Fußball-Bayernliga:Zunehmend verunsichert

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Zaghaft, ratlos, desorientiert: "Wenn wir in Rückstand geraten, ist das Selbstvertrauen weg", sagt Georg Ball (re. neben Mike Niebauer). (Foto: Claus Schunk)

Nach vier Spielen ohne Sieg appelliert Garchings Trainer Weber an sein Team, Ruhe zu bewahren. Doch das 1:1 gegen Neuling Kirchanschöring nährt Zweifel an den Aufstiegshoffnungen des VfR

Von Christoph Leischwitz, Garching

Man müsse sich jetzt keine Sorgen um Daniel Weber machen, sagte Günter Niebauer bei der Pressekonferenz. Der Sportliche Leiter des VfR Garching sagte das eher im Scherz, denn es ist völlig klar, dass der charismatische Trainer überhaupt nicht in Frage steht beim Fußball-Bayernligisten aus dem Norden Münchens - er musste diesmal nur ausnahmsweise gleich nach dem Spiel zu einem Termin und hatte keine Zeit für Kommentare auf der Tartanbahn. Der 42-Jährige muss sich auch dann nicht um seinen Posten sorgen, wenn der Aufstiegsaspirant vier Spiele in Serie ohne Sieg bleibt, so wie jetzt gerade. Nach dem fulminanten 5:0-Erfolg im Derby gegen den SV Heimstetten verliert der VfR allmählich den Anschluss an die Tabellenspitze, am Samstag dank eines 1:1 (0:1) gegen den SV Kirchanschöring. Und was noch bedenklicher ist als die Stagnation in der Tabelle: Die Punkteteilung des Absteigers gegen den Aufsteiger war verdient.

"Jedes Mal, wenn wir in Rückstand geraten, ist das Selbstvertrauen weg", sagte Mittelfeldspieler Georg Ball. Dabei hätte es gar nicht zu einem Rückstand kommen müssen. Abgesehen vom 1:1-Ausgleich hatten die Garchinger ihre drei besten Torchancen in den ersten fünf Spielminuten. Zunächst wollte Florian Loibl sieben Meter vor dem Tor querlegen und ließ so eine gute Schussmöglichkeiten liegen (2.). Zwei Minuten später verfehlte Daniel Suck mit seinem Schuss aus dem Rückraum das Tor nur knapp; dann scheiterte Dennis Niebauer aus kurzer Distanz am Gästetorwart Dennis Kracher, Loibls Nachschuss sprang gegen ein Abwehrbein.

Danach passierte im oft gerühmten Garchinger Angriffsspiel auffallend wenig. Die Gäste spielten fortan defensiv konzentrierter, Garching fehlte es an Kreativität.

Nach wie vor scheint der Kader des vormaligen Regionalligisten nicht breit genug aufgestellt zu sein, um mehrere prominenten Ausfälle kompensieren zu können. Diesmal fehlten Florian Mayer (berufliche Gründe), Gerrit Arzberger (Urlaub), Michael Weicker (Kreuzbandriss) und Mario Staudigl (Rotsperre) - und auch Florian de Prato, der sich unter der Woche einen Muskelfaserriss zugezogen hatte.

Während Kirchanschöring besser ins Spiel kam, war den Garchingern die zunehmende Verunsicherung anzumerken. Die Führung der Gäste aus dem Landkreis Traunstein durch Manuel Omelanowsky nach einer schönen Kombination über die rechte Seite (41.) war dann nur logisch - auch wenn Kirchanschöring bis dahin vor allem bei Standards gefährlich gewesen war. Die Mannschaft von Patrick Mölzl, ehemals Profi beim FC Augsburg, setzte auf Konter und machte vor dem eigenen Strafraum dicht. So sah das Garchinger Spiel bis 20 Meter vor dem Tor oft recht ansehnlich aus, wirkte danach aber umso ratloser. Bei einem Lupfer von Maximilian Knauer über die Innenverteidiger hinweg war kein Mitspieler in den freien Raum gelaufen, eine Flanke von Suck landete weit hinter dem Tor - es fehlten Abstimmung und Genauigkeit. Dass dem eingewechselten Oliver Hauck in der 85. Minute doch noch der Ausgleich gelang, verdankte er einem klugen Steilpass von Kapitän Niebauer. "Immerhin noch ein Punkt. Aber insgesamt hatten wir zu viele Ballverluste", fand Co-Trainer Günter Edahl. Ball meinte dann noch über die zuletzt mauen Leistungen: "Es zeichnet sich im Training nicht ab, da ist Zug drin." Bevor Daniel Weber zu seinem Termin aufbrach, sagte er allerdings noch, man solle "mannschaftlich geschlossen" bleiben und keine "Schnellschüsse" wagen. Am Dienstag geht die Mannschaft gemeinsam auf die Wiesn.

© SZ vom 28.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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