Fußball-Landesliga:Löcher über Löcher

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Der SC Fürstenfeldbruck steckt in immer tieferen Geldnöten

Von Heike Batzer und Christoph Leischwitz, Fürstenfeldbruck

Florian Baier ist unzufrieden. Beim 6:0-Sieg vor einer Woche über Gersthofen wurde der Innenverteidiger erst in der 56. Minute eingewechselt, zwei Spieltage zuvor, beim 0:0 gegen Nördlingen, in der 72. Minute. Die übrigen elf Landesliga-Partien hat er durchgespielt in der Abwehr des SC Fürstenfeldbruck. Dennoch: Er habe es sich nicht so vorgestellt, "am Ende meiner Karriere in der Landesliga auf der Bank zu sitzen", sagt der 34 Jahre alte Fußballer über die für ihn ungewohnte Erfahrung, nicht zur Anfangsformation zu gehören. Ein Luxusproblem? Er habe Verständnis dafür, sagt Baier, dass Trainer Tarik Sarisakal seine Aufstellung auch an der Trainingsbeteiligung ausrichte. Aber er selbst sei beruflich als Projektmanager unterwegs und könne deshalb nicht immer pünktlich da sein. Wegen seiner Nichtberücksichtigung hatte er kürzlich das Gespräch mit SCF-Vizepräsident Andreas Conrad gesucht, der Baier bei seiner Rückkehr zum SCF Anfang der Saison eine "Ikone im Verein" genannt hatte. Baier war im Januar 2013 im Streit vom SCF geschieden und hatte dann anderthalb Jahre für den SV Pullach gespielt.

Bis zum Winter wolle er "auf jeden Fall" bleiben, betont Baier. Auch seien finanzielle Gründe nicht ausschlaggebend: "Jeder hat bisher pünktlich sein Geld bekommen - so, wie's ausgemacht war."

In der vorigen Saison - aber da war Baier nicht da gewesen - hatten die Kicker wegen hoher Schulden des Vereins noch Verzicht üben müssen. Der Etat für die Landesligamannschaft wurde daraufhin "auf fast die Hälfte abgespeckt", sagt Vereinspräsident Jakob Ettner, und beträgt jetzt etwa 60 000 Euro. Dennoch kann von einer Konsolidierung des SCF keine Rede sein. Der Schuldenstand beträgt noch immer 140 000 Euro und ist damit noch kein bisschen gesunken, seit Ettner im Mai das Präsidentenamt übernahm. Und es könnten weitere finanzielle Verpflichtungen hinzu kommen. Gerade muss sich der Verein einer Sozialversicherungsprüfung unterziehen, doch er kann nicht alle dafür benötigten Unterlagen, etwa Sponsorenverträge, vorlegen. "Das ist alles verschwunden", klagt Ettner. Und auch jene 27 000 Euro, die die Ehrenpräsidenten Hahn und Huber für die Flutlichtanlage am neuen Kunstrasenplatz zusammengetragen hatten, wurden Ettner zufolge dafür verwendet, anderswo im Verein finanzielle Löcher zuzuschütten. Der Präsident, der auch Jugendleiter des Vereins ist, fühlt sich bei seiner Arbeit behindert und hat nun, gerade mal gute vier Monate nach seiner Wahl, schon einen Rücktritt erwogen: "Hier ist eine Aufarbeitung in keinster Weise gewünscht."

Eigentor ohne Folgen: Trotz Florian Baiers Fauxpas siegt der SCF mit 4:3 gegen Schlusslicht Ottobeuren. (Foto: Johannes Simon)

Zumindest Florian Baier war am Sonntagnachmittag auf Besserung seiner persönlichen Situation aus. "Ich hoffe, dass ich so aufspiele, dass ich mal ein-, zweimal im Training fehlen kann", sagte er vor der Partie in Ottobeuren. Die gute Nachricht: Baier stand wieder von Beginn an auf dem Feld, und Fürstenfeldbruck gewann die Partie auch mit 4:3 Toren. Die schlechte Nachricht für Baier: Mit einem Eigentor zum zwischenzeitlichen 2:2 hatte er nicht gerade Werbung für sich gemacht.

Lange schien es, als könnte der Verteidiger einen recht ruhigen Nachmittag verbringen. Denn der SCF war beim Tabellenletzten durch Treffer von Marian Meier (5.) und den ebenfalls zu Saisonbeginn nach Bruck gewechselten Uli Fries (18.) schnell in Führung gegangen. Doch spätestens in der 70. Minute war der ruhige Nachmittag beendet, Ottobeuren kam durch Matthias Schelle zum 1:2, das 2:2 durch Baiers Eigentor folgte in der 83. Minute. Doch sein Fehler blieb letztlich folgenlos, weil Mitspieler Julian Maurer nur eine Minute später zur erneuten Führung traf. In einer turbulenten Schlussphase trafen dann auch noch der 19-jährige Jamaikaner Nickoy Ricter (90.+1) für den SCF sowie Ottobeurens Alexander Elsner (90.+2) zum Endstand. Mit dem knappen Sieg ist man zumindest sportlich gesehen die größten Sorgen erst einmal los: Die Mannschaft hat nun sechs Punkte Vorsprung auf die unteren Relegationsplätze. Ob angesichts der anhaltenden Finanzprobleme alle anderen Sorgen ausgeräumt werden können, bleibt fraglich.

© SZ vom 29.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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