Fußball-Bayernliga:Zwischen Wollen und Können

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Der Kunsttorschütze ist von seinem Treffer selbst überrascht: Unterföhrings Tayfun Arkadas (links). (Foto: Alessandra Schellnegger)

Unterföhring bezwingt Sonthofen 3:1, die Aufstiegsfrage wird im März geklärt

Von Christoph Leischwitz, Unterföhring

Plötzlich wehte eine Böe einen großen Laubhaufen gegen die Werbebande. Der Wind zwang auch den Flutlichtmast immer wieder zu einem hohen, lauten Aufheulen, fast so, als wolle er darauf hinweisen, dass doch das Licht endlich angeschaltet werden solle (was bis Spielende im Halbdunkel nicht geschah), und auf dem Rasen verlangsamte die Pfütze nahe der Nord-Ost-Eckfahne bisweilen das Flügelspiel. Kurz: Wenn das Wetter das Sagen hätte, wären die Bayernliga-Kicker schon längst in der verdienten Winterpause.

Doch in Unterföhring lässt man sich von so einem Sauwetter nicht reinreden. Man hatte sich sogar geweigert, auf den Kunstrasen umzuziehen, "das ist doch hier kein englischer Zierrasen", fand zum Beispiel der einstige Technische Leiter Manuel Prieler. Es war dann aber doch ein wenig überraschend, was die rund 100 gut eingemümmelten Zuschauer in der Partie gegen den 1. FC Sonthofen zu sehen bekamen: ein gepflegtes, technisch ansprechendes Spitzenspiel mit schönen Toren. Wenn es nach dem FC Unterföhring geht, dann könnte man die Winterpause auch noch weiter nach hinten verschieben: Mit dem 3:1 (2:1)-Sieg über die Allgäuer hat man einen Verfolger abgehängt, und seit Ende September hat die Mannschaft von Andreas Pummer nur ein einziges Spiel verloren.

Nach flottem Beginn beider Mannschaften ließen sich die Unterföhringer auch nicht von einem frühen Gegentreffer schocken: Steffen Friedrich hatte in der elften Minute das 0:1 erzielt, nachdem sich die gut kombinierenden Gastgeber ausnahmsweise gleich mehrere Fehler hintereinander geleistet und binnen Sekunden zwei Mal den Ball hergegeben hatten. Nur eine gute Minute später war die Partie aber wieder offen: Andreas Faber glich nach schönem Zuspiel von Nimat Torah aus (12.).

"Wir machen nicht unbedingt die besseren Spiele, aber wir machen die Punkte", sagte Trainer Pummer, dessen Mannschaft dem FCS vor allem eine Sache voraus hatte: die Chancenauswertung. Streng genommen handelte es sich beim 2:1 der Unterföhringer noch nicht einmal um eine Torchance, sondern nur um einen Eckball - der dann aber direkt im Tor landete (23.). Der Kunstschütze Tayfun Arkadas war darüber selbst so baff, dass er zunächst gar nicht jubelte. "Es war schon ein bisschen glücklich. Aber ich ziehe den Ball schon gerne auf den Torwart, dass er fausten muss, und dass es so gefährlich wird", sagte der 24-jährige Mittelfeldspieler. Solche Tore seien ein gutes Omen, findet er. Denn solche Tore mache "eine Mannschaft, die aufsteigen kann, die aufsteigen will". Das 3:1 erzielte Martin Büchel nach der Pause mit einem leicht abgefälschten Schuss (55.). Das Ende der guten Partie plätscherte dann dahin, viele Zuschauer machten sich lange vor dem Schlusspfiff auf den Heimweg, weil Sonthofen kaum noch antworten konnte - Kapitän Andreas Maier hatte den Platz in der 72. Minute mit Gelb-Rot verlassen müssen.

Blieb nur noch eine Frage, die Spielmacher Arkadas angekratzt hatte. Will die Mannschaft nur aufsteigen, oder darf sie tatsächlich auch, vor allem in finanzieller Hinsicht? In der vorigen Saison war die Frage früh beantwortet gewesen. Das Stadion erfüllt nicht die Auflagen für die Regionalliga, nach Alternativen hatte man sich damals zu spät umgesehen. Nun hat FCU-Präsident Franz Faber eine salomonische Lösung gefunden: Es wird eine basisdemokratische Abstimmung geben. "Wir wollen die Option offenhalten", also rein sportlich gesehen weiterhin oben mitspielen. Um dann bei der Jahreshauptversammlung am 10. März darüber abstimmen zu lassen.

Ein neues Stadion soll mithilfe der Gemeinde gebaut werden, dieses wird aber laut Faber erst in vier Jahren fertiggestellt sein. Im Aufstiegsfall müsste also die teure Anmietung einer anderen Spielstätte erfolgen. Bekanntlich ist der Ausgang von Volksbefragungen oft stark abhängig von aktuellen Stimmungen. Bis zum 10. März finden, sofern das Wetter nichts dagegen hat, nur noch zwei Spiele statt: Am kommenden Samstag gegen den einen Aufstiegskonkurrenten SV Heimstetten. Und am 4. März gegen den anderen Aufstiegskonkurrenten FC Pipinsried.

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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