Fußball in Pipinsried:Die Wiese ist gemäht

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Pipinsried erwartet den TSV Rain zum Bayernliga-Spitzenspiel.

Von Johannes Schnitzler, Pipinsried

Selbstverständlich rauscht im Hintergrund der Wind, selbstverständlich ist Konrad Höß gerade auf dem Platz, als er an sein Telefon geht. Höß, 74, in Personalunion Präsident und Platzwart des FC Pipinsried ("seit 48 Jahren"), checkt noch mal die Lage. Das vorläufige amtliche Endergebnis der Ein-Mann-Platzkommission: "Der Rasen ist in einem Top-Zustand." Er wird ja auch mit Herzblut gedüngt (seit 48 Jahren). Und die Linien erst: "Die sind bundesligatauglich!", sagt Höß. Der TSV Rain kann kommen.

Wenn an diesem Mittwoch (18 Uhr) der Tabellen-Dritte Pipinsried den punktgleichen Zweiten Rain (jeweils 63 Zähler) zum Nachholspiel empfängt, geht es natürlich nicht um den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. Es geht auch nicht um den Aufstieg in die Regionalliga, noch sind acht Partien zu spielen. Genau genommen geht es nicht einmal um die Tabellenführung in der Bayernliga Süd. Auf Platz eins steht der SV Pullach mit 70 Punkten. Aber seit der Klub aus dem Münchner Süden am Montag endgültig seinen Verzicht mangels tauglicher Spielstätte erklärt hat, steht fest, dass Rain und Pipinsried den direkten Aufstieg unter sich ausmachen. "Es ist angerichtet", sagt Tobias Strobl.

Natürlich weiß Strobl, Spielertrainer des FC Pipinsried, was ihn am Mittwoch erwartet. "Eine Mannschaft mit drei, vier außergewöhnlichen Fußballern" nämlich, "brutal kampfstark", aber auch ein Team, "das mitspielen will und sich nicht einigelt". Der Schlüssel zum Erfolg sei, die womöglich aufwallende Euphorie aus dem Spiel zu nehmen, den Gegner kontrolliert anzulaufen, ihm den Spaß zu nehmen, wie Strobl sagt. "Die Jungs können das", das hätten sie auch am vergangenen Samstag beim 1:1 in Pullach gezeigt.

In Pullach spielt Orhan Akkurt, der in dieser Saison schon 30 Tore geschossen hat. Akkurt blieb ohne Torerfolg. Das ist beruhigend für Pipinsried. Denn in Rain haben sie ein noch größeres Kaliber im Arsenal: Sebastian Kinzel.

Kinzel hat in 27 Einsätzen 38 Treffer erzielt - mehr als die drei besten Pipinsrieder Schützen Serge Yohoua (14), Christian Doll (14, davon zwölf für Dachau) und Thomas Berger (neun) zusammen. Aber Strobl kann das nicht erschüttern: "Bogen hat zusammen sogar weniger Tore geschossen als Kinzel", 36 nämlich. Trotzdem ist der TSV Bogen Tabellen-Vierter.

Konrad Höß sagt: "Den Kinzel habe ich jedes Jahr auf meiner Wunschliste." Kinzels Vater Gerhard, ebenfalls Stürmer, spielte einst für den FC, er schoss Pipinsried 1989 erstmals in die Landesliga, vor 26 Jahren war das. Sebastian Kinzel, 26, ist also gewissermaßen ein eingeborener Pipinsrieder. Aber: Einer wie Kinzel kostet Geld. Pipinsried, Teil des Marktes Altomünster im Kreis Dachau, hat kaum 500 Einwohner: zu klein für einen wie ihn.

Die Verwaltungsgemeinschaft Rain am Lech zählt rund 9000 Einwohner. Größter Arbeitgeber am Ort mit allein mehr als 1000 Beschäftigten und Hauptsponsor des TSV ist Europas größte Garten-Center-Gruppe. Das regionalligataugliche Stadion fasst 3360 Zuschauer und ist nach dem Unternehmensgründer Georg Weber benannt, dessen Enkel in den vergangenen Jahren in der Toskana ein Weingut von Weltruf aus der tonreichen Erde gestampft hat. In Pipinsried dagegen muss Konrad Höß erst noch schauen, aus welcher Wiese er die für die Regionalliga vorgeschriebene Zahl von Parkplätzen stampfen könnte.

Höß sagt: "In der Regionalliga würden wir auch nur mitkrebsen wie Heimstetten oder Garching." Was aber nicht heißt, dass er es nicht gerne probieren würde: "Ich bin unwahrscheinlich ehrgeizig." Im Toto-Pokal haben sie Rain immerhin schon bezwungen, zu Saisonbeginn, 3:1. Kinzel blieb ohne Torerfolg. Tobias Strobl aber darf Höß' Worte so interpretieren, dass sein Amt nicht mit dem Aufstieg verknüpft ist. Strobl sagt: "Wir haben es letztes Jahr nicht geschafft, und die Welt ist nicht untergegangen." Das würde sie auch nach einer Niederlage am Mittwoch nicht. Außerdem sind danach noch sieben Spiele zu spielen. "Es geht nur darum, wer im Moment vielleicht einen kleinen Vorteil hat", sagt Strobl. Und in zwei Wochen tritt Pipinsried dann wieder einmal auswärts an. Beim TSV Rain.

© SZ vom 15.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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