Die Partie am Mittwochabend ist entschieden. 4:1 (2:0) für die Gäste aus Erlbach, die den Aufstiegsrelegationsrang erobern. 4:1 gegen Türkgücü, das weiter um den Klassenerhalt in der Landesliga Südost zittern muss, wenn auch angesichts eines Fünf-Punkte-Vorsprungs auf die Relegationsplätze - bei zwei ausstehenden Spielen - nicht mit klappernden Zähnen. Eher so, wie wenn man im Restaurant auf sein Essen wartet. Irgendwann kommt der Kellner bestimmt, irgendwann kommt das Essen, und irgendwann auch der Klassenerhalt. "Es müsste schon viel schief laufen", sagt Trainer Alper Kayabunar, "ich bin fest überzeugt, dass wir das schaffen."

Vielleicht ist es gar nicht mehr notwendig, selbst zu punkten. Aber man würde es doch gerne aus eigener Kraft packen. Am vergangenen Wochenende bot sich die große Chance; der SV Türkgücü hatte zuvor sieben Punkte aus drei Spielen geholt. "Wir hätten alles klar machen müssen", hadert Pressesprecher Cemal Günes. Sein Klub verlor allerdings 0:2 gegen den Abstiegskonkurrenten aus Gerolfing. Wenn sie da so gut wie gegen Erlbach gespielt hätten, da sind sich Günes und Kayabunar einig, wäre das Ding nicht verloren gegangen, der Klassenerhalt perfekt. Und vielleicht bereits fix und offiziell, dass Kayabunar über die Saison hinaus Trainer bleibt. "Es ist nichts anderes geplant, wir werden aller Voraussicht nach so weitermachen", sagt Günes, und auch Kayabunar, 30, würde gerne verantwortlich bleiben: "Ich bin gerne hier im Verein."

Zweimal hat der eigentliche Co-Trainer die Mannschaft in der jüngeren Vergangenheit übernommen. Zuerst im August, als sich der Verein nach nur fünf Spieltagen von Trainer Majid Aghajeri trennte (was der Trainer nicht gut fand), und dann wieder im Januar, als sich der neue Trainer Kadir Cosgun von seinem Verein trennte (was der Verein nicht gut fand). Kayabunar hat früher selbst für Türkgücü gespielt. Nach zwei Kreuzbandrissen war Schluss. Seit einigen Wochen jedoch steht Kayabunar wieder auf dem Bogen, und er befürchtet, dass er bald selbst einspringen muss, nachdem sich nun schon wieder einer verletzt hat, Mustafa Al-Nisani. Seit der Winterpause müssen sie auf ihre besten Torjäger verzichten, auf Sinan Neumaier-Süngüoglu, der als Profi in die Türkei gewechselt ist, und auf Fahrettin Izci, der sich verletzt hat. Es gab noch einige Weggänge mehr, einige Zugänge, aber eben auch fünf weitere langfristige Verletzungen von Stammspielern. "Der Kader ist klein, aber wir sind noch enger zusammengerückt, hier kämpft jeder für jeden", lobt Kayabunar.

Ein Kompliment an seine Mannschaft spricht er auch nach der 1:4-Pleite aus: "dass sie bis zum Schluss gekämpft haben", trotz aller Rückschläge. Trotz des frühen Rückstands nach weniger als 30 Sekunden, als Torwart Muhammet Balci einen hohen Ball aus dem Mittelfeld unterlief. Trotz des nächsten Gegentreffers nach einer Viertelstunde, "wieder ein kapitaler Torwartfehler", fand Günes. Heute, sagt Kayabunar, habe nicht die bessere Mannschaft, sondern die mit dem besseren Torwart gewonnen. Kurz nach der Pause passierte dem Türkgücü-Keeper das gleiche Malheur wie zu Beginn des Spiels. Den Anschlusstreffer von Ali Basanci (57.) konterte Erlbach prompt mit dem 4:1. Man ahnt es: wieder ein Torwartfehler. So etwas, ließen am Spielfeldrand selbst die erfahrensten Zuschauer wissen, habe man noch nie gesehen. Für den Klassenerhalt dürfte es dennoch reichen.

© SZ vom 15.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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