Fußball-Landesliga:Fast wie früher - nur anders

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Als wäre nichts gewesen: Der ewige Torjäger Mijo Stijepic stürmt längst wieder für den FC Ismaning. (Foto: Claus Schunk)

Der einstige Krisenklub FC Ismaning strebt wieder nach oben

Von Stefan Galler, Ismaning

Irgendwie wirkt es heute, als wäre alles nur ein böser Traum gewesen. Sogar einige der Fußballspieler, die damals den FC Ismaning im Zorn verlassen hatten, sind wieder da. Als wären sie nie weg gewesen. Luan da Costa Barros, Anton Siedlitzki und vor allem Torjäger Mijo Stijepic. Die Mannschaft spielt wieder erfolgreich Fußball und schickt sich an, in dieser Landesligasaison im Aufstiegskampf eine gute Rolle zu spielen. Es herrscht Harmonie im Klub, man hält zusammen, das betonen Spieler, Trainer und Funktionäre.

Vor gut zwei Jahren sah das alles anders aus. Nach einer rasanten Talfahrt des Klubs zogen die Verantwortlichen die Konsequenzen, alle gemeinsam: Der damalige Sportliche Leiter Manfred Rauscher war es leid, sich ständig kritisieren zu lassen, nicht nur im Stadion, sondern sogar auf der Straße. Er trat zurück. Auch der Trainer Roman Grill hatte keine Lust mehr, obwohl er weit weg vom Münchner Norden in Hausham wohnt. Er verlangte dem Vorstand eine Entscheidung ab, diese fiel so aus, wie man es nach zwei Siegen aus 26 Spielen erwarten konnte: Grill wurde von seinen Aufgaben entbunden.

Das war im November 2013, der einst prächtig aufgestellte FC Ismaning glich einem Trümmerhaufen. Finanziell in Schieflage wegen einer Forderung der Berufsgenossenschaft, sportlich Letzter der Bayernliga - und das nur ein halbes Jahr nach dem Abstieg aus der Regionalliga. Mehr als ein halbes Dutzend Stammspieler hatte den Klub zuvor verlassen, nachdem sie mit einem Boykott des neuen Trainers Grill (der Frank Schmöller abgelöst hatte) Schlagzeilen gemacht, aber gescheitert waren. Als nun Grill und Rauscher der Leuchtenbergstraße den Rücken kehrten, sah es nach einem ungebremsten freien Fall aus.

Zunächst übergangsweise sollte der langjährige Ismaninger Xhevat Muriqi, den alle nur "Jacky" rufen, das sinkende Schiff steuern. Doch der heute 42 Jahre alte Coach feierte bald erste Erfolge, auch wenn er den neuerlichen Abstieg, diesmal in die Landesliga, nicht mehr verhindern konnte. Gut zwei Jahre später hat der FC Ismaning die Talsohle durchschritten. "Die Stimmung im Verein hat sich deutlich verändert, die Atmosphäre ist viel besser geworden", sagt Frank Stenner, langjähriger Ismaninger, der wie Muriqi einst selbst für den Klub spielte und mittlerweile dem vierköpfigen Vorstand angehört; er ist verantwortlich für den Bereich Organisation.

Stenner, seit 1971 und damit von Kindesbeinen an im Klub, verkneift sich jedweden Kommentar zur kurzen Ära Grill/Rauscher. Zumal er selbst damals nicht aktiv am Vereinsleben teilhatte. Dennoch kann er genau benennen, woher der Aufschwung des FCI rührt: "Wir helfen alle zusammen, vieles bleibt intern, das war früher nicht immer so." Dazu komme der sportliche Erfolg: "Auf Platz eins bis drei zu liegen, macht alles einfacher." Wobei die Frage ist, ob der Erfolg nicht eher von der Ruhe im Umfeld kommt als umgekehrt.

Fakt ist jedenfalls, dass Ismaning als Zweiter der Landesliga Südost ein heißer Kandidat für den Aufstieg ist. Sechs Punkte hinter Spitzenreiter FC Deisenhofen, eine Partie weniger absolviert und das Derby beim Konkurrenten am 5. März vor der Brust - beim FCI fiebert man der Fortsetzung der Punkterunde entgegen. Der Klub hat sich gut vorbereitet: In Verteidiger Daniel Steinacher (zuletzt VfR Garching), Mittelfeld-Allrounder Tobias Killer (ehemals SpVgg Unterhaching) und dem 19 Jahre alten Außenbahn-Sprinter Ivan Vidovic (Stuttgarter Kickers II) sind drei Neue gekommen; Kenneth Bee (SV Heimstetten) und Christos Ketkidis (Ziel unbekannt) gehören nicht mehr zum Kader. "Wir hatten zwar keinen direkten Bedarf, aber diese Verpflichtungen geben mir mehr Spielraum", sagt Trainer Muriqi. Der härtere Konkurrenzkampf im Training sei schon nach wenigen Einheiten spürbar.

Muriqis Prognose klingt dennoch defensiv: "Es muss nicht unbedingt schon dieses Jahr mit dem Aufstieg klappen, die Saison ist noch lang." Vorstandsmitglied Stenner ist konkreter: "Wir haben im Präsidium einen Zweijahresplan, aber natürlich hegen wir berechtigte Hoffnungen, am Ende der Saison auf Platz eins oder zwei zu stehen." Zumal von hinten allenfalls der SV Hallbergmoos (vier Zähler zurück) aufkommen könne: "Mit dem Abstieg werden wir wohl nichts mehr zu tun bekommen."

Das weiß auch Muriqi, der davon überzeugt ist, dass sein Verein die schlimmsten Zeiten überstanden hat: "Es waren schwierige Jahre, vor allem sportlich katastrophal mit den beiden Abstiegen." Aber man habe die niedrigeren Spielklassen auch dazu genutzt, zu sparen und sich finanziell zu konsolidieren, sagt der Trainer und vergisst nicht, all jenen Sponsoren zu danken, die dem Verein entweder treu geblieben sind oder zumindest zurückkehrten, als die Führungsspitze wechselte. Auch das erklärt wohl die beachtlichen Zugänge zuletzt. "Das ist nicht selbstverständlich, wenn man so viel schlechte Presse hat wie wir damals", so Muriqi.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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