Fußball-Landesliga:Die Strafe der Disziplinlosen

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Eigentlich ist Lech Kasperek (links) für die Defensive zuständig, gegen Dachau gelang ihm der Siegtreffer. (Foto: Niels P. Joergensen)

Lech Kasperek trifft in vorletzter Minute zum 2:1-Sieg seines TuS Geretsried beim ASV Dachau und setzt sich in der Tabelle vom Gegner ab.

Von Karl-Wilhelm Götte, Dachau

Der ungemütliche Dauerregen zermürbte die wenigen Zuschauer, die sich um den Kunstrasenplatz des ASV Dachau herum versammelt hatten. ASV-Trainer Frank Peuker trotzte dem kalten Nass und tigerte an der Seitenlinie hin und her, um die Konzentration seiner Spieler hochzuhalten. Peuker animierte seine Mannen kurz vor Schluss des Landesligaduells gegen den TuS Geretsried noch einmal, die Positionen zu halten und beim Spielstand von 1:1 vielleicht doch noch den "Lucky Punch" zu setzen. "Draufgehen", rief Peuker lautstark, "setzt sie unter Druck." Umsonst, denn kein ASV-Spieler markierte die Entscheidung, sondern Geretsrieds Lech Kasperek - zwei Minuten vor Schluss. Die Gäste bringt das 2:1 an Dachau vorbei auf Platz fünf nach vorne. Der ASV rutschte nach der dritten Niederlage in Serie auf den neunten Rang ab.

Entsprechend war der Jubel bei den Gästen, nicht nur TuS-Trainer Florian Beham machte Freudensprünge wie ein Osterhase. Kasperek ist wahrlich kein Torjäger, der Innenverteidiger des TuS Geretsried trifft in der Regel einmal pro Saison. Diesmal kam der Ball in den Dachauer Strafraum geflogen und Kasperek nahm ihn risikoreich aus der Luft. "Ja", sagte der Torschütze hinterher lächelnd, "den habe ich volley genommen und über den Außenrist abrutschen lassen." Aus etwa zwölf Metern landete sein Schuss flach unten im rechten Eck - unerreichbar für ASV-Torwart Artem Bykanov.

"Ich habe immer daran geglaubt, da geht noch was", erklärte Kasperek seinen Ausflug nach vorne. Das war nicht unbedingt im Sinne von Trainer Beham, der hatte seinen Akteuren signalisiert, mit dem 1:1 zufrieden zu sein und nicht mehr alles zu riskieren. "Ein Unentschieden bei einem guten Gegner hätte auch gereicht", erklärte Beham, "ich wollte am Ende nicht mit leeren Händen dastehen." Kasperek hatte 15 Fußballerjahre beim BCF Wolfratshausen verbracht, dort war er Kapitän gewesen und schied nach den Sommerquerelen 2016 aus. Jetzt ist er 35 Jahre alt und für Trainer Beham unverzichtbar, vor allem, wenn er entscheidende Tore schießt. TuS-Routinier Benjamin Fister hatte kurz vor der Pause das 1:0 erzielt, Dachaus David Dworsky zehn Minuten nach dem Seitenwechsel zum 1:1 ausgeglichen.

Nicht nur die Freudensprünge der Geretsrieder ließen einen völlig frustrierten ASV-Trainer Peuker zurück. Der schritt derart schnell weg vom Sportplatz, dass er nur mit einem Sprint einzuholen war. "Geretsried war um das eine Tor besser", begann er seine kurze Spielanalyse, um dann sofort zu einer schonungslosen Kritik an der eigenen Defensive anzusetzen: "Unser Abwehrverhalten ist einfach dilettantisch. Wer hat den Kasperek beim 2:1 gedeckt?". Offenbar niemand. "Er kam frei zum Schuss." Das Unvermögen seiner Abwehrspieler ziehe sich schon durch die ganze Saison. Klare Führungen wurden auch gegen Töging oder Hallbergmoos durch individuelle Fehler verspielt.

Mit mangelnder Konstanz hat Florian Beham in Geretsried natürlich auch zu kämpfen. "Wir spielen aber eine gute Saison", bilanzierte der TuS-Trainer. Der Tabellenplatz könnte natürlich noch besser sein, wenn die Spiele gegen Freilassing, Rosenheim oder Moosham erfolgreicher gelaufen wären. "Dann hätten wir 40 Punkte, das wäre aber vermessen", so Beham. Das 2:1 in Dachau nahm er gerne mit, zumal sechs Stammspieler fehlten, Torjäger Johann Latanskji fehlt seit nunmehr fünf Wochen verletzt. Der Trainer freut sich besonders darüber, dass junge Spieler wie Niko Karpouzidis, Sebastian Rosina oder Johannes Bahnmüller, die gerade der A-Jugend entwachsen sind, Anschluss an das Landesliganiveau gefunden haben.

Peuker kämpft auf ASV-Seite mit der Disziplin seiner Akteure. Die mangelnde Konstanz führte er auch auf "Fehlzeiten beim Training" zurück. Es gebe ständig "Urlauber", andere ließen einfach mal ein Training sausen. "Es fehlt an Zuverlässigkeit der Spieler", klagte Peuker noch, um schnell wegzukommen von der Spielstätte des Grauens.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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