Fußball-Landesliga:Aufgerieben

Lesezeit: 2 min

Wieso Multifunktionär Alfred Ostertag den TSV Eching verlässt

Von Alexander Kappen, Eching

Nein, bereut hat er es nicht, sagt Alfred Ostertag: "Ich bin ein Echinger und habe das gerne gemacht." Aber nach zwei aufreibenden Jahren, in denen der 55-Jährige beim krisengeschüttelten Fußball-Landesligisten TSV Eching nicht nur als Trainer, sondern mangels eines anderen Kandidaten auch als Abteilungsleiter und "Mädchen für alles" fungierte, ist für ihn am kommenden Samstag nach dem letzten Saisonspiel gegen den FC Gerolfing Schluss. Ostertag legt seine Ämter beim TSV, der noch auf der Suche nach einem neuen Vorsitzenden ist und in seinen Augen zuletzt eine klare Linie vermissen ließ, von sich aus nieder. Neuer Coach wird der bisherige Co-Trainer Willi Kalichmann.

Das Mädchen für alles dankt ab: Alfred Ostertag mag nicht mehr. (Foto: Marco Einfeldt)

Zum Abschied wartet auf Ostertag ein richtiges Endspiel. Der TSV rangiert zwei Punkte vor den Relegationsplätzen, "und wenn es mit dem Teufel zugeht", so der Coach, dann muss sein Team in die Ausscheidungsspiele gegen den Abstieg. Nach den Personalsorgen der vergangenen Wochen kommen allerdings rechtzeitig zum Saisonfinale wieder ein paar Spieler zurück. "Wir werden noch einmal alles raushauen", verspricht Ostertag. Mit einem Sieg gegen den direkten Konkurrenten Gerolfing wäre der TSV gerettet.

Wie immer es ausgeht, Alfred Ostertag wird die Echinger "Zebras" erhobenen Hauptes verlassen. "Ich habe alles gegeben und nach bestem Wissen und Gewissen im Sinne des Vereins gehandelt", sagt er. Auch wenn die Umstände nicht die besten waren. Im Sommer 2014 heuerte er als Coach bei seinem Heimatverein an, nachdem Spielertrainer Janis Hoffmann und die halbe Mannschaft den TSV wegen Querelen mit der sportlichen Führung verlassen hatten. Ostertag musste quasi über Nacht ein konkurrenzfähiges Team aus dem Boden stampfen und schaffte mit diesem zur Überraschung vieler in der Vorsaison den Klassenerhalt. Auch die 41 Punkte, die der TSV in der laufenden Spielzeit bislang gesammelt hat, findet der Trainer "unter den gegebenen Umständen relativ gut".

Neben Verletzungen und diversen Rot-Sperren machten ihm auch eine mangelnde Trainingsbeteiligung und die Freizeitgestaltung einiger Spieler das Leben schwer. So hätten beim 1:4 in Ismaning zuletzt Marco Doms, Philipp Schuler und Pascal Preller aus privaten Gründen gefehlt, bedauert der Coach: "Wenn wichtige Leute eine Woche vor Saisonschluss wegfahren, dann ist das natürlich ungünstig."

Dennoch hätte Ostertag noch ein weiteres Jahr als Trainer drangehängt. Allerdings habe der Vorstand, der mit ihm verlängern wollte, die Planungen für die neue Saison schleifen lassen, so Ostertag. "Dann habe ich beschlossen, dass ich aufhöre." Auch deshalb, weil ein Teil der Spieler offenbar nicht mehr unter ihm weiterspielen wollte. Einen Umbruch wie vor zwei Jahren wollte er dem TSV ersparen: "Ich will nicht, dass der Verein sich nur wegen einer Person wieder zehn oder 20 neuen Spieler suchen muss." Als Abteilungsleiter hätte Ostertag, der im Frühjahr 2015 einen Schlaganfall erlitten hat, in jedem Fall aufgehört. "Das ist mir einfach zu viel geworden, ich war von den Gehaltsverhandlungen bis zur Trikotwäsche für alles verantwortlich", sagt er. Zusammen mit Michael Widhopf, der gar kein offizielles Amt bekleidet, habe er das operative Geschäft geleitet, während "im Vorstand einfach ein starker Mann gefehlt hat". Vorsitzender Bernd Hill ist auf dem Absprung und bekleidet das Amt derzeit nur kommissarisch, weil sich bei zwei Mitgliederversammlungen kein Nachfolger gefunden hat. Die finanziellen Herausforderungen für den Verein, der 200 000 Euro in die Instandsetzung seiner 40 Jahre alten Sportanlagen investieren muss, schrecken wohl potenzielle Kandidaten ab.

© SZ vom 18.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: