Fußball-Bayernliga:Zu früh gesprungen

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Wolfratshausen bricht auch in Ismaning konditionell ein

Von Fabian Swidrak, Ismaning

Als Marco Stier freudeschreiend aufsprang, so entfesselt, dass ihm sein Smartphone aus der Hosentasche rutschte und über den Platz flog, dachte er nicht daran, dass seiner Mannschaft die schwerste Phase des Spiels noch bevorstand. Wahrscheinlich ließen die Endorphine, die durch seinen Körper schossen, einfach keine negativen, keine hemmenden Gedanken zu. Vielleicht aber war der Trainer von Fußball-Bayernligist BCF Wolfratshausen auch davon überzeugt, dass die Ereignisse des vergangenen Spieltags sich nicht wiederholen würden. Vor einer Woche hatte seine Mannschaft mit 0:5 gegen den TSV Schwabmünchen verloren und dabei vier Gegentreffer in den letzten 20 Minuten zugelassen. Vielleicht wurde ihm erst bewusst, dass der Leistungseinbruch seines Teams gegen Schwabmünchen kein Ausrutscher gewesen war, als Trainer-Kollege Xhevat Muriqi einen nicht minder beachtlichen Freudensprung hinlegte und die Partie ein für Stier wenig zufriedenstellendes Ende nahm. Die Wolfratshauser jedenfalls verloren beim FC Ismaning mit 3:4 (Luftsprung Muriqi), obwohl sie Mitte der zweiten Halbzeit noch mit 3:1 (Luftsprung Stier) geführt hatten.

"Nach 60 Minuten war die Luft raus, keiner konnte mehr laufen", sagte Stier nach seinem erst zweiten Spiel als Cheftrainer des BCF konsterniert. Der konditionelle Zustand, in dem er die Mannschaft nach der Entlassung von Vorgänger Patrik Peltram und den dadurch ausgelösten Weggängen zahlreicher Leistungsträger vor knapp zwei Wochen übernommen habe, sei nicht zufriedenstellend gewesen. "Bis zum Winter müssen wir versuchen, so viele Punkte wie möglich zu holen und dann eine gescheite Vorbereitung mit mir machen." Auch Ismanings Trainer Muriqi sagte nach der Partie, er hatte das Gefühl, seine Mannschaft sei der des Gegners "konditionell überlegen" gewesen.

Bis Wolfratshausen allmählich die Kraft ausging, hatte das Stier-Team die Partie erstaunlich gut im Griff. Bei den Gastgebern dagegen funktionierte lange Zeit wenig, wie es sollte. Schon nach sieben Minuten musste die Stadionsprecherin des FCI in Ermangelung eines Aufstellungsbogens - der Drucker im Ismaninger Vereinsheim hatte seinen Dienst versagt - das erste Mal zur Wolfratshauser Trainerbank laufen, um den Namen des BCF-Torschützen zu erfragen. Gilbert Diep hatte getroffen. Jona Lehr baute den Vorsprung der Gäste wenig später aus (2:0, 16.). Ismaning konnte selbst einen haarsträubenden Fehler von BCF-Torhüter Kevin Pradl nicht nutzen, der den Ball genau in die Füße von Mijo Stijepic spielte. "Es ist alles gegen uns gelaufen, was gegen uns laufen kann", sagte Muriqi nach dem Spiel. Kurz vor der Halbzeit gelang David Tomasevic dann doch der Anschlusstreffer (39.), nach dem Seitenwechsel aber stellte Sandro Wolfinger den Zwei-Tore-Vorsprung wieder her (56., Luftsprung Stier). Maximilian Siebald, der einen Handelfmeter verwandelte (64.), Malcom Olwa-Luta (70.) und Stijepic (77., Luftsprung Muriqi) drehten die Partie schließlich zugunsten der Ismaninger.

"Solche Spiele verlierst du nur, wenn du unten drin stehst", beklagte Stier. Nach elf Spieltagen ist Wolfratshausen mit sechs Zählern das Schlusslicht der Bayernliga Süd. "Vier Siege müssen bis zur Winterpause schon noch her", sagt Stier. Elf Spiele sind es bis zu deren Beginn. Unter anderem die Duelle mit den sechs bestplatzierten Teams der Liga stehen noch aus. Zu allem Überfluss verletzte sich Routinier Michael Rödl in Ismaning beim Aufwärmen, Gregoire Diep musste mit Verdacht auf einen Muskelfaserriss ausgewechselt werden. Um dem personellen Engpass entgegen zu wirken, könnte der BCF vertragslose Spieler nachverpflichten. "Ich halte Augen und Ohren offen, aber das ist eher unwahrscheinlich", sagt Stier, der selbst erst 32 Jahre alt ist, eine Rückkehr auf den Platz aber ausschließt: "Ich habe neun Operationen hinter mir, mein Körper ist kaputt." Nur der Luftsprung, der geht noch ganz gut.

© SZ vom 12.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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