Fußball-Landesliga:Hochgeschwindigkeitszug zum Tor

Lesezeit: 3 min

Schön, wenn ein Plan aufgeht: SCO-Trainer Peter Held hat viel riskiert - und gewonnen. (Foto: Günther Reger)

Der SC Olching holt im Duell der beiden Aufsteiger gegen den schon zwei Mal erfolgreichen TSV Gilching-Argelsried seine ersten Landesliga-Punkte

Von Christoph Leischwitz, Olching

Kein Sekt, keine Weißbierduschen, dafür ist es noch viel zu früh. Aber immerhin für eine bodenständige Radlermaß reichte es schon mal. Als Roman Fuchs das Spielfeld verließ, war das Glas leer - die Hitze, die abgespulten Kilometer. "Ich denke, für den Gegner war es mindestens genauso anstrengend", sagte der Angreifer des SC Olching und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Es war höchste Zeit für das erste Erfolgserlebnis in der Landesliga Südwest: Der SC hatte einen unglücklichen (1:2 gegen Mering) und schlechten Start (0:4 in Raisting) in die Saison hingelegt, nun warten an den kommenden Spieltagen mehrere Meisterschafts-Aspiranten. 3:1 (1:1) hieß es am Ende im Derby gegen den Mitaufsteiger TSV Gilching-Argelsried. Dieser war anders als Olching mit zwei Siegen gestartet. Die beiden Teams hatten in der vergangenen Saison Rang eins (Olching) und Relegationsplatz zwei (Gilching) in der Bezirksliga Süd unter sich ausgemacht.

Olchings Trainer Peter Held hatte eine riskante Taktik gewählt: "Wir legen alles daran, von Beginn an nach vorne zu spielen", so habe der Plan gelautet. Er ging auf, denn schon in der achten Minute gelang die Führung. Bernhard Dehmel flankte aus dem linken Halbfeld an den Fünfer, dort hatte sich Roman Fuchs geschickt von seinem viel größeren Gegenspieler gelöst und köpfelte zur Führung ein.

Trainer Held hatte gemerkt, dass er in der Landesliga etwas ändern muss. Die gegnerischen Verteidiger sind nun beweglicher, athletischer. Früher seien seine Angreifer oft mit dem Rücken zum Tor gestanden, hätten aber oft schon irgendwie etwas aus der Situation gemacht. Damit komme man jetzt nicht mehr weit. Helds Antwort auf den Aufstieg lautet deshalb: mit Tempo nach vorne. Und das gelang gegen Gilching auch nach der Führung ganz gut. So erspielte Olching sich Freistöße und Eckbälle, die nicht selten gefährlich waren, etwa nach Dehmels Volleyschuss nach einer Ecke von rechts (40.). Und auch, wenn der schnelle Fuchs immer mal im Abseits stand: Gilching war beschäftigt.

TSV-Trainer Wolfgang Krebs fand jedoch nicht, dass seine Mannschaft unter der Kombination aus Hitze und Rückstand sonderlich gelitten hätte. "Wir haben ja jetzt nicht Harakiri gespielt", sagte er. Und seine Mannschaft kam zum Ausgleich, wenn auch eher glücklich. Zunächst hatte SC-Stürmer Fuchs ein unnötiges Foul nahe der eigenen Eckfahne begangen, beim anschließenden Freistoß hatte niemand den frei stehenden Christoph Ullmann angegriffen, der unbedrängt flanken konnte. Wann der Ball im Getümmel endgültig über der Linie war, konnte man kaum sehen, das Tor wurde Ramon Adofo zugeschrieben. Am vergangenen Mittwoch hatte Adofo beim 5:1-Auswärtssieg gegen den SV Mering alle fünf Tore erzielt.

Abgesehen vom glücklichen Ausgleich blieb er an diesem Nachmittag abgemeldet, nur in ein, zwei weiteren Situationen blitzte seine Gefährlichkeit auf. "Er macht sein Ding da vorne", sagt Trainer Krebs anerkennend, doch er habe diesmal auch nicht viel tun können: "In unserem Umschaltspiel fehlte das Tempo, die Pässe nach vorne waren zu ungenau, und es fehlte die geistige Frische", zählte Krebs alle Mängel auf.

Die Olchinger taten bei brütender Hitze weiterhin mehr für das Spiel. Sie benötigten allerdings auch einen Fehler des Gegners, um wieder in Führung zu gehen. TSV-Keeper Markus Hartmannsgruber sprang unter einem Eckball hindurch, dahinter stand Dehmel und köpfte zum 2:1 ein (72.). Einen der zahlreichen Konter in der Schlussphase, die allesamt über den fleißigen Fuchs liefen, verwertete Marco Ecker zum 3:1 (86.), allerdings stand Fuchs davor in stark abseitsverdächtiger Position.

Für den SC waren die drei Punkte nicht nur mit Blick auf den Klassenerhalt wichtig: Die Zuschauer sollen unbedingt wiederkommen. "Es war toll, dass die Mannschaft nach dem ersten Spiel gegen Mering Applaus bekommen hat, trotz der Niederlage", sagt Präsident Guido Ziegler. Doch auch er weiß, dass Siege nötig sind, um den Schnitt hoch zu halten. Am Sonntag kamen mehr als 500 ins Amperstadion, mehr als erwartet. Die Zuschauereinnahmen sind für den klammen Klub sehr wichtig. Gleichzeitig wird die Elf ausschließlich mit Punktprämien bezahlt. "Für 35", sagt Ziegler auf die Frage, für wie viele Zähler der aktuelle Etat reichen würde. Er grinst: "Wenn wir durchmarschieren, müssen wir Insolvenz anmelden." Mit Weißbierduschen rechnet hier so schnell keiner.

© SZ vom 25.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: