Fußball-Landesliga:Diplomatie im Niemandsland

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Schreckgespenst in Orange: Kevin Staudigl (li. gegen Ismanings Markus Niedermann) traf zum 1:0 für den KSC. Das 2:0 verhinderte ein Mitspieler. (Foto: J. Simon)

Ismaning und der Kirchheimer SC trennen sich unentschieden. Der FCI übt schon für die kommende Saison, der KSC konzentriert sich auf seine Heimspiele

Von Matthias Schmid, Ismaning

Es ist nicht überliefert, welches Verhältnis Xhevat Muriqi zum Platzwart des FC Ismaning pflegt. Als der Trainer des Fußball-Landesligisten am Samstag nach Spielende über den Rasen schlurfte, fehlte es nur noch, dass er großflächig Grasbüschel herausriss, damit der Klub möglichst einen neuen Untergrund anschafft. Hochgezüchtetes Qualitätsgras aus Bratislava beispielsweise ist nicht preiswert, so hat Erstligist SC Freiburg 100 000 Euro ausgegeben, um slowakisches Grün im Badischen verlegen zu dürfen. Davon kann Muriqi nur träumen, er muss weiter vorliebnehmen mit dem Geläuf, das er nach dem 1:1 (1:1) gegen den Kirchheimer SC am liebsten einen Acker genannt hätte, es sich aber im letzten Moment verkniff. "Bei diesen Bodenbeschaffenheiten ist es schwierig, eine gut stehende Mannschaft mit technisch sauberen Fußball auszuspielen", sagte der FC-Trainer stattdessen. Was einer Bewerbung für den diplomatischen Dienst gleichkommt.

In der Tat verteidigten die Kirchheimer in der ersten Hälfte leidenschaftlich und geschickt. Doch nicht einmal im Ansatz waren bei seinen Spielern die Lösungen zu erkennen, von denen Muriqi sprach, im Gegenteil. Bisweilen passten sie sich im ersten Heimspiel nach fast viermonatiger Pause so ungenau die Bälle zu, dass sogar der Trainer einer Bambini-Mannschaft die Lust daran schnell verloren hätte. Und das lag nicht am Platz allein. Natürlich war dieser nach dem langen Winter tief und zerfurcht, aber es war vielmehr den technischen Unzulänglichkeiten der Ismaninger zuzuschreiben als dem Untergrund, dass sie sich keine zwingenden Torchancen erspielen konnten. Bis zur aufregendsten Szene mussten die Zuschauer 23 Minuten warten, dann fabrizierte Ismanings Mittelfeldspieler Alexander Buch einen so kunstvollen Befreiungsschlag, dass der Ball in einer Baumkrone liegen blieb.

Wenig später landete die Kugel dann überraschend: im Tor. Kevin Staudigl hatte mit einem schönen Flachschuss aus 18 Metern Ismanings Torhüter Florian Preußer bezwungen (25.). Nur drei Minuten später hätte der kleine, wendige Kirchheimer Stürmer fast sein zweites Tor erzielt, doch Benedikt Weinzierl warf sich mit Verve in den Schuss aus elf Metern. Doof nur, dass Weinzierl Staudigls Mitspieler ist. Statt 2:0 für Kirchheim stand es zur Pause plötzlich 1:1, weil Luan da Costa Barros einen Freistoßflanke in der Nachspielzeit zum Ausgleich ins Netz köpfelte. "Da hätte es nie zum Freistoß kommen dürfen", kritisierte Kirchheims Trainer Michael Hofmann das übermotivierte Tackling seines Spielers. "Er hätte einfach blocken und nicht grätschen sollen."

Nach dem Seitenwechsel schlugen die Ismaninger die Bälle noch länger und noch weiter nach vorne, es war ein ziemlich unansehnliches Gekicke. Aber Muriqi hatte das so gewollt. "Auf dem schlechten Rasen können wir unser Kurzpassspiel, das ich eigentlich sehen will, nicht durchziehen, deshalb habe ich meiner Mannschaft gesagt, dass wir auf diese Weise zu Torchancen kommen wollen", bekannte er. Und beinahe wäre diese schlichte Taktik sogar aufgegangen. Kenneth Bee zauberte einen 50-Meter-Pass, den selbst Bayern-Profi Xabi Alonso nicht schöner und präziser hätte spielen können, in den Lauf von Maximilian Siebald. Doch der Kapitän brachte keinen Druck mehr in den Kopfball, sodass Kirchheims Torwart Sebastian Schreiber ihn sicher parieren konnte. Auch den raffinierten Distanzschuss von Shpetim Sulimani konnte er abwehren, sodass Hofmann, einst Bundesliga-Torhüter beim TSV 1860, nach dem Spiel zufrieden konstatieren konnte: "Mit dem Punkt können wir gut leben, weil wir gefightet haben und sicher standen. Wir müssen jetzt aber mal anfangen, unsere Heimspiele zu gewinnen, damit wir da hinten raus kommen."

Sein Pendant auf Ismaninger Seite plagen Sorgen von einer ganz anderen Art. Der FC Ismaning steht im "Niemandsland der Tabelle", wie Muriqi selbst sagt, weder nach oben noch nach unten kann es noch spannend werden in dieser Saison. Deshalb hat er nur einen Wunsch für die nächsten Wochen: "viel Sonne und Trockenheit." Das würde seiner Mannschaft beim gepflegten Kurzpass-Fußball à la Guardiola helfen - und dem Platzwart bei seiner Arbeit.

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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