Fußball-Landesliga:Auf Lewandowskis Spuren

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Gute Nachbarn: Ihre Trainer sind uneins, wessen Team besser war. Mario Maric (li., Oberweikertshofen) und Julius Ostarhild scheint das egal zu sein. (Foto: Johannes Simon)

Karol Kopec wird eingewechselt und führt Fürstenfeldbruck allein zum 3:0-Derbysieg gegen Oberweikertshofen

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Bis zum Derby, sagte Tarik Sarisakal und verabschiedete sich. Damals, als er seinen Rückzug als Trainer des Sportclubs Fürstenfeldbruck zum Saisonende bekannt gab. Doch schon kurze Zeit später war er weg, entlassen. Der Grund wurde nicht öffentlich gemacht, sein Nachfolger Michael Westermair übernahm sofort und stand jetzt, als das Derby gespielt war, im strömenden Regen eines April-Samstags noch minutenlang auf dem Rasen und gab Interviews zu einem möglicherweise gar nicht und auf jeden Fall nicht in dieser Höhe erwarteten 3:0-Sieg über den Landesliga- und Landkreis-Konkurrenten Oberweikertshofen.

Für die Moral sei das ganz wichtig gewesen, sagt Westermair, im Vorjahr noch Co-Trainer in Oberweikertshofen und vor gut zehn Jahren selbst Spieler beim SCF. Das war noch zu ambitionierten Bayernliga-Zeiten gewesen. 2016 kämpft der SCF gegen den Absturz in die Bezirksliga. Der Abstieg dorthin würde einen nie erreichten Tiefpunkt bedeuten, seit der Klub Anfang der Neunzigerjahre schon mal aus der Landesliga gefallen war. Damals aber gab es noch die Bezirksoberliga. Damals steckte der Verein in finanziellen Turbulenzen, und auch jetzt sind diese dafür verantwortlich, dass man sich auf dem Platz nur noch eine Art Jugendauswahl leisten kann.

Die stemmte sich am Samstag tapfer gegen ihr Schicksal. "Wir waren die willigere und bessere Mannschaft", resümierte Westermair und offenbarte mit dieser Auslegung hundertprozentigen Dissens zur Sichtweise seines Kollegen Stefan Tutschka. Noch bis zur Brucker 2:0-Führung sei der SCO "die klar bessere Mannschaft" gewesen, analysierte dessen Trainer, ehe ihn noch eine Portion Zynismus überkam und er den "guten Charakter" seines Teams erwähnte: erst dem Tabellenvorletzten Feuchtwangen drei Punkte überlassen, nun auch Fürstenfeldbruck. Er sei enttäuscht, klar, es sei ja ein Derby gewesen.

Dass der SC Oberweikertshofen als Dritter der Landesliga Südwest dem SCF längst den Rang als Nummer eins im Kreis Fürstenfeldbruck abgelaufen hat, das hätte er gerne mit einem entsprechenden Ergebnis dokumentiert. Lange Zeit mühten sich beide Teams, ohne zu großen Tormöglichkeiten zu kommen. 0:0 stand es zur Pause. Eine Viertelstunde nach Wiederbeginn gelang SCF-Trainer Westermair dann ein Kunstgriff, der gemeinhin mit einem glücklichen Händchen umschrieben wird: Er brachte Stürmer Karol Kopec. Schon vor anderthalb Jahren, gerade als er von Oberweikertshofen zum SCF gekommen war, hatte er getroffen im Derby, nun tat er es wieder. Und wie. Allein Kopec machte den Unterschied am Samstag. Von der 62. Minute an im Spiel, scheiterte er in der 70. Minute erst mit einem Kopfball an SCO-Keeper Stefan Brunner, traf aber im Nachschuss zur Brucker 1:0-Führung. Fünf Minuten später war der Pole wieder zur Stelle - 2:0. Und dann, nachdem Oberweikertshofen durch zwei Ex-Brucker zu guten Chancen gekommen war - ein Pfostentreffer von Uli Fries und ein neben das Tor gesetzter Kopfball von Christian Rodenwald -, traf Karol Kopec abermals. Marco Ecker hatte den Ball eher bedächtig, aber ungestört durchs Mittelfeld getrieben und zu Kopec gepasst. Der nahm kurz Geschwindigkeit auf und schob den Ball zum 3:0 ins lange Eck (82.) - ein Hattrick in zwölf Minuten. Und als wäre die Geschichte nicht schon erstaunlich genug, musste sich Kopec unmittelbar danach wieder auswechseln lassen. Entschuldigend breitete er die Arme aus, zuckte mit den Schultern und deutete auf seinen Oberschenkel. Nein, nicht beim Jubel-Purzelbaum, den er auf dem Rasen noch vollführt hatte, habe er einen Stich verspürt, sondern kurz vor Treffer Nummer drei. Weiterspielen unmöglich. Dass ihm ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub ein solches Spiel gelingt, war ihm einerlei: "Was früher war, ist ein Tabu." Aber natürlich, über drei Tore in zwölf Minuten freue er sich. Und grinst schelmisch, als er an den Rekord seines Landsmanns Robert Lewandowski erinnert: fünf Tore in neun Minuten.

© SZ vom 25.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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