Fußball-Landesliga:Gruß aus Kalifornien

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Da war die Welt noch in Ordnung: Der Karlsfelder Fitim Raqi (li.) erzielt das 1:0 gegen Kastl, später muss die Eintracht noch den Ausgleich hinnehmen. (Foto: Toni Heigl)

Eintracht Karlsfeld muss nach einem 1:1-Remis gegen Kastl in die Abstiegsrelegation, der ASV Dachau verpasst die Aufstiegsrunde zur Bayernliga nach klarer Führung gegen Freilassing durch den 3:3-Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit.

Von Christian Bernhard, Karlsfeld

Sonne, Wasser, angenehme Temperaturen: Florian Jungwirth ist da, wo auch die Kicker des TSV Eintracht Karlsfeld gerne wären: im warmen Kalifornien. Der Ex-Darmstädter, der aus der TSV-Jugend stammt und seit Februar in der nordamerikanischen MLS für die San Jose Earthquakes spielt, schickte vor dem letzten Spieltag der Landersliga Südost eine Grußbotschaft inklusive Motivationsansprache per Video in seine alte sportliche Heimat: "Alles was ihr tun müsst, ist 90 Minuten ackern. Dann werdet ihr auch belohnt", sprach er - und sprang in einen Pool.

Auch der TSV war am Samstagnachmittag nur einen kleinen Sprung vom direkten Klassenerhalt entfernt. Doch das 1:1 gegen den TSV Kastl reichte nicht. Die Eintracht muss mit Kahl und Röslau als einer der drei schlechtesten Tabellen-Vierzehnten der fünf Landesliga-Staffeln in die Abstiegsrelegation. Dort trifft das Team von Trainer Luigi Marseglia in der ersten Runde auf den TSV Neuried. Das Hinspiel ist am Donnerstag, 25. Mai, in Neuried, das Rückspiel am Dienstag, 30. Mai in Karlsfeld (beide 18.30 Uhr). Gilching entging in der Gruppe Südwest als einer der zwei punktbesten Vierzehnten diesem Umweg.

Karlsfelds Schicksal war eng mit dem des ASV Dachau verknüpft, der Nachbar spielte gleichzeitig beim ESV Freilassing, dem direkten Konkurrenten von Karlsfeld, und konnte sich mit einem Sieg für die Aufstiegrelegation qualifizieren. Lange sah es danach aus, als ob beide Klubs ihr Ziel erreichen würden: Karlsfeld führte 1:0, Dachau sogar 3:1, am Schluss waren beide enttäuscht. Fitim Raqi hatte die Karlsfelder, die während ihrer Partie stets über die Lage in Freilassing informiert waren, in Führung gebracht (20.). Als Kastl in Minute 79 ausglich, war der TSV dennoch frohen Mutes, denn die punktegleichen Freilassinger, die aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs in der Tabelle vor Karlsfeld platziert waren, lagen gegen Dachau zu diesem Zeitpunkt mit 2:3 zurück. Für Marseglia war es eine "ganz komische Situation": Sollte er in den letzten elf Minuten auf Sieg spielen lassen und dabei das Risiko eingehen, in einen Konter zu laufen und so zu verlieren? Oder den einen Punkt mitnehmen, der im Falle einer Freilassing-Niederlage gereicht hätte? Es blieb beim 1:1 - und dann begann das bange Warten, denn in Freilassing lief die Partie zu diesem Zeitpunkt noch. 88. Minute, 89., 90., alles gut aus TSV-Sicht. Doch dann erzielte Andreas Högler in der Nachspielzeit das 3:3 für Freilassing, und in Karlsfeld und bei den Dachauern gab es lange Gesichter.

ASV-Trainer Frank Peuker reichten zwei Worte aus, um seinen Gemütszustand zu beschreiben: "Frust. Enttäuschung." Das 3:3 empfand er "als Schlag ins Gesicht", erklärte Peuker am Tag danach. Liga-Toptorjäger Philipp Schmidt mit seinem 24. Saisontreffer (7.), Maximilian Kreitmair (13.) und Zvonimir Kulic (27.) hatten den ASV nach dem frühen 0:1 mit 3:1 in Führung gebracht, alle drei Treffer hatte Maximilian Bergner vorbereitet. Alles lief in die richtige Richtung. Und dann? "Dann haben wir zu euphorisch und zu hektisch gespielt", erklärte Peuker. Die Folge: Viele Ballverluste, die den ESV zurück ins Spiel brachten. Am Ende blieb Dachau zwar zum elften Mal in Serie ungeschlagen, fing den Tabellenzweiten Chiemgau Traunstein aber nicht mehr ab. Peuker betonte trotz des bitteren Endes, dass seine Mannschaft eine tolle Saison gespielt habe. "Wir waren vielleicht selbst von uns überrascht." Der Trainer sieht sein Team noch nicht am Ende der Leistungsfähigkeit, es habe "Potenzial, solche Fehler abzustellen". Er sieht den ASV in der Lage, in der kommenden Saison "den nächsten Schritt zu machen".

Marseglias nächste Schritte sind deutlich näher. Am Dienstag trainiert Karlsfeld, am Donnerstag geht es nach Neuried. Bis dahin will er die Kastl-Partie aus den Köpfen der Spieler bekommen und Informationen über Neuried sammeln. Der Plan für die Relegation ist klar: "Wir müssen beweisen, dass wir in die Landesliga gehören."

© SZ vom 22.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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