Kaum zu glauben, dass es sich um fast die identische Mannschaft handelt: In der vergangenen Saison hatte der FC Deisenhofen die meisten Tore aller Teams in der Fußball-Landesliga Südost erzielt (71). Am vergangenen Wochenende beendete der FC die Vorrunde der Saison 2015/16 mit gerade einmal 29 Treffern, noch dazu in einer von 16 auf 18 Mannschaften angewachsenen Liga. Doch dafür hat er jetzt die mit Abstand wenigsten Gegentore, gerade einmal elf nach 17 Spielen. "Ich möchte das Phrasenschwein nutzen: Offensive gewinnt Spiele, Defensive gewinnt Meisterschaften", sagt Trainer Peter Schmidt. Zumindest hat er mit einer starken Defensive schon einmal die Herbstmeisterschaft gewonnen. An diesem Wochenende startet der FC Deisenhofen mit drei Punkten Vorsprung auf den großen Favoriten FC Ismaning in die Rückrunde.
Schmidt, 32, hat im Sommer die Mannschaft vom langjährigen Coach Dieter Meixelsberger übernommen. Auch die Mannschaft ist jünger geworden, die Stammspieler haben einen Altersschnitt von 21,7 Jahren. Doch von Sturm und Drang keine Spur: Sechs Mal schon hat der FC mit dem knappsten aller Ergebnisse gewonnen, 1:0. Hier und da war auch mal Glück im Spiel, wie am vergangenen Wochenende gegen den FC Töging: Michael Vodermaier erzielte den Siegtreffer in der dritten Minute der Nachspielzeit. Doch natürlich spricht man in Deisenhofen von der Art Schwein, das man sich erst erarbeiten müsse. Außerdem verlief der radikale Systemwechsel zunächst holprig. "Wir haben in der Vorbereitung auch Spiele hoch verloren. Da haben mich einige Spieler gefragt, ob ich das System wirklich ändern will", erzählt Schmidt. Das Mittelfeld hat an Torgefährlichkeit verloren, so hat zum Beispiel Marco Finster erst vier Treffer erzielt, vergangene Saison waren es 19.
Wenn man sich auf den Fußballplätzen der Region umhört, sind viele überrascht, wie lange sich Deisenhofen ganz oben hält. Zuletzt feierte der FC neun Siege in Serie. Doch von Verfolgungswahn und dem Druck des Gejagten ist bei Schmidt nichts zu spüren. Er sagt nicht, dass man von Spiel zu Spiel oder nur auf sich schauen müsse, wie viele seiner Kollegen das immer tun. Er hat ein zeitloses, klares Ziel vor Augen: den "Zwei-Punkte-Schnitt". Wenn seine Mannschaft diesen erreiche, so der junge Trainer, "dann kann eigentlich gar nicht viel schief gehen". Nicht neu, aber wahr.
Auf dem Papier gab es zum Saisonstart neun Zugänge - acht davon kommen aus der eigenen Jugend, die Schmidt zuvor trainiert hatte. In Florian Radlmaier war ein einziger externer Zugang dabei. Auf der Innenverteidiger-Position hatte man noch Bedarf, und immerhin wohnt der 20-Jährige in Ottobrunn. "Diesen Weg werden wir auch weitergehen", sagt der Technische Leiter Franz Perneker mit fester Stimme. "Wir sind ein Dorfverein, und als solcher wollen wir auch wahrgenommen werden. Auch Trainer Schmidt ist überzeugt: "Unser Konzept ist mit Sicherheit das nachhaltigere."
Keiner von beiden spielt direkt auf Verfolger FC Ismaning an, doch angesichts der Tabellensituation kann der Erfolg Deisenhofens nur im Kontrast zum großen Meisterschaftsfavoriten gesehen werden. Nach einer beachtlichen Einkaufstour macht man im Münchner Norden auch keinen Hehl daraus, so schnell wie möglich aufsteigen zu wollen. Franz Perneker sagt hingegen: "Wenn wir aufsteigen und es in der Bayernliga mit unseren Spielern nicht klappt, dann steigen wir halt wieder ab." Fünf Spiele sind es noch bis zur Winterpause, so oder so wird man danach noch eine Spitzenmannschaft sein. Doch Schmidt freut sich, dass er auch für den langen Winter ein gutes Argument parat haben wird, um hart zu trainieren: Das erste Spiel nach der Pause steigt zu Hause gegen den FC Ismaning.